Herne. Auf der Cranger Kirmes schnellen die Löhne für Aushilfen nach oben. Schaustellerpräsident Ritter beklagt die Entwicklung. Die Preise explodieren.
Als Aushilfe auf der Cranger Kirmes lässt sich so viel verdienen wie noch nie. Selbst einfachste Tätigkeiten werden teils weit über Mindestlohn honoriert. Die Schaustellerbetriebe müssen ihrerseits für Personal tief in die Tasche greifen. Schaustellerpräsident Albert Ritter beklagt dabei auch ein gesamtgesellschaftliches Problem.
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Aushilfe auf der Cranger Kirmes Einstiegslohn für Schüler ab 13 Euro
Rund um den Kirmesplatz hängen gut einen Monat vor der Kirmes bereits etliche Plakate. „Aushilfen gesucht (m/w/d)“ steht dort geschrieben. Es wird mit attraktiven Löhnen geworben. Albert Ritter hat in seinem eigenen Betrieb bereits die Erfahrung gemacht, dass es eine immense Herausforderung ist, an Personal zu kommen. Für die Cranger Kirmes habe er jetzt über eine Zeitarbeitsfirma zusätzlich Arbeitskräfte angeworben, um überhaupt alle Posten besetzen zu können. „Die kosten mich 30 Euro pro Stunde und Nase“, sagt Ritter. Und es handele sich dabei nicht um qualifiziertes Personal, sondern um Aushilfen. „Von dem Geld kommt natürlich längst nicht alles bei den Leuten selbst an.“
Schon wer als Schüler bei Ritters Biergarten anheuert, bekomme ab 13 Euro pro Stunde gezahlt. Für gelernte oder erfahrenere Kräfte liege der Stundenlohn noch ein Stück höher. Andere Schausteller erklären auf WAZ-Nachfrage, sogar konkret zwischen 20 und 25 Euro je Stunde für Aushilfen zu zahlen. Wenn jemand einen guten Eindruck mache, dann sei der Preis kaum noch eine Sache, über die man lange verhandeln wolle. Offiziell werden Stundenlöhne im Bereich ab 14 Euro aufgerufen. Kaum einer redet allerdings offen über das, was tatsächlich gezahlt wird. Die Schausteller wollen untereinander die Preise nicht noch weiter in die Höhe treiben.
Schaustellerpräsident Albert Ritter: „Ich brauche keinen Professor-Doktor“
Albert Ritter fordert ein Umdenken in der Gesellschaft. Gerade für einfache Tätigkeiten fehle das Personal. „Ich brauche bei mir keinen Professor-Doktor.“ Und den gestiegenen Freizeitbedarf mit Vier-Tage-Woche und Co. müsse man aber auch mit Personal bedienen, das bereit sei, im Freizeit-Sektor zu arbeiten: „Wenn wir feiern wollen, muss jemand da sein, der auf der anderen Seite steht“, sagt Ritter. „Wir müssen der nächsten Generation vermitteln, dass Arbeit etwas Normales ist.“
Die Explosion bei den Lohnkosten führe unweigerlich zu höheren Preisen auf der Kirmes, beklagt Ritter. Dazu komme, dass es immer noch hohe Ausgaben für Energie gebe. In Herne sei man mit einem Kilowattstundenpreis von unter 50 Cent beim Strom dank der Stadtwerke noch sehr gut dran. Anderswo zahle man viel mehr. „Wir hätten gerne den Großkapitalistenstrompreis von 6 Cent.“
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Kooperation mit der Agentur für Arbeit – Büro öffnet am 27. Juli
Albert Ritter setzt auch auf die Kooperation mit der Arbeitsagentur, die in der Jugendkunstschule an der Dorstener Straße 476 zur Cranger Kirmes extra ab dem 27. Juli ein Vermittlungsbüro eröffnet. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer sehr gute Zahlen und viele Vermittlungen gehabt“, sagt Arbeitsagentur-Sprecherin Anja Greiter. Wie die Lage in diesem Jahr aussehe, könne man aktuell noch schwer sagen. Das Projekt laufe erst an. Bewerbungen sind allerdings schon per Mail unter crange@arbeitsagentur.de möglich. Auf der Internetseite steht ein Bewerberbogen (externer Link, pdf). Wer will, kann sich auch gleich für Weihnachtsmärkte verpflichten lassen. Offen ist aus Sicht der Agentur für Arbeit, ob diese Lohnentwicklung auch so anhalte.
Als klassischer Ferienjob für Schüler eigne sich die Arbeit auf der Cranger Kirmes aus Sicht der Arbeitsagentur nicht. Die Behörde vermittle nur Arbeitsangebote für Menschen im Alter ab 18. Viele Aufgaben seien gerade im Abendbereich nicht unbedingt einfach.
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Ritter: Verpflichtung ausländischer Kräfte scheitert oft an bürokratischen Hürden
Albert Ritter erinnert daran, dass die Verpflichtung ausländischer Arbeitskräfte zuletzt oft gescheitert war. Schausteller, die auf dem Balkan, beispielsweise in Mazedonien, Kräfte anwerben wollten, seien an den bürokratischen Hürden verzweifelt. Es habe viele Monate gedauert, Arbeitsvisa auszustellen.
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Die Arbeitsagentur ist mit ihrem „Mobilen Vermittlungsbüro“ vom 27. Juli bis zum 11. August im Erdgeschoss der Jugendkunstschule an der Dorstener Straße 476. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 10 bis 15 Uhr. Freitag von 10 bis 13 Uhr. Bewerber-Hotline: 0151 – 12631585. Schausteller-Hotline: 0170 – 7987417. Die Hotline ist nur während der Öffnungszeiten verfügbar! Außerhalb der Öffnungszeiten und für vorherige Kontaktaufnahmen ist das Vermittlungsbüro unter crange@arbeitsagentur.de zu erreichen.