Herne. Beim Rats-TV in Herne sind Aufwand und Kosten hoch. Zu hoch? Das soll eine Verlängerung der Probephase zeigen. Dabei gibt es auch Neuerungen.

  • Probephase für Rats-TV soll bis Ende des Jahres verlängert werden
  • Geplant ist auch eine „Kosten-Nutzen-Analyse“
  • Weitere Kamera-Perspektive für den Saal geplant

Die Stadt Herne will die Probephase für Rats-TV verlängern. Nun soll bis Ende 2022 geklärt werden, ob Ratssitzungen auch künftig live im Internet übertragen werden. Die Probephase sollte ursprünglich jetzt im Juni vor der Sommerpause enden, ein Ratsarbeitskreis spricht sich aber für die Verlängerung aus. In dem zusätzlichen halben Jahr soll auch geprüft werden, ob und wie Sequenzen der Live-Streams von anderen genutzt werden können. Hintergrund: Nach den Sitzungen finden sich regelmäßig Ausschnitte aus Rats-TV etwa auf Facebook oder Instagram. Hochgeladen werden die Beiträge unter anderem von Ratsmitgliedern, die ihre Reden präsentieren. Dazu gibt es aber noch keine Regeln.

Hintergrund: Rats-TV feierte im September 2021 Premiere. Vorausgegangen war ein jahrelanges Hickhack in der Politik über das Für und Wider. Mit Hilfe einer einjährigen Probephase sollte geschaut werden, ob das Ganze funktioniert und Sinn macht, sprich: wie die Resonanz der Bürgerinnen und Bürger ist. Die Streams werden nicht nur live auf www.herne.de/ratstv ausgestrahlt, sondern können auch nachträglich abgerufen werden – bis zu einer Woche nach der Veröffentlichung der schriftlichen Protokolle. Angeboten werden sie mit und ohne Gebärdensprache.

Herne: „Einschaltquoten“ sind gesunken

Rund 3500 Euro kostet eine Übertragung. Eingefangen von der Kamera hier: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda.
Rund 3500 Euro kostet eine Übertragung. Eingefangen von der Kamera hier: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die „Einschaltquoten“ schwankten deutlich. Bei der Premiere schauten 302 Menschen teilweise oder ganz zu, anschließend gab es noch 674 Abrufe, bei der letzten Sitzung am 3. Mai schalteten nur noch 45 Menschen ein, anschließend gab es noch 139 Abrufe. Mit Hilfe einer verlängerten Pilotphase bis Jahresende sollen die Zugriffszahlen nun „über einen längeren Zeitraum“ betrachtet werden können, so heißt es in einem Beschlussvorschlag an die Politik. Darüber hinaus sei eine „Kosten-Nutzen-Analyse“ angedacht, die das Verhältnis von finanziellem Aufwand und der Nutzung des Angebotes gegenüberstellt.

Außerdem soll in dem zusätzlichen halben Jahr Neues ausprobiert werden. Geplant ist laut Stadt eine zusätzliche Kameraperspektive. Bislang sind nur die Rednerinnen und Redner vorn in der ersten Reihe zu sehen, also etwa der Oberbürgermeister und die Dezernenten, aber auch die Ratsvertreterinnen und -vertreter, die nach vorne ans Pult gehen, um zu reden. Wer dagegen an seinem Platz spricht (auch das ist möglich), ist bislang gar nicht im Bild. Das soll sich nun ändern: Bei Wortmeldungen am Platz soll eine „allgemeine Kameraperspektive“ genutzt werden, die etwa den Saal als Ganzes zeigt.

Stadt will Werbung für Rats-TV machen

Darüber hinaus sollen die Übertragungen künftig länger auf der städtischen Homepage abrufbar sein. Dazu müssten die Geschäftsordnung und die Einwilligungserklärungen der Stadtverordneten geändert werden, so die Stadt. Beseitigt werden sollen nun bis zum Jahresende auch Unklarheiten darüber, wer welche Videosequenzen aus den Übertragungen wie nutzen darf. Zu denjenigen, die Ausschnitte zur eigenen Verwendung künftig möglicherweise nutzen dürften, zählen laut Verwaltung insbesondere die im Rats-TV auftretenden Personen, sprich: die Ratsvertreterinnen und -vertreter sowie deren Ratsfraktionen.

Nicht zuletzt: Die Stadt und die städtischen Töchter wollen Werbung für Rats-TV machen. Geplant sind eine Plakataktion in Geschäftsstellen sowie Hinweise auf die Übertragungen in Internetauftritten.

>> WEITERE INFORMATIONEN: 3500 Euro pro Sitzung

Die Kosten für die Übertragung der Sitzungen des Rates belaufen sich laut Stadt auf rund 3500 Euro pro Sitzung. Zu berücksichtigen seien dabei auch die Kosten durch die Bereitstellung einer Version mit Gebärdensprache, die jeweils zwischen 1000 bis 1400 Euro betrage.

Über die Verlängerung der Probephase entscheidet der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am Dienstag, 21. Juni (Ratssaal im Herner Rathaus). Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr.