Herne. Das Kultur-Open-Air an den Herner Flottmann-Hallen ist wieder gestartet. Am Wochenende gab es auf der Bühne vom Trio Tamala Weltmusik.
Im Endspurt Richtung Sommerbeginn nahm das Kultur-Open-Airin Herne am vergangenen Samstag mit dem senegalesisch-belgischen Trio Tamala kurzerhand eine Abkürzung, welches Neues und Bekanntes aus zwei Welten in ein wunderbar lässiges Klangerlebnis auf der Bühne hinter den Flottmann-Hallen zusammenbrachte.
Für die feine Symbiose aus traditionell afrikanischer und klassisch europäischer Instrumentalisierung liebäugeln der belgische Geiger Wouter Vandenabeele und die beiden Senegalesen Mola Sylla und Bao Sissoko zwar immer wieder mit dem Jazz, doch in der Weltmusik scheinen sie sich dann doch zuhause zu fühlen. Deren Darbietung kommt dabei ohne viel gesprochenes Wort aus, das sich auf die Ankündigung des nächsten Stückes beschränkt, welches zumeist einsilbige Namen trägt und kraftvoll in ferner Sprache von Mola Sylla gesungen wird.
Wie überall auf der Welt ist auch in ihren Liedern die Liebe Thema, in sich der immer wiederholenden Geschichte: Er wartet auf sie und wartet und wartet. Doch sie taucht nicht auf. Seicht tröpfelt aus Bao Sissokos westafrikanischer Harfenlaute eine Melodie, die sich zum Fundament festigt, durch das eine klagende Geige schneidet.
Musiker strahlen Ruhe aus
Eine kühle Brise weht durch die 40 Besucher, die regungslos dasitzen und sich voll im wabernden Sog der Musik einnehmen lassen. Mit langanhaltenden Gesten zeigt Mola Sylla seine Misere auf, streckt seine offenen Hände dem Publikum entgegen, ehe sie langsam seinen Kopf greifen und ihn gefasst halten. Das nächste Stück sei einem guten Freund gewidmet, einem Lehrer, der bedürftigen Kindern eine Beschulung ermöglichen wolle. Das Instrumentalstück klingt westlicher, fast filmisch und wird angetrieben durch perkussives Rascheln und Klacken der Klanghölzer. Der einfache Groove zeigt Wirkung und nimmt einige Köpfe der Zuhörer in seinem Rhythmus mit.
Alle drei sind voll in ihrem Element und strahlen in ihrem virtuosen Spiel eine große Ruhe aus. Ob punktierte Spitzen oder dezente Veränderungen in der Lautstärke harmoniert ihre Musik auch in der Improvisation, die mit kurzen Blicken dynamisch koordiniert wird.
Dazu flattert Absperrband im Wind und Schattenspiele abendlicher Spaziergänger ziehen an der verkleideten Absperrung vorbei. Langsam verschwindet auch die Sonne hinter einem Hügel und taucht die Bühne in goldenes Licht, von der ein verspielt, lebhafter Beat dem Publikum noch einmal einheizt. Dazu ein freudig, aufregendes Geigenspiel zu lebensbejahendem Gesang, der Gemeinsamkeiten in den Religionen betont und ein gutes Gefühl zurücklässt.