Herne. Vor 15 Jahren hat sich der Herner Dirk Eichhorn mit einem Brennholzhandel selbstständig gemacht. In der Nische ist er kräftig gewachsen.
Hochsommer - da sollte man meinen, dass das Geschäft eines Brennholzhandels eher auf Sparflamme glimmt. Doch der Herner Dirk Eichhorn hat mit seinem gleichnamigen Holzhandel reichlich zu tun und fährt eine Liefertour nach der anderen. Inzwischen ist er nach eigenen Angaben einer der führenden Brennholzanbieter in Nordrhein-Westfalen.
Abzusehen war diese Entwicklung bei der Gründung vor 15 Jahren nicht. Keiner habe an seine Geschäftsidee geglaubt, erzählt Eichhorn im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Erstaunlich ist das nicht, der heute 48-Jährige ist gelernter Energieanlagenelektroniker und Mikrotechnologe. Seine Beziehung zu Brennholz? Er hatte sich den Wunsch nach einem Kamin erfüllt und habe drei Jahre lang versucht, diesen zu befeuern. Aber daraus ein Geschäft zu entwickeln? Außer den Seniorexperten der IHK habe niemand das Potenzial gesehen. Eichhorn: „Brennholzhandel ist eine extreme Nische, aber ich habe die Möglichkeiten gesehen.“
Keine Kompromisse bei der Holzqualität
Und er habe sie aktiv genutzt. So habe er zu Beginn seiner Selbstständigkeit alle Kaminstudios in der Region angesprochen und sie exklusiv mit seinem Holz beliefert. Die Studios hätten es Kunden bei der Erstbefeuerung gezeigt und ihm auf diese Weise Kunden geliefert.
Dass er seine Kunden überzeugen könne, liege an der Qualität, dabei mache er keine Kompromisse. Er biete nur deutsche Laubhölzer wie Buche, Esche oder Ahorn aus nachhaltiger Erzeugung an. Und selbst der Strom für die Trocknung komme ausschließlich aus regenerativen Quellen. Außerdem achte er auf eine optimale Ablagerung. Heißt: Im Holz stecke nicht mehr als 16 Prozent Restfeuchte. Es dauere zwar länger, um diesen Wert zu erreichen, doch das Ergebnis sei optimal. Das unterscheide sein Holz von jenem in Baumärkten, bei dem die Restfeuchte jenseits von 20 liegen könne. Konsequenz: Qualm beim Verbrennen.
Die Kunden, die sich an den Flammen im heimischen Wohnzimmer erfreuen, seien aber nur ein Standbein. Daneben beliefert Dirk Eichhorn öffentliche Saunen, die Gastronomie - zum Beispiel Pizzerien -, aber auch Jahrmärkte und Mittelalterveranstaltungen. „Bei den Flammlachsanbietern bin ich Marktführer.“ Auch das Prüflabor eines großen Kaminofenstudios kaufe nur „Herner Holz“.
Bauholzproblematik kommt auch bei Dirk Eichhorn an
Zwar seien in der Corona-Pandemie diese Kunden größtenteils weggebrochen, dennoch habe er gut zu tun. Ein Grund: Viele Menschen hätten sich in der Krise einen Kamin zugelegt. Inzwischen liefere er im ganzen Ruhrgebiet und selbst nach Köln oder Münster. „Wenn man selber etwas schaffen will, dann schafft man das auch“, sagt Eichhorn, doch mit diesem Wachstum habe er nicht gerechnet.
Ganz sorgenfrei ist er allerdings nicht. Der Grund: Es falle schwer, das Lager an der Werderstraße in Horsthausen zu füllen. Auch er spüre mittelbar die Bauholzproblematik. Seit einigen Wochen gibt es Meldungen, dass Bauholz knapp wird. Das sei zwar Nadelholz, was er nicht anbiete, doch weil alle Baumfällmaschinen dafür eingesetzt würden und Lkw ausschließlich Bauholz führen, müsse er sich quasi hinten anstellen.
>>>NRW MUSS GROSSE FLÄCHEN AUFFORSTEN
■ Großer Bedarf an Holz auf der einen Seite, Mangel auf der anderen Seite.
■ Erst Stürme, dann sommerliche Trockenheit und Heerscharen von Borkenkäfern: In Nordrhein-Westfalens Wäldern klaffen riesige Löcher. Rund 80.000 Hektar Fläche müssen in den nächsten Jahren in NRW wieder bewaldet werden, hat der Landesbetrieb Wald und Holz im vergangenen Jahr mitgeteilt.