Herne. Seit fast einem Jahr ist Andrea Eisenhardt mit ihrer „Dance Area“ fast zur Tatenlosigkeit verdammt. Und nun wurde bei ihr erneut eingebrochen...
Seit fast einem Jahr ist Andrea Eisenhardt mit ihrer Tanzschule „Dance Area“ zur fast kompletten Tatenlosigkeit verdammt. Auch sie zählt zu den Corona-Opfern. Doch als ob das nicht genug wäre, brachen vor einigen Tagen Unbekannte in die Räume an der Bahnhofstraße ein. Nicht zum ersten Mal...
In diesem Fall sind aller schlechten Dinge drei. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren wüteten Einbrecher in der Tanzschule. Und das völlig sinnlos. Bargeld sei sowieso nicht zu holen gewesen, so Eisenhardt. Sie habe festgestellt, dass zwei Tassen fehlen und Werkzeug. Doch viel schlimmer seien die Verwüstungen, die die Kriminellen angerichtet hätten. In eine Tür hätten sie irgendetwas hineingerammt – obwohl der Schlüssel gesteckt habe. Zwei Glastüren hätten sie eingeschlagen, die tausenden Glassplitter hätten den Boden ruiniert. Da die Türen dem Brandschutz dienten, seien sie aus Spezialglas gewesen, bis zur Reparatur werde es Monate dauern.
Die Worte, mit denen Eisenhardt auf Facebook kommentierte, sind nicht druckreif, im Gespräch mit der WAZ sagt sie, dass dieser Einbruch sie nur noch müde mache. Denn es ist ein unnötiger Nebenschauplatz im Kampf um ihre Existenz.
Jährliche Aufführung ist endgültig abgesagt
Vor wenigen Tagen hat sie die jährliche Aufführung im Kulturzentrum endgültig abgesagt. Vor einem Jahr standen die letzten Proben an, als das Virus nach Herne kam. Jetzt, ein Jahr später, gibt es immer noch keine Perspektive, außerdem: Die Kinder seien doch längst aus ihren Kostümen herausgewachsen.
Mit der ersten Verschiebung im März 2020 begann auch Eisenhardts Existenzkampf. Zunächst musste sie ganz schließen, Mitte Mai habe sie noch einmal den Tanz-Unterricht wieder aufnehmen können – mit sehr wenigen Teilnehmern. Im Oktober sei wieder Schluss gewesen. Ein halbes Jahr sei sie ohne Einnahmen gewesen. Die letzte Rate der November-Hilfen sei erst vor wenigen Tagen geflossen. Selbstverständlich beantragte Eisenhardt November- und Dezember-Hilfe. Doch von der beantragten Summe sei weniger als 80 Prozent ausgezahlt worden. All das würde nicht einmal die Miete decken. Um über die Runden zu kommen, habe sie sich eine Lebensversicherung auszahlen lassen, die eigentlich für ihre Altersversorgung bestimmt gewesen sei. „Die ist aufgebraucht“, so Eisenhardt.
Die finanziellen Reserven schwinden
Eisenhardt schätzt, dass sie rund 50 Schüler in der Krise verloren hat, andere hätten aus Solidarität ihren Beitrag weitergezahlt. Für sie produziert sie als Dankeschön mit den Honorarkräften Lehrvideos. Die Lehrkräfte seien zum Glück über ihre anderen Berufe abgesichert. Doch sie selbst? „Wenn der Lockdown noch bis in den April dauert, wird es ganz schwierig.“
Und als ob das alles nicht genug sei – fand Eisenhardt auch noch Post von der Herner AfD-Ratsfraktion. Der Inhalt des Briefs: Sie solle an SPD und CDU appellieren, dass mit dem Betrag, den Herne mit Corona-Bußgeldern eingenommen hat, die Gewerbetreibenden unterstützt werden – und nicht die Kulturschaffenden…