Bochum/Herne. Ein Herner soll sein fünf Wochen altes Baby so stark geschüttelt haben, dass bleibende Schäden zu erwarten sind. Jetzt beginnt der Prozess.

Der kleine Marcel (Name geändert) aus Herne war gerade 36 Tage alt, als er mit akut lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik eingeliefert wurde. Die Ärzte stellten Hämatome im Gesicht und schwere Hirnblutungen fest. Ab Mittwoch, 31. Juli, steht Marcels Vater (31) in Bochum vor Gericht. Er soll den Säugling geschüttelt haben, um ungestört weiterschlafen zu können.

Die Anklage gegen den Herner macht sprachlos: Die Kindsmutter soll am 5. August 2023 frühmorgens die Familienwohnung an der Rottbruchstraße verlassen haben. Vereinbart worden war offenbar, dass dann der Vater das gemeinsame Kind beaufsichtigt und betreut. Laut Staatsanwaltschaft war der Vater allerdings erst wenige Stunden zuvor alkoholisiert in die Wohnung zurückgekehrt, fühlte sich im Verlaufe des Morgens dann durch das heftig quengelnde und schreiende Neugeborene gestört.

Der 31-Jährige soll den Säuglingsjungen daraufhin in einem nicht mehr näher bestimmbaren Zeitraum zwischen 9 Uhr und 12.40 Uhr mit seiner rechten Hand gepackt und mehrere Sekunden lang kräftig geschüttelt haben. Laut Anklage wollte er das Baby ruhigstellen, um ungestört weiterschlafen zu können.

Das Baby musste zwischenzeitlich intubiert und beatmet werden

Als der Vater den Säugling gegen Mittag vereinbarungsgemäß zur Weiterbetreuung übergeben haben soll, soll Marcels Uroma sofort den schlechten Zustand des Babys bemerkt und die Kindsmutter alarmiert haben. Laut Anklage war der Säugling sehr blass und bewegungslos. Am frühen Nachmittag wurde das Baby schließlich in die Kinderklinik des Bochumer St. Josef Hospitals gebracht. Dort diagnostizierten Ärzte an der linken Wange ein Hämatom sowie massive Blutungen im Gehirn. Das Baby musste zwischenzeitlich intubiert und beatmet werden - es bestand akute Lebensgefahr. 

Dass der Säugling die mutmaßliche „Schüttel-Attacke“ seines Vaters folgenlos übersteht, scheint ausgeschlossen. Aktuell gehen Mediziner davon aus, dass der Junge wohl sein Leben lang Pflege, Förderung und Unterstützung bekommen muss. Laut Anklage ist zu erwarten, dass er infolge der Hirnblutungen sowohl eine motorische als auch eine geistige Behinderung davongetragen hat.

Herner drohen mindestens drei Jahre Haft 

Die Anklage gegen den Vater aus Herne lautet auf schwere Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Der 31-Jährige sitzt seit Februar in U-Haft. Im Falle einer Verurteilung nach Anklage drohen ihm mindestens drei Jahre Haft. Für den Prozess haben die Richter der 1. Strafkammer am Bochumer Landgericht aktuell noch fünf Verhandlungstage bis zum 10. September anberaumt.