Herne. Seit Monaten ist die Filiale von Wurst König in Wanne dicht. Nun folgt das Ladenlokal in Herne-Mitte. Was ist der Grund für die Schließung?

Pommes-Currywurst oder Schnitzelbrötchen wird es von „Wurst König“ in Herne künftig nicht mehr geben. Seit geraumer Zeit prangt ein Zettel am Ladenlokal in der Bahnhofstraße 72: „Aufgrund der immer wiederkehrenden Einbrüche sind wir leider gezwungen, diese Filiale dauerhaft zu schließen. Wir bedanken uns für die jahrelange Treue.“

Seit Jahrzehnten versorgte Wurst König Kundinnen und Kunden mit Imbiss-Spezialitäten, aber auch mit Wurstwaren in der Filiale in Wanne-Eickel. Seit ungefähr einem Jahr ist die Wanner Filiale geschlossen. Die Ladenfront des Geschäfts auf der Hauptstraße ist mit Plastikfolie abgehangen. Lediglich der Schriftzug über dem Laden erinnert daran, dass hier einmal Wurstwaren und Imbiss-Spezialitäten über die Theke gingen. Dabei ist Wurst König erst Ende 2020 in die Wanner Innenstadt zurückgekehrt. Die Herner Redaktion berichtete. Der Geschäftsführer Michael Redding zeigte sich im Dezember 2020 vom Standort Hauptstraße überzeugt. Auch der Mietzins habe zu dem Zeitpunkt gestimmt. Er habe daraufhin einen Mietvertrag über die Dauer von zehn Jahren geschlossen. Vor ungefähr einem Jahr dann das Aus.

Auch die Filiale in Wanne-Eickel hat seit gut einem Jahr geschlossen.
Auch die Filiale in Wanne-Eickel hat seit gut einem Jahr geschlossen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der Polizei Herne sind keine Einbrüche in das Herner Ladenlokal bekannt

Nun folgt die Imbiss-Bude in der Herner Innenstadt. Als Grund nennt Wurst König im Aushang „immer wiederkehrende Einbrüche“. Wer sich das Ladenlokal aufmerksam ansieht, wird auf dem Boden Glassplitter erkennen. Wagt man einen Blick ins geschlossene Geschäft, verweilt dort ein loser Türgriff auf einem Imbisstisch, und auch die Tür wurde durch Spanholzplatten ersetzt. Der Polizei Herne sind, Stand 29. Juli, keine Einbrüche bekannt. Polizeisprecher Marco Bischoff berichtet lediglich von einem versuchten Einbruch vor vier Jahren. Die Möglichkeit, dass keine Strafanzeige gestellt wurde, besteht aber dennoch. Jedoch bleibt offen, wieso das Unternehmen dies nicht getan hat.

Trotz des Aushangs an der Ladenfront und den Kreideschriftzügen mit „dauerhaft geschlossen“, habe die Imbissbude laut Google weiterhin geöffnet. Von einer Schließung keine Spur. Schaut man sich die Rezensionen der Imbissbude an, kommt man schnell zu dem Schluss, dass Kunden über die letzten Wochen und Monate nicht gerade zufrieden mit der Ware, aber auch dem Services von Wurst König waren.

Google-Rezensionen geben Auskunft über Unzufriedenheit der Kunden

In einer relativ frischen Bewertung vom 17. Juli schrieb ein Nutzer: „Lieblos... liebloser... Wurst König!
Was ist bloß aus einer ehemaligen Qualitätsmetzgerei geworden?“ Er schreibt weiter: „Preis wird im Kopf ausgerechnet und nichts mehr in die Kasse eingegeben! Ist das die neue Firmenpolitik? Unangelernte Ersatzdamen scheinen wohl günstiger zu sein!“ Er rät zukünftigen Kunden: „Kehrt um, bitte!“

Wursthaus König ist in Rezensionen auf Google in der letzten Zeit nicht gut weggekommen.
Wursthaus König ist in Rezensionen auf Google in der letzten Zeit nicht gut weggekommen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ein weiterer Google-Nutzer schrieb vor fünf Monaten: „Hab dort eine Pommes Currywurst bestellt, wenn man es so nennen kann, die Pommes sind abgepackt und auf die letzte Pommes abgewogen in einer Frischhalte-Tüte aus dem Tiefkühlfach gekommen.“ Die Wurst habe geschmeckt, als sei sie schon zwei Tage alt. „Und das von einer Fleischerei. Da hab ich mir vom Geschmack mehr erhofft“, schreibt er weiter. Insgesamt kommt der Imbiss auf eine Bewertung von 4,1 von 5 möglichen Sternen auf Google.

Eine mögliche Insolvenz?

Ist eine finanzielle Schieflage Grund für die Schließungen der Herner Filialen? Eine Suche der WAZ-Redaktion im öffentlichen Online-Portal der Bundesländer zu Insolvenzbekanntmachungen ergibt keine Treffer. Jedoch sei, laut dem Handelsregister, der Firmensitz Mitte Juni innerhalb Essen-Kray verlegt worden. Vom Luftschacht 21 auf die Hängebank 13. Eine Firmenverkleinerung? Schaut man sich die Immobilien im Internet genauer an, so könnte man zu diesem Schluss kommen.

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Der neue Unternehmenssitz scheint rein optisch nicht viel größer oder kleiner zu sein als der vorherige. Jedoch wirkt es so, als wenn sich Wurst König die neue Immobilien mit mehreren Unternehmen teilt. Bei Hängebank 13 handelt es sich um ein Bürogebäude, in dem weitere Firmen ansässig sind. Bestätigt oder dementiert wird dies seitens Wurst König nicht.

Stille auf der Seite des Unternehmens

Generell werden alle Nachfragen zur Schließung in Herne seitens des Unternehmens nicht beantwortet. Trotz mehrmaliger Versuche reagiert der Geschäftsführer Michael Redding nicht auf Anfragen der WAZ. Einen ähnlichen Kommunikationsstil wählte das Unternehmen bei den Schließungen in Hattingen und Bochum-Wattenscheid. Anfang des Jahres schloss Wurst König die Filiale in Bochum-Wattenscheid, Ende Juni diesen Jahres den Standort in Hattingen.

Auf Nachfragen der dortigen WAZ-Redaktionen antwortete das Unternehmen gar nicht oder sagte gegenüber der WAZ-Redaktion Bochum: „Wir wollen uns dazu nicht äußern.“ Auf der Homepage von Wurst König werden weiterhin Bochum-Wattenscheid und Herne als Standorte angegeben. Im Aushang verweist das Unternehmen auf die benachbarten Städte: „Wir freuen uns, Sie in unseren Filialen in Bochum, Gelsenkirchen oder Gladbeck begrüßen zu dürfen.“