Herne. In Herne gibt es nun einen „Klimaparkplatz“ – laut Stadt ein „tolles Projekt“. Oberirdisch ist davon aber wenig zu sehen. Was so besonders ist.
Herne hat jetzt einen ersten „Klimaparkplatz“. Nach fünfmonatiger Umbauzeit wurde der Parkplatz an der Straße Im Sportpark in Wanne-Süd erneuert. Neben Pflaster und Asphalt spielen jetzt vor allem Wasser und Grün eine tragende Rolle. Umwelt- und Baudezernent Karlheinz Friedrichs spricht von einem „tollen Projekt“ – das Schule machen soll.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich der 2000 Quadratmeter große „klimagerechte Parkplatz“ vor der Sporthalle nicht groß von einem normalen. Die neuen Bäume sind noch klein, auch die Sträucher wurden gerade erst gesetzt. Von Grün also noch (fast) keine Spur. Und auch die Parkbuchten wirken nicht groß anders, außer dass die Pflastersteine nicht dicht an dicht verlegt wurden, so dass viel Gras zwischen ihnen wachsen kann.
Herne: Pro Stellplatz wurde ein Ahorn gepflanzt
Das Besondere an dem Klimaparkplatz ist nicht sichtbar, weil unterirdisch. Das Niederschlagswasser wandert auf dem Areal nicht wie bislang in die Kanalisation, sondern wird unter der Oberfläche gesammelt. So genannte Speicherkörper halten das Wasser zwischenzeitlich fest und geben es zur Wasserversorgung bei Bedarf an die Pflanzen ab, erklärten die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt am Montag, als der Parkplatz eröffnet wurde. Pro Stellplatz wurde zudem ein Ahorn gepflanzt, und die 74 Abstellflächen wurden mit besagtem versickerungsfähigen Pflaster ausgestattet, so dass das Wasser schnell nach unten fließen kann. Jeder Baum hat zudem eine eigene Rigole, die ebenfalls Regen aufnimmt.
„Herne wird immer mehr in Richtung Schwammstadt entwickelt“, lobte Andreas Giga von der Emschergenossenschaft. „Schwämme“ wie Dach- und Fassadenbegrünungen, aber auch Flächenentsiegelungen wie jetzt am Sportpark sorgten dafür, dass Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert werde, um vor Ort das Mikroklima positiv zu beeinflussen. So wirke der Klimaparkplatz mit seiner Verdunstungsfläche künftig wie eine „natürliche Klimaanlage“.
Wie bisher sind drei Parkplätze behindertengerecht. Geplant sind unter anderem auch E-Ladesäulen an zwei Pkw-Stellflächen sowie für E-Bikes. Sie sollen in den kommenden Monaten aufgestellt werden.
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Auch wenn der neue Parkplatz mit rund 700 000 Euro nicht zuletzt wegen der unterirdischen Speicherkapazitäten viel teurer sei als ein konventioneller, so rechne sich ein klimagerechter Umbau auch wirtschaftlich, sagten die Beteiligten. Etwa der Umstand, dass die Bäume und Pflanzen im Umfeld jetzt in heißen Sommern nicht mehr bewässert werden müssten, spare viel Geld. „Das ist ein nicht zu unterschätzender Kostenvorteil“, sagte Stadtgrün-Chef Karl-Heinz Kuhl. „Totalschäden“ an Bäumen, die trotz Bewässerung in der Hitze dennoch aufträten, gebe es dort jetzt wohl nicht mehr, ergänzte Umweltdezernent Friedrichs.
Nicht zuletzt soll es keine Überflutungen durch Starkregen an diesem Ort mehr geben: weil das Wasser schnell in die neuen Speicher fließen könne, aber auch, weil der Parkplatz „tiefergelegt“ und als Mulde angelegt wurde.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Projekt mit der Zukunftsinitiative Klima.Werk
Durchgeführt wurde das Projekt im Rahmen der Zukunftsinitiative Klima.Werk, einem Netzwerk von Emscherkommunen und Emschergenossenschaft, zu dem auch die Stadt Herne gehört. Entwickelt hat den Klimaparkplatz die Stadt selbst.
Finanziert wurde der Umbau des Parkplatzes mit einer Förderung der Landes.