Herne. Fairer Handel, faire Kita - Kita Fabio verwendet fair gehandelte Produkte und setzt sich pädagogisch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander.

  • Fabio wurde vom Netzwerk Faire Metropole Ruhr als „faire Kita“ zertifiziert
  • Ziel: Kinder sollen globale Zusammenhänge lernen, um nachhaltig zu handeln
  • SPD Stadtverordneter Roberto Gentilini möchte das Projekt erweitern

Fairer Handel, faire Kita – dieses Motto hat sich das Team der Kindertagesstätte Fabio auf die Fahnen geschrieben. Erzieherinnen und Kinder leben dieses Konzept – von der Ernährung bis zur Mülltrennung. In Herne sind sie bislang als einzige vom Netzwerk Metropole Ruhr als „faire Kita“ zertifiziert. Die Erzieherinnen Dagmar Zilonka und Sandra Frin wollen mit Markus Heißler vom Eine Welt Zentrum und dem SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini das Thema „Fairtrade“ in Herne voran bringen.

„Dass wir faire Produkte nutzen, ist nur ein Teil der fairen Kita“, erklärt Sandra Frin. Die Vorgabe des Netzwerkes lautet, dass mindestens zwei fair gehandelte Produkte in den Kita-Alltag einziehen müssen – Kaffee und Tee sind leicht umzustellen. Auch wenn sich am Kaffee die Geister scheiden. „Ich bin froh, dass unser Team geschlossen mitzieht.“ Es gebe Kitas, in denen es um den Kaffee heiße Diskussionen gebe.

Pädagogische Einheiten spielen eine wichtige Rolle

„Neben fairen Produkten spielen pädagogische Einheiten eine wichtige Rolle“, erläutert Sandra Frin. Solidarität, Toleranz und Weltoffenheit zählen zum globalen Lernen. Dies lasse sich einfach in den Kita-Alltag einbauen. „Wir machen viele Projekte, vor allem mit den Vorschulkindern.“ Im Vordergrund stehe die Frage: Was ist fair und was ist unfair? Jede Erzieherin gehe das Thema auf ihrem Fachgebiet an. So setze Dagmar Zilonka vieles in Rollenspiel und Theater um, Sandra Frin erarbeitet die Themen kreativ.

Die Kinder lernen Nachhaltigkeit spielerisch

„Wie fairer Handel funktioniert, erklären wir meistens am Beispiel der Banane.“ Auch den Weg eines T-Shirts bis in deutsche Läden verfolgen Erzieherinnen und Kinder. „Viele können sich nicht vorstellen, dass es nicht allen Kindern so geht wie ihnen hier“, sagt Sandra Frin. Das habe sich deutlich beim Afrika-Projekt gezeigt, als es um die Frischwasserversorgung ging. „Ein Kind meinte, dass sei doch nur eine Geschichte.“ Spielerisch lernen Kinder, wie das Leben in anderen Ländern aussieht, aber auch komplexere Sachverhalte wie den Klimawandel: „Man darf die Kinder nicht unterschätzen und kann ihnen solche Themen ruhig zumuten.“

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und fairen Handel zu wecken, ist eines der Ziele des Projekts „faire Kita.“ „Viele Kitas setzen einen Großteil der Anforderungen ohnehin schon um“, betont Markus Heißler, der einer von fünf Projekt-Koordinatoren ist. „Wir bieten unter anderem Fortbildungsangebote für Erzieher an.“ Viele glauben, dass es teuer sei, auf faire Produkte umzustellen. „Das ist ein Irrglaube“, stellt Sandra Frin klar. „Wir kochen alle Mahlzeiten frisch und kommen mit dem Geld gut aus.“

Auch Schulen und Stadttöchter sollen mitmachen

Roberto Gentilini ist begeistert von der engagierten Kita, die bereits 2014 das erste Mal zertifiziert wurde, sich aber aufgrund des Trägerwechsels nochmal neu bewerten ließ. „Ich finde, dass im Bereich ,Fair Trade’ auf kommunaler Ebene noch viel mehr laufen müsste.“ Er will sich dafür einsetzen, dass noch mehr am Projekt teilnehmen. „Wir wollen nicht nur Kitas, sondern auch Schulen, Gastronomen und städtische Unternehmen ansprechen.“ Ein Gespräch mit OB Frank Dudda habe es bereits gegeben, mit positiven Signalen. „Man muss ja nicht immer sofort radikal umschwenken, aber einen Anfang machen.“ Um die Erfahrungen der ersten „fairen Kita“ besser zu verbreiten, plant er ein Treffen mit allen Kitaleitern zu organisieren.

>> INFO: SO KÖNNEN KITAS MITMACHEN

Das Netzwerk Faire Metropole Ruhr startete das Projekt 2013. Förderer ist die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Voraussetzungen sind: Beschlussfassung sowie ein faires Team, aus Eltern und Erziehern. Kitas müssen mindestens zwei faire Produkte verwenden und Fairtrade in die Bildungsarbeit einbinden.

Bewerbungsunterlagen gibt es unter www.faire-kita-nrw.de. Koordinator fürs mittlere Ruhrgebiet ist Markus Heißler: HER 99 49 715, mheissler@kk-ekvw.de