Herne. Dem Herner Weihnachtsmarkt droht in der jetzigen Form das Aus. Für Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich ist dies die Einsicht in die Realität.

  • Dem Herner Weihnachtsmarkt droht das Aus.
  • Für Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich ist das die Einsicht in die Realität.
  • Ein Weihnachtsmarkt soll an anderer Stelle trotzdem stattfinden.

In der vergangenen Woche ließ Stadtmarketing Herne mit der Mitteilung aufhorchen, dass der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt in der jetzigen Form vor dem Aus stehe. Das mag den einen oder anderen überrascht haben, ein Blick in die jüngere Vergangenheit offenbart jedoch, dass sich dieser Prozess längst anbahnte. Für Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich würde ein Aus in der jetzigen Form auch die Einsicht in die Realität spiegeln.

Der Rückblick führt an den Beginn des Jahres 2021. Damals tauchte die Frage auf, welcher Platz in Zukunft Hernes zentraler Veranstaltungsort wird. Schon damals bahnte sich an, dass es nicht der Robert-Brauner-Platz bleibt. Mit der Außengastronomie vor den Neuen Höfen würde der Rettungsweg für die Feuerwehr verlegt werden müssen, sodass kein Platz mehr für eine Bühne bleibt, die ja auch mal Teil des Weihnachtsmarkts war. Mit dem geplanten Umbau scheidet der Platz endgültig aus. Schon 2021 hatte Wennrich darauf hingewiesen, dass mit der Außengastronomie auch ein Ziel erreicht worden sei: Der Platz sei nun im Sommer jeden Tag belebt.

Herne: IG City wollte den Weihnachtsmarkt vor rund 15 Jahren loswerden

Wennrich lenkt den Blick aber auch noch weiter zurück. Denn bis vor etwa 15 Jahren haben die IG City den Weihnachtsmarkt organisiert, habe ihn dann aber loswerden wollen. Schon damals sei die Veranstaltung im Rathaus insgesamt in Frage gestellt worden, Stadtmarketing habe sich des Weihnachtsmarkts freiwillig angenommen und kräftig investiert, etwa in die Holzfiguren und die große Tanne in der Mitte des Platzes. Dazu seien auch Fördermittel angezapft worden. Entstanden sei ein kleiner, familiärer Weihnachtsmarkt, der funktioniert habe.

Mit der Außengastronomie hat Herne ein Ziel erreicht: die Belebung des Robert-Brauner-Platzes. Doch für Veranstaltungen steht damit zu wenig Platz zur Verfügung.
Mit der Außengastronomie hat Herne ein Ziel erreicht: die Belebung des Robert-Brauner-Platzes. Doch für Veranstaltungen steht damit zu wenig Platz zur Verfügung. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Doch mit der Außengastronomie vor den Neuen Höfen sei die Bühne weggefallen, dann hätten sich auch noch zwei Stammbeschicker (Steinmeister mit den Ruhrpotthütten und Menzel mit dem Eierpunsch) verabschiedet. Zudem habe Stadtmarketing für die Produktion nur noch rund 30.000 Euro zur Verfügung. Dazu zählten Dekoration, Organisation, Gebühren, Lagerung oder Auf- und Abbau. Zum Vergleich: Dortmund nimmt allein für Aufstellung, Betrieb und Abbau des riesigen Weihnachtsbaums die zehnfache Summe in die Hand. Wennrich merkt an dieser Stelle an, dass man mit dem Betreiber des Cafés Extrablatt ein partnerschaftliches Verhältnis pflege.

Wennrich: Höhere Attraktivität wird nur mit mehr Geld erreicht

Eine höhere Attraktivität sei nur mit mehr Geld zu erreichen, so Wennrich. Es stelle sich die Frage, woher es kommen soll. Vom Handel gebe es jedenfalls bisher keinen Beitrag. Für Herne könne es nicht das Ziel sein, einen Event-Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen, vielmehr gehe es um die Nahversorgung der Menschen, die sich sowieso in der City aufhalten.

Zur Attraktivität könnte ein (Bühnen)-Programm beitragen, doch um eine ansprechende Qualität zu bieten, müsse man deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ein attraktives Bühnenprogramm koste je Abend etwa 3000 Euro. Neben der Band müssten Bühne, Technik, Techniker und Werbung bezahlt werden. Zudem stelle sich die Frage, wann dieses Programm laufen soll: Tagsüber dürfte ein Unterhaltungsprogramm auf geringe Resonanz treffen, nach Ladenschluss sei es nicht mehr so effizient für den Handel, der ja vom Weihnachtsmarkt profitieren soll.

Noch kein ernstzunehmendes privates Veranstalter-Angebot

Wennrich: „Als wir angefangen haben, den Weihnachtsmarkt zu veranstalten, gab es nur dieses Angebot, dazu seien jetzt kleine, feine Märkte hinzugekommen. Und ein übergroßes Event auf dem Kirmesplatz.“ Als man sich für den Weihnachtszauber entschieden habe, da habe man nicht glauben können, dass der innerstädtische Weihnachtsmarkt nicht leidet?

Eins stellt Wennrich klar: Stadtmarketing werde auch in Zukunft einen Weihnachtsmarkt veranstalten, dann aber auf der Bahnhofstraße. Und wenn sich ein privater Veranstalter fände? Bisher habe es keine ernstzunehmenden Angebote gegeben, so Wennrich.

>>> IG-CITY-VORSITZENDER: HIGHLIGHT VOR DEM RATHAUS

Bei Norbert Menzel schlagen mit Blick auf den Herner Weihnachtsmarkt zwei Herzen in einer Brust: Er veranstaltet seinen Markt am Revierpark Gysenberg, zugleich ist es aber Vorsitzender der IG City. Auch er ist der Meinung, dass zum Beispiel ein Bühnenprogramm keine Lösung ist: „Deshalb kommen die Leute nicht.“ Seine persönliche Meinung: Man könnte an einem Wochenende vom Donnerstag bis Sonntag vor dem Herner Rathaus konzentriert ein Highlight veranstalten, alles andere werde schwer.