Herne. Schon im Oktober soll in Herne eine „Corona-Linde“ gepflanzt werden, die künftig an die Opfer der Pandemie erinnern soll. Darum geht es.

Auch in einer Pandemie sind schöne Träume erlaubt. Zum Beispiel dieser: Herne, 1. Mai 2047 - Eltern machen mit ihren Kindern einen Spaziergang zu einer Linde in Börnig. Sie zeigen ihnen die neben dem Baum angebrachte Tafel, die an die Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 erinnert. Eine Mutter sagt zu ihrem Sohn: „Diese Linde ist damals gepflanzt worden, um unseren Nachkommen von dieser schrecklichen Pandemie berichten und der Opfer gedenken können.“

Bereits 200 Menschen unterstützen die Aktion

Gerd E. Schug ist derzeit auf dem besten Weg, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Gemeinsam mit Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert hat der 81-Jährige eine Bürgeraktion angestoßen, die die Pflanzung einer „Corona-Linde“ zum Ziel hat. Schon im Oktober soll der Baum auf einem Feldweg in Börnig gesetzt werden.

Der Heimatforscher Gerd E. Schug entwickelte gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Mathias Grunert die Idee zur Pflanzung einer Corona-Linde in Herne.
Der Heimatforscher Gerd E. Schug entwickelte gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Mathias Grunert die Idee zur Pflanzung einer Corona-Linde in Herne. © Unbekannt | Grunert

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„Vor rund 400 Jahren hat hier die Pest gewütet. Heute erleben wir mit der Pandemie etwas Ähnliches“, erzählt der Rentner. Da habe der Gedanke an eine bleibende Erinnerung nahe gelegen - so wie sie einst mit dem Denkmal „Pestkreuz und Pestlinde“ in Börnig geschaffen worden sei. Und weil auch Mathias Grunert mit dieser Idee schwanger ging, dauerte es vom ersten Anruf Schugs beim Bezirksbürgermeister gerade mal 24 Stunden bis zu einem ersten Ortstermin. Und dank der Unterstützung von Stadtgrün war auch schnell der ideale Standort gefunden: An einer Weggabelung auf der Börniger Straße An der Linde soll der Baum stehen, unweit vom Pestkreuz.

So richtig zum Tragen komme diese Initiative aber nur, wenn die Corona-Linde eine „Bürger-Linde“ sei, sagt Gerd E. Schug. Diese Ansicht hat er nicht exklusiv: Rund 200 Menschen haben sich bereits in die von ihm aufgelegte „Stifterurkunde“ eingetragen und einen kleinen oder auch schon mal größeren Obolus als Spende entrichtet. Und: Der Künstler Helmut Manfreda hat eigens für die Urkunde ein Aquarell gemalt.

Unterstützung aus Schleswig-Holstein und Bayern

Für die Stifterurkunde hat der Sodinger Künstler Helmut Manfreda dieses Aquarall gemalt.
Für die Stifterurkunde hat der Sodinger Künstler Helmut Manfreda dieses Aquarall gemalt. © Unbekannt | loc

Er habe bereits eine Liste mit den Namen 80 weiterer Unterstützer, die er durch die Corona-Einschränkungen aber nur nach und nach abarbeiten könne, berichtet Schug. Positive Reaktionen gab es nicht nur von ehemaligen Hernern aus Flensburg oder Bayern, sondern sogar aus Schloss Bellevue, dem Amtssitz des von Schug über die Aktion informierten Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier würdigte in einem Brief das Herner Engagement und die Idee für diesen „schönen Gedenkort“.

Lob und Zuspruch gab es auch in einem (Anwort-)Brief von Georg Bätzing aus Limburg. Schug hatte den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz nach einem WAZ-Bericht kontaktiert, in dem dieser einen festen bundesweiten Corona-Gedenktag angeregt hatte.

Mit Gedenktafel, ohne religiöses Symbol

Zurück nach Börnig: Mit Kosten in Höhe von insgesamt rund 3000 Euro kalkuliert der Heimatforscher des Historischen Vereins Herne/Wanne-Eickel. Davon soll neben der Linde auch eine Gedenktafel finanziert werden, auf der an die Corona-Zeit erinnert werden soll - und die Dankbarkeit, diese Pandemie überlebt zu haben. Anders als beim Pestkreuz soll aber auf ein religiöses Symbol verzichtet werden: Die Aktion richte sich schließlich an alle Menschen in Herne - „unabhängig von Religion, Hautfarbe und Herkunft“, betont Schug.

Wenn die Pandemielage es zulässt, soll die von Bürgerinnen und Bürgern gestiftete Corona-Linde im Oktober im Rahmen einer kleinen Gedenkfeier gepflanzt werden. Der Text der Hinweistafel soll künftigen Generationen einen Eindruck von der Corona-Krise vermitteln - zum Beispiel am 1. Mai 2047, aber natürlich auch an allen anderen Tagen.