Herne. Herne will eine „Fairfassung“ unterschreiben – eine Charta für Fairen Handel und Nachhaltigkeit. Wozu sich die Stadt damit verpflichten will.
Die Stadt Herne will den Fairen Handel weiter stärken. Gemeinsam mit den anderen Städten des Ruhrgebiets will Herne die „Charta Faire Metropole Ruhr 2030 – Eine Fairfassung für das Ruhrgebiet“ beschließen. Diese „Fairfassung“ passe gut zur Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Herne, sagt Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt, zur WAZ. Und wenn das gesamte Ruhrgebiet hinter der Charta stehe und beim Fairen Handel gemeinsam an einem Strang ziehe, dann sei zudem das Gewicht größer, als wenn sich eine Kommune alleine auf diesen Weg begeben würde.
Herne, sagt Daniel Wirbals, engagiere sich seit vielen Jahren für eine stärkere Verankerung des Fairen Handels in der Stadt. Dazu gehöre auch, dass die Stadtverwaltung selbst „fair“ einkaufe. Herne ist laut Rathaus bereits seit 2011 „Fairtrade-Stadt“ und wurde zuletzt für das zehnjährige Engagement als aktive Fairtrade-Stadt ausgezeichnet. Ähnlich seien die Anstrengungen in den anderen Städten des Ruhrgebiets: Bereits 2013 sei das Revier als erste Region deutschlandweit durch Fairtrade Deutschland als Faire Region ausgezeichnet worden. Nun soll die Charta Faire Metropole Ruhr 2030 folgen.
Herne: Basis der Charta sollen 17 Nachhaltigkeitsziele bilden
Diese „Fairfassung“ von 53 Städten, Gemeinden und vier Kreisen der Metropole Ruhr soll für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Lieferkette von Produkten sorgen. Die Basis bilden sollen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Unter dem Motto „Ein Ratsbeschluss. Sieben Ziele,viele Optionen“, so die Stadt, hätten engagierte Vertreter aus Verwaltungen, kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen im Ruhrgebiet die Charta im vergangenen Jahr erarbeitet. Nun wird sie in den Städten vorgestellt und in den politischen Gremien diskutiert. In Herne soll der Rat das Papier Mitte März beschließen.
„Für uns haben die 2 Entwicklungsziele zur Schaffung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen sowie die Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster eine besondere Relevanz“, heißt es in der Charta unter anderem. Und: „Klimaschutz muss bei all unseren Aktivitäten mitgedacht werden.“ Die Kommunen fordern von den Unternehmen, deren Produkte sie einkaufen, Verantwortung in ihrer Lieferkette dafür zu übernehmen und glaubwürdig nachweisbar darzulegen, dass internationale Menschen- und Arbeitsrechte eingehalten werden. „Wir überprüfen unseren Einkauf hinsichtlich öko-sozialer Kriterien und richten diesen so weit wie möglich nach den Grundsätzen des Fairen Handels aus“, so die Verpflichtung der Unterzeichner. Und: „Wir motivieren und befähigen die Menschen in der Region, sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit einzusetzen.“
Bei „Ökoprofit“ spielen nun auch Fairer Handel und Faire Beschaffung eine Rolle
Sieben Hauptziele wollen die Kommunen mit der Charta erreichen. So wollen sie unter anderem die Zahl der städtischen Einkäufe erhöhen, die den Kriterien des Fairen Handels entsprechen, außerdem wollen sie den Anteil fairer Produkte bei städtischen Veranstaltungen steigern. Nicht zuletzt soll es mehr Faire Kitas und Faire Schulen geben.
In Herne gebe es noch eine Besonderheit, sagt Daniel Wirbals, der stellvertretende Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung. Die Stadt verpflichte sich zu weiteren drei Zielen. Eins davon: Unternehmen, die sich an dem Projekt „Ökoprofit“ beteiligen, werden ab sofort auch in die Themenbereiche Fairer Handel und Faire Beschaffung von Produkten eingeführt. Bei Ökoprofit lernen die Firmen, wie sie Betriebskosten senken und dennoch in den Umweltschutz investieren können. Diese Einbindung von Ökoprofit, so Wirbals, „ist schon etwas Besonderes“.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Fairtrade-Stadt seit 2011
Am 4. Juni 2011 wurde Herne bei einer feierlichen Veranstaltung in der Künstlerzeche Unser Fritz der offizielle Titel „Fairtrade-Stadt“ verliehen. Herne ist seither Teil einer weltweiten Bewegung von Kommunen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzt.
Für die Auszeichnung musste die Stadt mehrere Kriterien erfüllen. Dazu gehörten – und gehören bei der alle zwei Jahre notwendigen Verlängerung des Titels – unter anderem eine gewisse Anzahl von Unternehmen in Einzelhandel und Gastronomie, die faire Produkte anbieten.