Herne. Warum gibt es in Herne so wenige E-Autos? WAZ-Reporter Arne Poll zeigt sich im Kommentar überzeugt, dass es nicht nur an sozialer Struktur liegt.
Das will so gar nicht passen. Während der Oberbürgermeister von der grünen Stadt mit Zukunftstechnologien und der grünsten Industrieregion der Welt schwärmt, liegt Herne beim Umstieg auf Elektromobilität auf dem wenig schmeichelhaften letzten Platz.
Ein wesentlicher Grund dürften die sozialen Strukturen sein. Als Durchschnitts-Herner hat man weniger Geld in der Tasche als Menschen anderswo in NRW. Auch wenn die meisten E-Autos sich langfristig rechnen, muss man da eher von der Hand in den Mund leben und kann nicht den Kaufpreis für ein E-Auto mal eben auf den Tisch legen. Und im siebten Stock einer Mietskaserne lädt man sein E-Auto auch nicht an der Steckdose neben dem Fernseher.
Es gibt ausreichend Herner, bei denen die Bedingungen passen
Dennoch: Es gibt aber noch ausreichend Hernerinnen und Herner, bei denen die Bedingungen passen dürften, um den Anteil auf vielleicht 20 oder 30 Prozent zu heben. Warum wollen diese Menschen (noch) kein E-Auto? Die Gründe muss man wohl auch in Herne suchen. Die Stadt verweist lapidar auf den Bund. Es fehlen aber lokale Anreize, es gibt wenig Sichtbares, das überzeugen will. Der Ladesäulenausbau ist politisch gewolltes Klein-Klein. Mal hier mal da ein Ladepunkt, statt mal zehn Stück nebeneinander zu setzen und Zuverlässigkeit zu schaffen. Die Debatten sind oft von technischer Unkenntnis geprägt.
Als eine Stadt, die vom Autoverkehr geprägt ist, müsste Herne viel mehr vorangehen. Dortmund hat’s vorgemacht, hunderte Laternen umgerüstet, dafür selbst viel Geld in die Hand genommen. Es zahlt sich mit einem guten Image aus.