Herne. Das Herner Bauunternehmen Heitkamp ist an den Aufräumarbeiten im Katastrophen-Gebiet beteiligt. Auch beim Wiederaufbau könnte es dabei sein.

Das Herner Bauunternehmen Heitkamp ist seit wenigen Tagen an den Aufräumarbeiten in den Flutkatastrophen-Gebieten beteiligt. Auch beim Wiederaufbau könnte es mit von der Partie sein.

Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, sei nicht abzusehen, so Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz.
Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, sei nicht abzusehen, so Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz. © Unbekannt | Heitkamp

Am Montag in aller Frühe habe die Einsatzleitung Ahrweiler des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beim ihm angerufen und gefragt, ob Heitkamp helfen könne, erzählt Geschäftsführer Jörg Kranz im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Der Name Heitkamp sei dem Amt von der Kölner Feuerwehr genannt worden, für die das Wanner Unternehmen mehrfach Aufträge abgewickelt hat. Bereits am Sonntag habe Heitkamp in Erfttal geholfen, benzinhaltiges Wasser aus Kellern zu entsorgen.

Er habe noch am selben Morgen einen Mitarbeiter ins Katastrophengebiet geschickt, um eine erste Einschätzung vorzunehmen, so Kranz. Abends habe man geschaut, welche Geräte zum Einsatz kommen könnten. Diese seien dann teilweise von anderen Baustellen, zum Beispiel aus dem Saarland oder von der Baustelle an der A1 bei Leverkusen, abgezogen und am Dienstag auf den Weg gebracht worden. Kranz betont: „Die anderen Baustellen leiden nicht.“ Arbeiten, die nicht zeitkritisch seien, würden umgeschichtet. Auch manche Auftraggeber zeigten sich verständnisvoll. Im Gegenteil: Es werde sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass Heitkamp Hilfe leistet.

Seit Mittwoch sind die Bagger im Einsatz. Das sei einer von der depriminierenden Sorte. Einsatzort ist das Ahrtal. In Dernau habe man angefangen, zerstörte Brücken zurückzubauen, Schutt zu beseitigen und aufzuräumen. Auch Kranz zeigt sich angesichts der Fotos geschockt, die die Mitarbeiter geschickt haben.

Neuartiges Brückenbausystem könnte beim Wiederaufbau Zeit sparen

In anderer Hinsicht ist Heitkamp in ersten Gesprächen: So haben die Flutwellen Teile der A1 und der A61 weggespült - inklusive Lärmschutzwände. Mit Blick auf den Wiederaufbau sei man mit der Autobahngesellschaft des Bundes im Gespräch, Ergebnisse gebe es aber noch nicht. Das gelte auch für die Landstraßen. Denn die Wassermassen haben auch viele Kilometer Land- und Bundesstraßen zerstört.

Gerade beim Wiederaufbau von zerstörten Brücken - allein die Deutsche Bahn nannte am Freitag die Zahl 50 - könnte ein System zum Einsatz kommen, das Heitkamp als erstes Unternehmen in Deutschland angewendet hat: bei dem Brückenbau über die A3 bei Emmerich. Statt Beton kamen bei der Errichtung der Brückenpfeiler Kunststoffgitter zum Einsatz. Sie werden Lage für Lage übereinandergeschichtet, das Erdreich dazwischen wird maximal verdichtet. „Das spart erheblich Zeit, da das Material nicht erhärten muss wie Beton“, so Kranz. Zum Vergleich: Die Kunststoffkonstruktion war in zehn Tagen fertiggestellt, laut Kranz hätte es bei Beton rund drei Monate gedauert. Und Zeit sei nach der Katastrophe ein wichtiger Faktor.

Das Team vor Ort arbeitet „von Hell bis Dunkel“

Wie viele Brücken zerstört worden seien, könne zurzeit niemand sagen, so Kranz. Das sei alles noch zu frisch. Im Unternehmen werde gerade überlegt, wie eine Wiederaufbau-Lösung aussehen könne. Wie lange der Einsatz im Ahrtal dauern werde, sei überhaupt nicht abzusehen. Ein Mitarbeiter habe mit dem THW in einem Hubschrauber das gesamte Gebiet überflogen und habe danach gesagt, dass man dort zwei Jahre zu tun habe. Allerdings sei die Lage immer noch unübersichtlich. Angesichts des Ausmaß gebe es noch keine funktionierende Koordination zwischen den verschiedenen Organisationen. Heitkamp werde jetzt Stück für Stück Brücken säubern und freilegen. Kranz schaut etwas besorgt auf dieses Wochenende, weil erneut Regen angesagt ist. Deshalb würde die Mannschaft „von Hell bis Dunkel“ arbeiten.