Herne. „Alice im Park“ hat am Wochenende im Herner Schlosspark Halt gemacht. Fantasievolle Kostüme und geisteskranke Dialoge.
Der Schlosspark Strünkede hat sich an diesem Wochenende bei den Strünkeder Sommerstunden in ein verwirrtes Wunderland verwandelt. Als wären die Erlebnisse von Alice im Wunderland nicht schon Fiebertraum genug, wurde die eigentlich als Kinderbuch geschriebene Geschichte von Lewis Carroll am Freitag von drei verschiedenen Ensembles unter drei Regisseuren und ohne rahmengebende Bühne zwischen grünen Wiesen und freiem Himmel im Schlosspark inszeniert.
„Alice im Park“ heißt das gemeinsame Projekt vom Theater Kohlenpott aus Herne, dem Bochumer Theater Rottstr. 5 und dem Artscenico aus Dortmund. Das Stück, nach einer Bühnenfassung von Roland Schimmelpfennig, entpuppt sich zum Angsttraum eines jeden Kritikers, an dem so viele Köche werkelten, dass ein anschließender Absacker vielleicht gut getan hätte, um das wahnsinnig aufwendige Wirrwarr aus schrillen Charakteren und geisteskranken Dialogen auch verdauen zu können.
Herne: Verschiedene Spielorte rund um das Schluss
Vornehmlich junge Leute haben dafür im Vorfeld eine der 50 begehrten Karten ergattert, die zum Eintritt in eine von allen guten Geistern verlassene Märchenwelt laden, welche sich an verschiedenen Spielorten rund um das Schloss Strünkede aufgetan hat.
Es beginnt, als das siebeneinhalbjährige Mädchen, gelangweilt vom bilderlosen Vortrag ihrer Schwester (Alexander Gier) auf ein weißes Kaninchen (Julia-Mareen Korte) aufmerksam wird, das sich offensichtlich in Eile befindet und obendrein noch sprechen kann. Ob Wahn oder doch real, so oder so, folgt sie ihm in seinen Bau, der als Übergang in ein von absonderlichen Kreaturen bevölkertes Königreich dient. Dessen oberste Befehlshaberin (Alexander Gier) spricht mit teuflisch verzerrter Stimme zu ihren verängstigten Untertanen, spuckt Gift und Galle und wirft mit Tötungsbefehlen nur so um sich.
Mit Herzblut vorgetragen
Das mit Herzblut vorgetragene Spiel geht durch Mark und Bein und lässt die Zuschauer wie hypnotisiert dastehen. Gleichzeitig können sie sich aber an wunderbar fantasievollen Kostümen erfreuen. Die ziehen auch die Aufmerksamkeit eigentlich unbeteiligter Parkbesucher auf sich, die verdutzt dreinschauen und unweigerlich das Spektakel zu filmen beginnen oder gleich mitziehen in immer tiefere Gefilde, wo sie die Wege der Grinsekatze (Elisabeth Pleß), der Kräuterfrau (Lore Duwe-Scherwat) oder Humpty Dumpty (Sascha von Zambelly) kreuzen.
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Nach zwei Stunden und einem ausgiebig chaotischen Finale ist der Spuk vorbei und man findet sich unter Schäfchenwolken im Schlosspark wieder.
Weitere Aufführungen: 20., 21. (jeweils 17 Uhr) und 22. (16 Uhr) August im Rechener Park Bochum; 27. (18 Uhr) und 28. (16 Uhr) August im Fredenbaumpark Dortmund.