Herne. Welches ist das richtige Instrument für mein Kind? Und in welchem Alter sollte es mit dem Unterricht beginnen? Ein Musikschulleiter gibt Tipps.

Viele Eltern finden es schön, wenn ihr Kind ein Instrument spielt. Aber nicht immer ist eindeutig, welches das richtige Instrument für das Kind ist. Und wann ist das richtige Alter, um mit dem Musikunterricht zu beginnen? Gibt es das überhaupt? Christian Ribbe, Leiter der Musikschule in Herne, gibt Antworten auf viele Fragen von Eltern rund um das Erlernen eines Instruments.

Welches ist das richtige Instrument für mein Kind?
Das herauszufinden sei ein sehr individueller Prozess, betont Christian Ribbe. Deshalb sei es schwierig, allgemeingültige Aussagen dazu zu machen. „Die Eltern sollen sich dabei bloß zurückhalten“, rät der Experte. „Wenn das Kind musikalisch ist, findet das Kind selbst das Instrument.“ Idealerweise habe das Kind bereits in der musikalischen Früherziehung Kontakt zu einigen Instrumenten gehabt. Andere lernen bei dem Projekt „Jedem Kind sein Instrument“ (Jekits) in der Grundschule verschiedene Blas-, Streich- und Tasteninstrumente kennen.

Alternativ sollten Eltern Möglichkeiten ergreifen, damit das Kind verschiedene Instrumente ausprobieren kann. Musikschulen ermöglichen dies etwa beim „Tag der offenen Tür“. „Außerdem bieten wir kostenlosen Probeunterricht an“, sagt Ribbe. Dabei könne ein Kind zweimal eine halbe Stunde ein Instrument ausprobieren. Sollte nach dem ersten Termin auffallen, dass es nicht das richtige Instrument ist, könne auch noch mal getauscht werden. Erst danach binde man sich bei der Musikschule Herne für vier Monate.

Christian Ribbe, Leiter der Städtischen Musikschule in Herne, gibt Eltern Tipps rund um den richtigen Musikunterricht für ihr Kind.
Christian Ribbe, Leiter der Städtischen Musikschule in Herne, gibt Eltern Tipps rund um den richtigen Musikunterricht für ihr Kind. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Welches Alter ist das richtige, um ein Instrument zu erlernen?

„Es gibt kein richtiges Alter“, sagt Ribbe. In der Musikschule Herne gebe es bereits für Kinder ab einem halben Jahr die „Musikwindeln“, später die „Musikzwerge“. Anschließend geht es in die musikalische Früherziehung, erläutert Ribbe. Er habe aber auch einen Schüler, der 85 ist und erst nach der Pensionierung mit dem Spielen begonnen habe. Es sei also nie zu spät, ein Instrument zu üben.

Wann ein Kind bereit ist, ein Instrument zu erlernen, hänge sehr stark vom Kind ab. „Bei manchen ist es mit vier oder fünf das richtige Alter, bei anderen erst mit acht Jahren“, so Ribbe. Entscheidend sei natürlich auch das Instrument, mit dem man beginnen möchte.

Welches Instrument eignet sich besonders für den Einstieg, welche sind erst für Fortgeschrittene geeignet?

Früher sei die Flöte ein klassisches Einstiegsinstrument gewesen – wohl auch, da sie in der Anschaffung sehr preiswert ist. „Die Identifikationsmöglichkeit mit der Flöte ist aber sehr begrenzt“, sagt der Musikschulleiter. „Die Zeit der Blockflöte ist vorbei.“ Derzeit werde gerne auf ein Tasteninstrument zurückgegriffen. „Das Klavier oder Keyboard sind als Einsteigerinstrument super geeignet, weil durch Tastendruck sofort ein Ton erzeugt wird.“ Beliebt sei aber auch die Gitarre, da sie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis habe. Es gebe inzwischen aber selbst die Möglichkeit, auf dem iPad Musik zu machen. Instrumente wie das Fagott oder die Oboe seien für Anfänger hingegen kontraproduktiv.

Ist Einzel- oder Gruppenunterricht das bessere Modell?

„Ich favorisiere den Gruppenunterricht“, sagt der Musikschulleiter ganz klar. So mache es viel mehr Spaß, Musik zu machen. „Natürlich kann man die Effektivität in Frage stellen. Am Anfang geht es aber erstmal um die Musik“, so Ribbe. Entscheidend für guten oder schlechten Unterricht seien aber in erster Linie die Lehrer oder Lehrerinnen sowie die Schüler bzw. Schülerinnen – unabhängig von der Gruppengröße.

Wie viel Zeitaufwand muss für Unterricht und das Üben zu Hause eingeplant werden?

„Manche spielen nur in der Unterrichtsstunde und kommen dennoch vorwärts“, beobachtet Ribbe. „Andere üben täglich und kommen dennoch nicht weiter.“ Zehn Minuten zu üben sei völliger Quatsch; er favorisiert 20 bis 30 Minuten, damit das Kind nicht nur üben, sondern auch spielen könne. Je nach Kind könne es aber auch genauso gut oder auch besser sein, wenn nicht täglich, sondern nur jeden zweiten Tag geübt werde. Hinzu komme einmal in der Woche der Unterricht sowie gegebenenfalls noch das Spielen in einem Ensemble.

Welche Kosten kommen auf die Eltern zu?

Die Kosten für ein Instrument sind sehr unterschiedlich. „Für 20 Euro gibt es schon eine Blockflöte, für einen Flügel kann man auch 75.000 Euro ausgeben“, sagt Ribbe etwas überspitzt. Beim Anschaffungspreis einer Gitarre müsse mit etwa 150 Euro gerechnet werden, bei einem Klavier ab 3000 Euro, das kostengünstigere Keyboard gebe es ab 100 Euro. Wenn Eltern sich ein Instrument nicht leisten könnten, gebe es auch die Möglichkeit, es sich zu leihen.

Die aktuelle Preisliste kann bei der Musikschule Herne erfragt werden. Derzeit kostet Instrumental- und Vokalunterricht als Einzelunterricht bei 45 Minuten pro Woche im Monat knapp 100 Euro; 30 Minuten wöchentlich rund 65 Euro. Bei 45-minütigem Gruppenunterricht ab zwei Personen ist mit monatlich rund 50 Euro zu rechnen.

Was ist, wenn mein Kind von sich aus keinen Drang spürt, ein Instrument zu lernen, die Eltern das aber schön fänden? Sollte man das Kind überreden oder wie kann man es überzeugen?

Ein klares „Nein“ vom Musikexperten. „Warum sollte man das Kind quälen und es zwingen, Musik zu machen?“, fragt er. Er rät hingegen Eltern, denen es besonders wichtig ist, dass ihre Kinder musikalisch aufwachsen, schon in jungen Jahren mit der musikalischen Früherziehung das Kind mit Instrumenten in Berührung kommen zu lassen. Ansonsten könnten sie es auch mit einem Probeunterricht versuchen oder zum „Tag der offenen Tür“ kommen, um sich zu orientieren.

Der „Tag der offenen Tür“ findet an der Musikschule in Herne immer am ersten Samstag im November statt: der nächste also am 4. November.