Herne. Elektromobilität in der Speditionsbranche? Das ist noch eine große Ausnahme. Eine junge Herner Spedition lässt ausschließlich „Stromer“ rollen.

Während die Zahl der Elektrofahrzeuge im Pkw-Bereich langsam aber sicher steigt, gibt es in der Logistik immer noch eine große Zurückhaltung. Laut einer Statistik des Kraftfahrtbundesamts waren im Frühjahr mehr als 3,6 Millionen Lastkraftwagen in Deutschland angemeldet, davon hatten lediglich 63.564 einen Elektroantrieb. Doch der Herner Onur Karakas setzt mit seiner Spedition KRKS-Transporte ausschließlich auf Elektro-Lkw. Nach eigener Aussage ist er der einzige Spediteur im Ruhrgebiet, der sich darauf spezialisiert hat.

Der 33-Jährige hat sich im vergangenen Jahr selbstständig gemacht, allerdings hat er bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung im Bereich der Logistik, der gelernte Speditionskaufmann und Verkehrsleiter war unter anderem Fuhrparkleiter einer Großbäckerei, die Standorte im gesamten Ruhrgebiet hat.

„Ich war immer schon offen für neue Ideen in meiner Branche“, erzählt Karakas im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Dabei sei er selbstverständlich auf das Thema Elektromobilität gestoßen. Nachdem er sich über die Rahmenbedingungen informiert hatte, habe sein Entschluss festgestanden, sich mit einer Spedition selbstständig zu machen, die nur E-Lkw über die Straßen rollen lässt.

Onur Karakas sitzt noch regelmäßig selbst hinter dem Steuer.
Onur Karakas sitzt noch regelmäßig selbst hinter dem Steuer. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Gestartet sei er im vergangenen Jahr mit einem Fahrzeug, da saß er noch selbst am Steuer. Inzwischen verfüge er über eine kleine Flotte von vier Fahrzeugen, sechs Mitarbeiter hat er mittlerweile eingestellt. Dabei handelt es sich um 4,25 Tonner, die auch als Kofferfahrzeuge bezeichnet werden. Geht es nach Karakas, wird sein Fuhrpark weiter wachsen, auch die Zahl der Fahrer. Lkw-Fahrer sind zwar zurzeit äußerst rar, doch das stelle für ihn kein Problem dar, so Karakas. Da es sich um Elektrofahrzeuge handele, dürften sie auch in dieser Größe mit einem normalen Führerschein Klasse B gesteuert werden.

Für ihn steht fest: „Auf lange Sicht rechnet es sich.“ Zwar seien die Anschaffungskosten durchaus üppig und könnten pro Fahrzeug bis in den sechsstelligen Bereich reichen. Doch er könne dafür auch Förderung in Anspruch nehmen.

Karakas: Bei Betriebskosten sind Elektrofahrzeuge im Vorteil

Karakas nennt als ein Argument für Elektro-Lkw die Betriebskosten. Kosten für Wartung fielen kaum ins Gewicht, weil die meisten der wartungsbedürftigen Teile gar nicht mehr unter der Motorhaube stecken. Die Stromkosten seien niedriger als der Dieselpreis. Darüber hinaus seien Elektro-Lkw von Maut und Steuern befreit, und die Versicherung zahle auch noch hübsche Prämie.

Eine Frage, die bei Elektrofahrzeugen immer mitschwingt: Welche Reichweite haben die Fahrzeuge? „Bis zu 320 Kilometer bei optimaler Planung“, so Karakas. Und das reiche für seine Zwecke, denn er sei in erster Linie in der Region unterwegs. So könnten die Fahrzeuge über Nacht an den Ladestationen auf dem Betriebshof wieder mit „Saft“ vollgepumpt werden. „Und da die Batterien immer besser werden, wird auch die Reichweite in den kommenden Jahren steigen“, sagt Karakas voller Überzeugung.

Immer mehr Unternehmen fragen nach E-Mobilität, um selbst klimaneutral zu werden

Zu seinen Kunden zählt unter anderem Ikea. Wenn das schwedische Möbelkaufhaus liefern lässt, setzen sich die Fahrzeuge der Herner Spedition in Bewegung. Mit seiner Spezialisierung sieht sich Karakas auf dem richtigen Weg, denn immer mehr Unternehmen setzen sich eigene Nachhaltigkeitsziele und wollen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral werden. Da hilft es, wenn der Spediteur mit null Emissionen unterwegs ist.

Karakas ist überzeugt: „Auch mit Elektro-Lkw ist es möglich, große Ziele zu erreichen.“