Herne. Viele Fahrschüler, wenige Prüfer: Herner Fahrschulen kriegen kaum noch Prüfungstermine. Schüler warten bis zu neun Monaten und zahlen mehr Geld.
Den Führerschein in acht Wochen durchziehen? Darüber können die Fahrschulen aus Herne seit Beginn der Corona-Pandemie nur noch lachen. „Wir haben immer damit geworben, dass man den Führerschein bei uns besonders schnell machen kann. Aber mittlerweile warten wir bis zu neun Monate auf einen Prüfungstermin“, heißt es von der Fahrschule Breitkreuz an der Mont-Cenis-Straße in Herne.
Laut Ute Reimertshofer von der Verkehrsschule Reimertshofer auf der Bochumer Straße sind Fahrschülerinnen und Fahrschüler dadurch oft gezwungen, mehr Fahrstunden zu nehmen, als sie eigentlich bräuchten. Schließlich wolle jeder kurz vor der praktischen Prüfung nochmal ins Fahren reinkommen. Gabor Tandari von der Fahrschule FunDrive in Herne-Mitte sagt, dass davon teilweise sogar Jobs abhingen.
Herner Fahrschulen machen den TÜV für lange Wartezeiten verantwortlich
Die Fahrschulen aus Herne und der Verband der Fahrlehrer machen die TÜV-Stellen für den Mangel an Prüfungsterminen verantwortlich. Während die Prüfungszeiten von 45 auf 55 Minuten verlängert wurden und viele Prüfer in Rente gingen, hätte man sich nicht um neues Personal gekümmert. Hinzu komme, dass immer wieder Prüfungen wegen Corona-Erkrankungen ausfielen. „Die Fahrschüler müssen extrem flexibel sein. Der Frust über die Kosten der zusätzlichen Fahrstunden landet bei uns“, ärgert sich Ute Reimertshofer.
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Telefonisch seien sowohl die Herner TÜV-Stelle als auch das Straßenverkehrsamt nur selten zu erreichen. Der zuständige TÜV-Ansprechpartner für die Fahrschulen arbeite nicht mehr dort. Auch sind mehrere Versuche der WAZ Herne gescheitert, den TÜV-Nord für ein Statement zu erreichen. „Alle 14 Tage kann man mal mit einem neuen Termin rechnen“, sagt Fahrlehrer Breitkreuz. Mittlerweile hätten die Herner Fahrschulen sogar eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe, über die sie sich untereinander Termine vermitteln.
TÜV-Verband sieht die Schuld auch bei den Fahrschulen selbst
Laut dem TÜV-Verband müssen sich Fahrschülerinnen und Fahrschüler seit Pandemiebeginn in vielen Regionen Deutschlands auf lange Wartezeiten für die praktische Führerscheinprüfung einstellen. So seien während des Lockdowns im ganzen Land rund 192.600 praktische Fahrprüfungen ausgefallen und müssten nun nachgeholt werden. Außerdem hätte man beobachten können, dass der Bedarf an Prüfplätzen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 deutlich angestiegen sei, weil die Pandemie das Mobilitätsverhalten vieler Menschen verändert habe.
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Erschwerend komme hinzu, dass es immer noch Verzögerungen bei der Bearbeitung von Fahrerlaubnisanträgen in den Behörden gebe sowie Einschränkungen bei den Erste-Hilfe-Kursen. Auch in anderen Ländern, wie beispielsweise Großbritannien, sei das Phänomen zu beobachten. Die Schuld liege laut TÜV-Verband jedoch auch bei den Fahrschulen selbst. Die Durchfallquoten von Prüflingen lägen in Deutschland bei mehr als 60 Prozent. Davon seien 45 Prozent bei ihrer zweiten, dritten oder vierten Prüfung gescheitert. Mit einer besseren Vorbereitung könne die Zahl der Mehrfachdurchfaller gesenkt werden.