Der Weisse Ring hat mit der Polizei eine App entwickelt, die Stalking-Daten sichern kann. Die WAZ sprach mit dem Weissen Ring in Herne.
Der Weisse Ring hat in Zusammenarbeit mit der Polizei und ehemaligen Stalkingopfern eine „No-Stalk“-App entwickelt. Diese soll Menschen helfen, die unter Stalking leiden. Brigitte Grüning von der Außenstelle in Herne erklärt im Gespräch mit der WAZ, was sie sich von der neuen App erhofft.
1. Wie genau funktioniert die App?
Die App sichert alle Daten, die das Stalking belegen: SMS, WhatsApp-Nachrichten und so weiter können in der App dokumentiert werden. Die App zeichnet Anrufe und Gespräche auf. Man kann den Täter filmen. Alle Dokumente kann das Opfer kommentieren. Und die Daten werden mit einem Zeit- und Ortsstempel versehen verschlüsselt in der Cloud oder auf der Webseite www.nostalk.de gespeichert. Dadurch kann nicht manipuliert werden, und die Daten sind glaubwürdig. Auch kann der Stalker, bekommt er das Handy einmal, die Daten nicht löschen.
2. Sollten Betroffene in so einer Situation nicht lieber direkt zur Polizei gehen?
Der Gang zur Polizei wird dadurch nicht überflüssig. In der Regel gehen Stalkingopfer immer erst sehr spät zur Polizei, meist dann, wenn sie den seelischen Druck nicht mehr aushalten können. Oft haben sie nur wenige Beweise, mit der die Polizei ermitteln kann. Der Vorteil dieser App ist, dass Beweise gerichtsfest dokumentiert werden. Die Dunkelziffer spricht von etwa 600.000 Stalkingfällen jährlich, aber nur drei Prozent der Täter werden polizeilich erfasst. Dies liegt zum Teil daran, dass die Opfer kaum Beweise haben, die für die Polizei aussagekräftig sind.
3. Was erhoffen Sie sich von der App?
Der Weisse Ring erhofft sich durch die App, dass mehr Stalkingopfer gesicherte Beweise haben und dann den Weg zur Polizei finden. Je mehr Menschen Stalker anzeigen, um so mehr werden diese dann für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen. Bisher ist es meist so, dass Opfer zu lange warten, bis sie sich gegen die Stalker wehren. Dies hat meist den Grund, dass sie Angst haben, dass ihnen nicht geglaubt wird. Mit dieser App hoffen wir, diesen Kreislauf zu durchbrechen.