Herne. Die neue A 43-Schranke schützt nicht nur die marode Emschertalbrücke, sondern spült auch Bußgelder in Hernes Haushalt. Wie hoch die Summe ist.
Bußgelder von Rasern in Höhe von 4,18 Millionen Euro hat der bekannte Blitzer auf der A 2 am Bielefelder Berg im vergangenen Jahr in die Kasse der ostwestfälischen Stadt gespült. Ganz so viel wird die am 4. Februar in Betrieb genommene Schranke mit Lkw-Waage auf der A 43 nicht abwerfen, doch einige Haushaltslöcher kann der Kämmerer mit den Einnahmen sehr wohl stopfen.
3200 Anzeigen sind Herne seit Anfang Februar übermittelt worden
Die Stadt erwarte für dieses Jahr Bußgelder in Höhe von etwa 700.000 Euro, berichtet Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ. Denn wie am Bielefelder Berg gilt: Das Geld kommt jener Kommune zugute, auf dessen Gebiet die Verkehrsordnungswidrigkeit begangen worden ist. Die Schrankenanlage ist auf der A 43 in Richtung Münster hinter der Anschlussstelle Eickel und kurz vorm Kreuz Herne errichtet worden.
Es gibt aber nicht nur Einnahmen. Durch die Einrichtung neuer Stellen zur Abwicklung der Bußgeldangelegenheiten entstehen der Verwaltung auch Kosten. Zwei Kräfte seien dafür eingestellt worden, so der Stadtsprecher. Die Personalkosten belaufen sich auf rund 160.000 Euro pro Jahr. Bliebe unterm Strich also mehr als eine halbe Million Euro für Herne.
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Bisher seien rund 3200 Anzeigen übermittelt worden, so Hüsken. Es handele sich um alle Fahrzeuge, die an der Schranke beim automatisierten Wiegen ein Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen hatten. Die zu schweren Lkw werden bekanntlich auf die A 42 abgeleitet, um zu verhindern, dass sie über die marode A 43-Emschertalbrücke an der Stadtgrenze zwischen Herne und Recklinghausen fahren. Unter den 3200 ermittelten „Sündern“ sind aber auch beispielsweise Fahrzeuge des Rettungsdienstes oder Baustellenfahrzeuge, die natürlich nicht zur Kasse gebeten werden. Und: Nach Angaben der zuständigen Autobahngesellschaft Westfalen gebe es einen Toleranzbereich bei der Erhebung von Bußgeldern.
Lkw-Fahrer durchbricht Schranke
Und wie steht es um die Toleranz der ertappten Lkw-Fahrer, die trotz vorheriger Warnschilder partout die A 43 nicht freiwillig verlassen wollen? Nur einen Tag vor Inbetriebnahme der Schranke auf Herner Seite der A 43 in Richtung Münster kam es auf der Gegenfahrbahn in Richtung Wuppertal auf Recklinghäuser Gebiet zu einem Vorfall. Ein 49-jähriger Lkw-Fahrer durchbrach die Schranke und konnte erst von einem Zeugen gestoppt werden. Den Sachschaden bezifferte die Polizei damals auf mehrere tausend Euro. Dem Fahrer winkt ein Bußgeld von 430 Euro und eine Anzeige.
An der Herner Schranke habe es in den ersten sieben Wochen dagegen keine größeren Konflikte gegeben, berichtet Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahngesellschaft. „In seltenen Fällen durchbricht ein Lkw die Schranke aus Unaufmerksamkeit oder anderen Gründen.“ Das sei für die Mitarbeiter vor Ort aber schon ein „Standard-Vorfall“. Die Schranke könne dank austauschbarer Elemente in kürzester Zeit ersetzt werden. Außerdem komme es gelegentlich zu kurzen Diskussionen zwischen Schrankenwärtern und Fahrern, die aber bisher unproblematisch verlaufen seien.
Die Schrankenwärter werden nicht von der (staatlichen) Autobahngesellschaft, sondern von einem externen Dienstleister gestellt. In der Regel sei ein Mitarbeiter vor Ort, berichtet Autobahn Westfalen. Zu seinen Aufgaben zählten die Überwachung des Schrankenbetriebs, die Ableitung der zu schweren Fahrzeuge sowie in seltenen Fällen die Schnellreparatur der Schranke.
Zurück zum Herner Haushalt: Lange kann sich der Kämmerer nicht über die zusätzlichen Einnahmen freuen. Die Schranke soll voraussichtlich im Jahr 2025 wieder abgebaut werden, wenn die erste Hälfte der neuen Emschertalbrücke auf der A 43 fertig ist.
>>> Schranken stoppen Schwerlastverkehr auf der A 1 seit 2016
Auf der A 1 gibt es bereits seit mehr als fünf Jahren Schranken, die zum Schutz der maroden Rheinbrücke eingerichtet worden sind.
Noch immer werden an den Checkpoints in Leverkusen und Köln zahlreiche Lkw-Fahrer gestoppt. Der WDR berichtete, dass allein Leverkusen im vergangen Jahr bis Ende November Bußgeldbescheide in Höhe von 915.000 Euro verschickt habe.