Herne. Der zweite Corona-Lockdown lässt den Sommerurlaub für viele Menschen in weite Ferne rücken. Was das für die Herner Reisebüros bedeutet.
Eine Städtereise nach München, eine Woche Badeurlaub auf Mallorca oder Ferien an der Nordsee. Die Hernerinnen und Herner sehnen sich nach Abwechslung zum tristen Lockdown-Alltag. Doch die Ungewissheit macht das Urlaubspläneschmieden schwer, weiß Uwe Käßner vom City Reisebüro in Herne. Der Buchungsboom für den Sommer lässt auf sich warten.
Seit 25 Jahren gibt es das City Reisebüro an der Wiescherstraße. Doch ein Jahr wie das vergangene hat Uwe Käßner wohl noch nicht erlebt. "Wir haben seit zehn Monaten so gut wie keine Umsätze gemacht", sagt der 68-Jährige. Mehr als 80 Prozent der Einnahmen seien im Corona-Jahr weggebrochen. Und auch in den kommenden Monaten rechnet Käßner nicht mit dem großen Geschäft.
Der Anteil der Menschen, die schon für den Sommer Reisen buchen, sei "verschwindend gering", sagt Uwe Käßner – auch wenn die allermeisten "lieber heute als morgen wegfahren würden". Nur sehr wenige Stammkunden – darunter vor allem Familien mit schulpflichtigen Kindern, die zeitlich gebunden sind – schmiedeten bereits Urlaubspläne. "Ein finanzielles Risiko gehen sie dabei nicht ein", sagt der Reiseexperte. So könnten Kunden bei den meisten großen Reiseveranstaltern mittlerweile bis zu zwei Wochen vor Reisebeginn ihren Urlaub kostenlos umbuchen oder stornieren.
Reisebüro Wiecorek in Herne: Kunden sind sehr zurückhaltend
Auch bei Hubert Wiecorek, Inhaber des gleichnamigen Reisbüros in Röhlinghausen, laufen derzeit nur sporadisch Buchungen für einen Sommerurlaub auf Mallorca, in Griechenland oder in der Türkei ein. "Die Kunden sind sehr zurückhaltend", sagt der 69-Jährige. Der Geschäftsmann, der seit 1990 Reisen in die ganze Welt verkauft, musste im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen in Höhe von 70 bis 75 Prozent verbuchen – und seinen zweiten Standort in Sodingen daher im November schließen. Einige seiner Herner Kollegen hätten ihr Geschäft bereits ganz aufgeben müssen.
Es gebe aber auch Kunden, die sich im Süden gerade die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. "Wir haben einige Kunden, die zur Zeit auf den Kanaren sind", sagt Hubert Wiecorek. So würden Reiseveranstalter weiterhin Maschinen chartern und Menschen somit die Möglichkeit geben, trotz Reisewarnung Urlaub zu machen – "selbstverständlich unter Einhaltung der entsprechenden Voraussetzungen wie zum Beispiel einem negativen Corona-Test", so Wiecorek. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv: Leere Hotelanlagen, kaum besuchte Strände und Bedienung am Tisch statt Essen in Buffetform – "die Leute mögen das."
City Reisebüro Herne: Touristikbranche wird sich vor dem Sommer nicht erholen
Uwe Käßner vom Herner City Reisebüro rechnet angesichts des bis mindestens Mitte Februar andauernden Lockdowns nicht damit, dass sich die Touristikbranche noch vor den Sommermonaten wieder erholt. Und auch in den Osterferien werden laut seiner Einschätzung wenn überhaupt Kurztrips innerhalb Deutschlands möglich sein. Dennoch blickt er positiv in die Zukunft – auch weil die Zahl der geimpften Menschen immer weiter steigt.
Eine Bevorzugung von Personen, die die Corona-Impfung schon hinter sich haben, lehnen beide Geschäftsmänner trotz der hohen Umsatzeinbußen allerdings ab. "Da bin ich skeptisch", sagt Uwe Käßner. So würden Vorteile für bereits geimpfte Menschen in Bezug auf das Reisen oder den Besuch im Restaurant "zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft führen und für jede Menge Streit und Neid sorgen". Und auch Hubert Wiecorek ist der Meinung, dass Geimpfte nicht bevorzugt behandelt werden dürfen: "Das ist Diskriminierung."
Herner Reisebüro erhalten Provisionen erst bei Reiseantritt
Die Herner Reisebüros müssen also durchhalten. Denn selbst wenn mehr Kunden bereits jetzt im Frühjahr ihren Sommerurlaub buchen würden, hilft das Uwe Käßner und Hubert Wiecorek im Moment nicht weiter. So erhalten die Reisebüros die Provisionen von den Reiseveranstaltern erst bei Reiseantritt, wenn die Urlauber im Flugzeug oder Auto sitzen und auf dem Weg in die Ferien sind.
Hubert Wiecorek lässt sich von den Reisewarnungen nicht abschrecken: "Ich war im September und im Oktober jeweils zehn Tage in Split in Kroatien", erzählt der 69-Jährige, der nicht nur dringend einen Tapetenwechsel gebraucht habe, sondern auch die Hoteliers und Reiseveranstalter vor Ort unterstützen möchte. Und das Reisen zu Corona-Zeiten habe auch seine Vorteile: "Das war der schönste und entspannteste Urlaub, den ich je hatte."
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>>> Weitere Informationen:
Uwe Käßner vom City Reisebüro in Herne-Mitte und Hubert Wiecorek, Inhaber des Reisebüros Wiecorek in Röhlinghausen, sind unter 02323 460296 (City Reisebüro) und 0177 8513971 (Reisebüro Wiecorek) weiterhin für ihre Kunden erreichbar und beraten rund um die Urlaubsmöglichkeiten in Corona-Zeiten.