Herne. Corona hat Restaurants arg getroffen. Die Herner Gute Stube hat in der Zeit ein neues Standbein aufgebaut: die Belieferung von Kitas und Schulen.

Die Gastronomie gehörte während des Corona-Lockdowns zu den am stärksten betroffenen Branchen. Viele Restaurants hielten sich mit der Außer-Haus-Lieferung über Wasser. Hendrik van Dillen, Betreiber der Guten Stube an der Schaeferstraße, hat die Krise als Chance genutzt, um mit einem besonderen Lieferservice in ein neues Geschäftsmodell einzusteigen.

Seit Monatsbeginn beliefert das Restaurant unter seiner neuen Marke „Junior Catering by Parkhotel Herne“ die Kindertagesstätte St. Marien an der Bismarckstraße. Es sollen weiteres Kitas, aber auch Grundschulen folgen.

Abschied vom Mittagsgeschäft öffnete neue Personalkapazitäten

Im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion schildern van Dillen und seine Verlobte Christina Nielen die Ausgangssituation für den Einstieg. Der war ein wenig „erzwungen“: Das Mittagsgeschäft sei sowieso nie richtig rentabel gewesen, deshalb sei die Entscheidung gefallen, die Gute Stube auch nach der Pandemie mittags geschlossen zu halten. Zusätzlich sei ein zweiter Ruhetag eingeführt worden. Van Dillen: „Wir wollten uns von unrentablen Dingen trennen.“ Das sollte aber nicht zu Personalkürzungen führen, deshalb habe Christina Nielen die Idee des Kita-Caterings gehabt. Die Gute Stube habe tagsüber den Platz und Köche.

Hendrik van Dillen in der neuen Kochschule, für die die Kegelbahn weichen musste.
Hendrik van Dillen in der neuen Kochschule, für die die Kegelbahn weichen musste. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der erste Gedanke sei gewesen, dass es so etwas schon längst gibt, doch das sei gar nicht der Fall. In den allermeisten Fällen lieferten Großunternehmen das Mittagessen für Kitas und Grundschulen - das bedeute, dass Tiefkühlessen erwärmt werde. Van Dillen: „Wir haben festgestellt, dass der Bedarf an frischem Essen vorhanden ist.“

Also hätten sie ein entsprechendes Konzept entwickelt. Die Speisen würden täglich frisch zubereitet, möglichst regional und saisonal - abseits von Pommes und Chicken-Nuggets. So sollen Kinder auch an „echtes“ Essen herangeführt werden. Vor dem offiziellen Start zum 1. Juli habe das Team Probebelieferungen durchgeführt - mit sehr guter Resonanz. Pro Essen kalkulieren van Dillen und Nielen mit einem Preis von drei Euro, ab 1000 Essen pro Tag sei das Angebot kostendeckend.

Kita St. Marien war nach einer 14-tägigen Probezeit überzeugt

Der Start war wesentlich bescheidener: Rund 70 Kinder beliefert das Parkhotel in St. Marien. Dort ist seit vergangenem Jahr Marco Dettmar Leiter. Er sei auf der Suche nach einem neuen Lieferanten gewesen, weil er unzufrieden mit dem bisherigen Catering gewesen sei. Viele Speisen seien weder nahrhaft noch abwechslungsreich gewesen. Genau in dieser Phase habe sich Christina Nielen gemeldet. Beim Probeessen habe man den Unterschied geschmeckt. „Man schmeckt, ob auch mal mit der Tüte gewürzt wird“, so Dettmann. Die Probezeit von 14 Tagen habe alle überzeugt, so Dettmann.

Offenbar auch die Mont-Cenis-Gesamtschule, denn die wird ab August beliefert. Außerdem sei man bei der Ausschreibung für die beiden Herner Förderschulen dabei, so van Dillen. Perspektivisch sei man an allen Herner Grundschulen und an den Kitas interessiert. In der Guten Stube selbst können bis zu 1500 Essen pro Tag gekocht werden. Gehe die Nachfrage darüber hinaus, müssten van Dillen und Nielen Räumlichkeiten und Personal aufstocken. Heißt: Es würden nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern sogar neue geschaffen. Allerdings sei ein langsam Wachstum sinnvoll, damit sich alle Abläufe einspielen können. Van Dillen und Nielen betonen: „Wir sind überzeugt von unserer Leistung.“ Das liege auch daran, dass Küchenchef Thorsten Brodal, der mit seinem Team unter anderem im Restaurantführer Michelin erwähnt wird, für die Rezepturen verantwortlich sei.

>>> KOCHSCHULE STATT KEGELBAHN

■ Auch an anderer Stelle hat van Dillen gehandelt. Obwohl er erst vor wenigen Jahren die Kegelbahn habe überholen lassen, ist sie nun verschwunden. Die Bahn sei am Ende vielleicht zwei mal pro Monat genutzt worden. Van Dillen: „Die Kegel-Zeiten sind vorbei.“

■ Deshalb habe er auf einem Teil der Bahnen eine Kochschule einbauen lassen. Dort werden in Zukunft Kochkurse jeglicher Art angeboten, sei es bei Geburtstagen, Weihnachtsfeiern oder sonstigen Ereignissen. Es können bei Kochkursen bis zu 20 Personen untergebracht werden, bei Feiern bis zu 40 Personen. Erste Anfragen gebe es schon.

■ Denkbar sei auch, dass die Kinder, die das Parkhotel mit Essen beliefert, dort selbst kochen.