Herne. Herne entwickelt ein Konzept, um Menschen aus Südosteuropa besser zu integrieren. Dadurch will sie auch die Problemhäuser in den Griff bekommen.
Die Stadt Herne organisiert die Integrationsarbeit für Zuwandererinnen und Zuwanderer aus Südosteuropa neu. Die Menschen leben laut Verwaltung „in einer Vielzahl der sogenannten Problemhäuser“ und sollen besser integriert werden. Dadurch soll sich endlich auch die Lage in den verwahrlosten Immobilien sowie im Umfeld bessern. Das teilte die Verwaltung der Bezirksvertretung Wanne mit.
Hintergrund war ein Vorstoß von SPD und CDU in der Bezirksvertretung Wanne, die einmal mehr von der Verwaltung einen Bericht über die Schrott- und Problemhäuser einforderte. Und zwar mit dem Zusatz, dass die Stadt es bisher versäumt habe, „dem eindeutigen Auftrag durch die Bezirksvertretung Wanne“ nachzukommen. Ein umfassender Bericht mit Diskussion, so teilte die Stadt schriftlich mit, sei erst im dritten Quartal des Jahres möglich, wenn die Neuorganisation rund ums Thema Zuwanderung aus Südosteuropa abgeschlossen ist. Fakt aber sei: „Tagtäglich“ seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Teilen der Verwaltung bei der Bekämpfung von Schrott- und Problemimmobilien aktiv. „Die Stadtverwaltung geht Hinweisen auf problembehaftete Immobilien konsequent nach“, heißt es in der Antwort. Anwohnerinnen und Anwohner beklagen sich in der Regel über Müll, Lärm und falsch abgestellte Transporter im Umfeld.
Herne: Zehn Gebäude wurden im Bezirk Wanne neu erfasst
Wie die Stadt mitteilt, gibt es im Bezirk Wanne aktuell 26 Problemhäuser, darunter die „Dauerbrenner“ an der Ecke Heer-/Corneliusstraße in Crange oder der Wohnblock an der Emscherstraße in Wanne-Nord. Wie viele es in ganz Herne gibt, sagte die Stadt nicht. Ende 2020 waren es 55, Tendenz: steigend, hieß es zuletzt. Zehn der 26 Gebäude seien neu erfasst worden. Welche das sind, teilte das Rathaus nur nicht-öffentlich mit. Nach WAZ-Informationen gehören unter anderem die Häuser Dorstener Straße 429, Karlstraße 2 und 14 sowie Röhrenstraße 15 und 18 dazu.
Bei den Schrottimmobilien nutze die Stadtverwaltung „das volle ihr zur Verfügung stehende Repertoire bauordnungsrechtlicher Maßnahmen, um bauliche Mängel abzustellen“, heißt es. Durch das so genannte Baulandmobilisierungsgesetz besäßen die Gemeinden nunmehr aber auch ein allgemeines Vorkaufsrecht, wenn in einem Gebiet städtebauliche oder bauliche Missstände vorliegen und die Grundstücke dadurch erhebliche nachteilige Auswirkungen auf das soziale oder städtebauliche Umfeld aufweisen, so die Stadt. Dadurch habe die Verwaltung einen neuen Hebel, den sie ansetzen könne. Einzelheiten sollen voraussichtlich in der kommenden Woche präsentiert werden.
Ebenfalls noch in der ersten Februar-Hälfte will die Stadt nach Auskunft eines Sprechers darlegen, wie sie die Integrationsarbeit für die Menschen aus Südosteuropa verbessern will. Von zentraler Bedeutung sei bei der Neuausrichtung eine Stärkung des Kommunalen Integrationszentrums, heißt es in dem Bericht an die Bezirksvertretung Wanne. Durch eine Vernetzung mit weiteren Hilfsstrukturen der Wohlfahrtspflege soll die Integration sichergestellt werden. So soll neben der Förderung der Integration auch eine „Linderung der Auffälligkeiten“ erreicht werden, heißt es vorab. Und: „In diesem Zusammenhang wird auch das Themenfeld Problemimmobilien mit Personalressourcen gestärkt.“
>> WEITERE INFORMATIONEN: Immer mehr Menschen aus Rumänien und Bulgarien
Die Zahl der gemeldeten Bürgerinnen und Bürger aus Rumänien und Bulgarien stieg zwischen März 2016 und November 2020 von rund 2450 auf 3800 Menschen, teilte die Stadt im vergangenen Jahr mit. Ein Drittel dieser Zugewanderten lebe in den 55 Problemimmobilien, die bis dahin gezählt wurden.
Seit Inkrafttreten des Wohnungsaufsichtsgesetzes 2014 sind laut Stadt von der Wohnungsaufsicht 135 Wohnungen für unbewohnbar erklärt worden, davon jeweils 20 in den Stadtbezirken Eickel und Sodingen, 29 in Herne-Mitte und 66 im Stadtbezirk Wanne.