Herne. An der Realschule Sodingen in Herne sorgt Schulhündin Charly für Entspannung und mehr Konzentration. Insgesamt gibt es in Herne drei Schulhunde.

„Charly beruhigt mich“, sagt ein Schüler der Realschule Sodingen, ein anderer: „Mit Charly kann ich mich besser konzentrieren“. Charly bringt also Vorteile, dabei ist er erst eineinhalb Jahre alt und: ein Labrador-Pudel-Mix. Mit zehn Wochen ist die Hündin vergangenen Sommer als erster Hund einer Herner Schulsozialpädagogin sozusagen in den Schuldienst der Realschule Sodingen eingetreten.

„Es hat sich innerhalb von nur zwei Stunden unter den 600 Schülern herumgesprochen, dass Charly da ist, sie hat alle begeistert“, sagt Halterin und Schulsozialpädagogin Dagmar Spickhofen. Das Interesse an dem Vierbeiner sei elementarer Teil ihrer Arbeit: „Durch Charly bin ich per se bei den Schülern positiv besetzt, und über sie komme ich noch schneller mit den Schülern ins Gespräch, erkenne Probleme und kann Hilfe anbieten.“ Sie sehe, wenn ein Schüler bedrückt sei und auch Charly bemerke es und suche dann immer wieder die Nähe des Schülers. „Wenn der Schüler mir dann sagt, es gehe ihm gut, antworte ich: Das sieht aber für Charly anders aus.“ Der Hund wirke so oft als Eisbrecher.

Herner Schulhund wirkt beruhigend, stress- und angstlösend

Die Schüler könnten sie und Charly selbstständig in ihrem Büro aufsuchen, sie seien bei Krisengesprächen dabei, unterstützten aber auch die Lehrer im Unterricht, zählt Spickhofen auf. „Wenn eine Klasse sehr unruhig ist, wirkt Charlys Anwesenheit auf die Schüler beruhigend, stress- und auch angstlösend.“ Dadurch werde es leiser in den Klassen, die Schüler lernten effektiver, nämlich motivierter und konzentrierter. „Wichtig ist: Charly ist ein Schulhund und kein Therapiehund, sie wirkt also unterstützend.“ Charly sei außerdem immer an der Leine. „Und wenn ein Schüler keinen Kontakt zu Charly wünscht oder Angst hat, gibt es mich natürlich weiterhin auch noch ohne Hund.“

Auch interessant

Spickhofen führe mit den Schülern und Charly verschiedene Übungen durch, „damit lässt sich beispielsweise das Selbstbewusstsein aufbauen.“ In den fünften Klassen seien sie zudem zur Aufklärung im Biologie-Unterricht dabei, dann erkläre sie, was ein Haustier an Verantwortung bedeute, auf welche Tiersignale man achten und wie man sich aufgrund derer verhalten soll und auch, welche Bedürfnisse Tiere haben – zum Beispiel einen Rückzugsort. „Den hat Charly durch mein Büro, sie hat aber trotzdem einen Tag die Woche schulfrei.“

Ein Schulhund sei immer eine gute Idee, findet Spickhofens und Charlys Ausbilder Oliver Fredrich von „Projekthunde Deutschland“, der die meisten Herner Schulhunde ausbildet. „Durch die Übungen mit dem Hund sind die Schüler motivierter, weil der Lernprozess erlebbar wird, außerdem ist der erzielte Lerneffekt nachhaltiger, als bei reinem Frontalunterricht.“

Team-Ausbilder und Schulsozialarbeit-Koordinator sehen nur Vorteile

Auch interessant

Insbesondere während der Pandemie, in Zeiten, in denen die Interaktion mit anderen Menschen kaum möglich ist, wirke der Hund wie eine Brücke, ergänzt Fredrich. Das sieht Nikolai Ammann, Koordinator der Schulsozialarbeit bei der Stadt Herne, genauso: „Gerade jetzt, wo Kinder und Jugendliche unter der Kontaktarmut leiden, lässt ein Hund sie mal die Belastung vergessen.“ Auch die sozialen Kompetenzen würden durch Schulhunde gefördert.

„Deshalb unterstütze ich Pläne für Schulhunde aus ganzem Herzen.“ Es gebe zwar kein zentrales Register, die Zunahme an Schulhunden sei ihm jedoch bekannt. „Vor zwei Jahren gab es noch keinen Hund in der Herner Schulsozialarbeit, mittlerweile weiß ich von mindestens dreien, einen weiteren führt eine Lehrerin.“ Als Grund für die Zunahme vermutet er die Implementierung von Schulsozialarbeit und die damit verbundenen festen Verträge für die Mehrzahl der Fachkräfte. „Und natürlich brauchte es einen ersten erfolgreichen Fall wie den von Dagmar Spickhofen und Charly – dann trägt sich so eine Idee von alleine.“

>>>Schulhunde in Herne

In Herne gibt es insgesamt 8200 Hunde (Stand: 12/2020), drei davon werden als Schulhunde von Schulsozialpädagogen eingesetzt: in der Realschule Sodingen, der Mont-Cenis-Gesamtschule und am Otto-Hahn-Gymnasium.

Die Kosten für Hund, Unterhalt und Ausbildung übernehmen in der Regel die Fachkräfte, bei freien Trägern der Schulsozialarbeit übernimmt die Stadt etwa 25 Prozent der Ausbildungskosten von circa 1000 Euro. Die Stadt Herne plant jedoch „wohlwollend zu prüfen“, ob die Schulhunde von der Hundesteuer befreit werden.

Die Teams aus Schulsozialpädagogen und Hunden werden durchschnittlich ein Jahr ausgebildet, die meisten Herner Teams bei „Projekthunde Deutschland“ (www.projekthunde.de)

Von der ersten Idee bis zur Realisierung eines Schulhunds dauert es in der Regel ein Jahr, es werden Konzepte erstellt, denen die Schulleitung zustimmen muss, außerdem wird die Schulkonferenz, Klassenpflegschaft, Schulpflegschaft und Lehrerkonferenz am Entscheidungsprozess beteiligt.