Herne. Wer in Herne sein kleines Kind betreut wissen will, muss auf einen Kita-Platz hoffen. Das Angebot bei Tageseltern hinkt in Herne weit zurück.
Eltern von unter dreijährigen Kindern können in Herne fast nur auf einen Platz in einer Kita hoffen. Das Angebot bei Tageseltern hinkt im Vergleich zu anderen Städten deutlich hinterher. Das geht aus Zahlen des NRW-Ministeriums für Kinder, Jugend und Familie hervor, die kürzlich veröffentlicht wurden. Demnach sollen in Herne im kommenden Kita-Jahr 2024/25 nur 377 Plätze bei Tageseltern angeboten werden und 1349 in Kitas. Das sind noch mal 24 Plätze weniger als im laufenden Betreuungsjahr.
Auf Anfrage bei der Stadt, teilt diese sogar noch niedrigere Zahlen mit. „Zum Stichtag 31. Dezember 2023 wird eine Zahl von 306 Plätzen in der Kindertagespflege ausgewiesen“, heißt es von Stadtsprecher Patrick Mammen. Bei den Zahlen aus Düsseldorf handele es sich gegebenenfalls um Planzahlen. „Die Anzahl der Tagespflegepersonen schwankt in Herne zwischen 75 und 80“, so Mammen weiter. „Gründe für die fast gleichbleibende Zahl von Betreuungspersonen trotz Neuakquise sind vielfältig.“ Tagespflegepersonen gründeten selbst eine Familie, gäben aus Altersgründen die Tätigkeit auf, zögen um, erkrankten oder orientierten sich beruflich anders. „Viele Personen haben nicht den Mut, sich sofort selbständig zu machen“, so Mammen. Insofern hielten sich die Zu- und Abgänge die Waage.
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Nur noch jedes fünfte Kind unter drei Jahren kann somit im kleineren Rahmen betreut werden, wie es bei der Tagespflege möglich ist (21,8 Prozent). 78,2 Prozent der Betreuungsplätze in dieser Altersklasse sind in Kitas angesiedelt. Zum Vergleich: In Mülheim an der Ruhr, das von der Einwohnerzahl von allen Ruhrgebietsstädten noch am besten mit Herne vergleichbar ist, macht der Anteil der Tagespflege mehr als die Hälfte aller U3-Plätze aus. Nur 48,6 Prozent entfallen auf die Kitas. In absoluten Zahlen bieten Tagesmütter und -väter dort laut der Zahlen vom Ministerium 2024/25 insgesamt 1265 Kindern einen Platz. Das sind 888 mehr als in Herne.
Auch in anderen Städten nimmt die Kindertagespflege eine deutlich wichtigere Rolle ein: In Bochum macht die Tagespflege prozentual 45 Prozent der U3-Plätze aus, in Essen immerhin 41,4 Prozent. Aber warum ist die Tagespflege in Herne so viel schlechter ausgebaut als in anderen Städten?
An den Voraussetzungen für die Tageseltern dürfe es inzwischen nicht mehr liegen, sagt Britta Möller, Teamleiterin bei den Herner Tageseltern, die für die Vermittlung in der Tagespflege in Herne zuständig ist. „Herne ist, was die Bedingungen angeht, ganz gut aufgestellt – gerade durch die neue Satzung“, so Möllers Einschätzung. Nach einigen Hilferufen von Tagespflegepersonen hatte die Stadt im Herbst 2023 eine neue Satzung beschlossen, die zum Jahr 2024 gültig wurde und unter anderem eine bessere Entlohnung sowie Urlaubszeit-Regelungen vorsieht. Zudem sei die Qualifizierung für angehende Tagespflegepersonen in Herne günstiger als in anderen Kommunen, betont die Teamleiterin.
Die Zahl der Plätze liege jedes Jahr bei etwa 300. Eine Aufstockung sei zuletzt nicht möglich gewesen, weil die Suche nach neuen Tagespflegepersonen sich schwierig gestalte. „Wir haben Schwierigkeiten, Leute zu finden, die es machen möchten und die wir auch haben möchten.“ Der Verein prüfe jede Person vor der Zusammenarbeit intensiv, da es ja auch um den Schutz der Kinder gehe, die im häuslichen Umfeld betreut würden. Die Qualitätsstandards seien hoch.
„Solange immer wieder Eltern hier anrufen und sagen, sie kennen das Angebot gar nicht, braucht es weiterhin unser Engagement, das Angebot publiker zu machen“, so Möller. Und auch die Vorsitzende der Vertretung der Kita-Eltern in Herne (JAEB), Karina Majer, sieht darin ein Problem. „Viele Eltern in Herne wissen glaub‘ ich gar nicht, dass es dieses Angebot gibt“, sagt sie. Außerdem müssten die Bedingungen für die Tageseltern verbessert werden. „Man hat eine Menge Verantwortung und am Ende kommt nicht viel bei raus. Das ist nicht sehr attraktiv“, sagt sie.
Dass das Angebot vor allem in den Kitas ausgebaut werde und nicht bei den Tageseltern, findet Majer nicht schlimm. Viele Eltern würden ihre Kinder gerne direkt in einer Kita anmelden. Und das Angebot sei in beiden Fällen gut. Wichtig sei, insgesamt ausreichend Betreuungsplätze zu bieten. Und diese steigen im U3-Bereich in Herne laut der Zahlen vom NRW-Ministerium kontinuierlich leicht an. Die Herner Tageseltern wollen auch weiterhin ihren Anteil dazu beitragen, betont Teamleiterin Britta Möller. Sie möchten mit weiteren Tagespflegepersonen und mehr Bekanntheit eine Säule in der Betreuungslandschaft in Herne sein. „Ich denke, wir können da durchaus einen Beitrag leisten – vor allem in Wanne gibt es noch einen sehr hohen Bedarf.“