Herne. Warum die Herner SPD in der Pandemie mehrere Superlative aufstellt und was der „Spiegel“ über einen CDU-Kommunalpolitiker berichtet.
Ein bayrischer Provinzfürst würde es vielleicht so formulieren: Die SPD gestaltet ihr Hinterzimmer neu. Übersetzt: Die Herner Genossen wählen einen neuen Vorstand (Markus Söder hatte bekanntlich den CDU-Bundesvorstand als Hinterzimmer bezeichnet). Das bedeutet in Corona-Zeiten nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern führt auch zu Superlativen.
Da diese Wahl mittlerweile bereits um ein Jahr verschoben worden ist, dürfte die amtierende Spitze als der SPD-Vorstand mit der längsten Amtszeit (drei Jahre!) in die Historie eingehen. Rekordverdächtig dürfte allerdings auch die Dauer der anstehenden Wahl sein, die sich über mindestens sechs Tage hinziehen wird.
Auf einem Online-Parteitag stellen sich am Samstag, 15. Mai, alle Kandidatinnen und Kandidaten online vor, außerdem soll SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil in einer Zuschaltung auf die Bundestagswahl im September einstimmen. Die Fäden laufen an diesem Tag im Gysenberg-Freizeithaus zusammen, wo nur der engere Vorstand präsent sein wird. Abstimmen sollen die rund 160 Delegierten wegen der Pandemielage erst am Montag und am Dienstag im SPD-Parteibüro. Am Mittwochabend wird dann das Ergebnis verkündet. Ein (wegen der Quotierung wohl unausweichlicher) zweiter Wahlgang für die Beisitzer - es gibt 19 Bewerbungen für zwölf Posten - soll dann am Donnerstag und Freitag über die Bühne gehen.
Für den engeren Vorstand sind keine Kampfkandidaturen zu erwarten: Hier treten Parteichef Alexander Vogt, seine Stellvertreter Michelle Müntefering und Hendrik Bollmann sowie Schatzmeister Olaf Semelka erneut an. Ein wenig Spannung verspricht allein die Frage, ob Müntefering erneut einen Dämpfer erhalten wird. Zur Erinnerung: die Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin erhielt vor drei Jahren (ohne Gegenkandidatur) nur 67,6 Prozent der Stimmen und damit noch mal zehn Prozentpunkte weniger als 2016. Bei der jüngsten SPD-Nominierung für die Bundestagswahl kam sie dagegen auf 90 Prozent.
Hauptmann leitet „War Room“
Präsenz in überregionalen Medien ist bisher nur einem kleinen Kreis Herner Politikern vergönnt. Diese Riege ist aktuell um einen Namen erweitert worden: Timon Radicke. Der „Spiegel“ berichtete nämlich jüngst, dass der Herner CDU-Chef gemeinsam mit einem gewissen Johannes Dickhut-Bielsky im Bundestagswahlkampf das „Lagezentrum“ im Adenauer-Haus leiten werde. Es handele sich weniger um eine klassische Wahlkampfzentrale nach bisherigem Muster, so der Spiegel, sondern um einen „War Room“ nach US-Vorbild (war = Krieg). Diese hervorgehobene Position dürfte in Herne Spekulationen darüber anfachen, ob der derzeit freigestellte Lehrer (und Hauptmann der Reserve) im Falle eines Wahlerfolgs der CDU seine berufliche Zukunft dauerhaft in Berlin suchen könnte.
Instagram-Foto schützt vor Corona
Sicher ist sicher? Kurz nachdem das Satire-Portal „Der Postillon“ gemeldet hatte, dass laut dem Robert-Koch-Institut ein voller Schutz vor einer Covid-19-Infektion nach einer Impfung erst durch einen Post auf Instagram mit Pflaster-Foto erreicht wird, veröffentlichte am Donnerstag auch Michelle Müntefering ein entsprechendes Bild. Die Abgeordnete wurde übrigens in Berlin als Mitglied eines Verfassungsorgans und damit der Priorisierungsgruppe 3 geimpft.