Herne. Telefonbetrüger denken sich immer neue Maschen aus. Doch bei einem Anruf landen sie ausgerechnet bei der Leiterin der Herner Verbraucherzentrale.
Manchmal fragt man sich, ob Betrüger eigentlich Fortbildungen machen. Jedenfalls denken sie sich ganz offensichtlich immer neuen Maschen aus, um Menschen um ihr Geld zu bringen. Das Vorgehen der Gauner ist dabei im Laufe der Zeit immer professioneller geworden. Pech hatten die Betrüger aber diesmal bei der Auswahl eines potenziellen Opfers. Denn sie riefen ausgerechnet bei Veronika Hensing an – der Leiterin der Herner Verbraucherzentrale.
Hensing spielte das Spiel mit, denn so kann sie vor einer neuen Masche warnen. Und die ist so angelegt:
Als sie den Anruf angenommen habe, habe sich am anderen Ende eine Computerstimme gemeldet und mitgeteilt, dass Hensing eine Corona-Sonderzahlung erhalte. Sie müsse dazu auf ihrem Telefon die 1 drücken.
Daraufhin habe sich eine Frau gemeldet, die sich – mit ausländischem Akzent – als Frau Schulte vorgestellt und behauptet habe, sie sei Mitarbeiterin der Bundesfinanzverwaltung. Deren vermeintlich frohe Botschaft: Da das Corona-Virus aus China stamme habe die Volksrepublik China mit der EU eine Vereinbarung getroffen, dass jeder EU-Bürger eine Schadenersatzzahlung in Höhe von 24.000 Euro erhalte.
Angesichts der Tatsache, dass China Inspektoren der Weltgesundheits-Organisation, die den Ursprung des Virus in Wuhan untersuchen wollten, nur mit Verzögerung und sehr widerwillig ins Land gelassen hat, eine ziemlich plumpe Behauptung. Und eine Vereinbarung über Schadenersatzzahlungen hätte wohl tagelang die Schlagzeilen beherrscht.
976 Euro überweisen, um 24.000 Euro zu erhalten
Obwohl Hensing den Betrugsversuch längst erkannt hatte, spielte sie weiter mit. Die Frau habe ihr mitgeteilt, dass sie sich eine Bearbeitungsnummer notiere solle, wenig später würde sich die Sachbearbeiterin Eva Rose bei ihr melden und Näheres mitteilen. Hensing müsse nur noch ihre Rückrufnummer mitteilen. 15 Minuten später habe sie tatsächlich wieder einen Anruf erhalten, der angeblich von der Bundesfinanzverwaltung kam. Eine „Frau Klein“ habe sie mit Sachbearbeiterin „Eva Rose“ verbunden.
„Eva Rose“ habe ihr die 24.000 Euro in Aussicht gestellt, Hensing müssen allerdings zuvor Kosten für die Überweisung zahlen: 976 Euro. Das Konto? Keinesfalls das von der Bundesfinanzverwaltung, sondern ein gewisser Jose de Toro, die IBAN war eine spanische: ES2102390806762533248424.
Hensing lehnte das scheinbar verlockende Angebot ab und machte sich auf die Suche nach der Rufnummer, die im Telefon angezeigt worden war – die Spur führte in die Türkei. Von dort aus agieren nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts betrügerische Banden mit ganzen Callcentern.