Herne. Das Herner Evonik-Werk ist bislang stabil durch die Coronakrise gekommen. Mitarbeiter und Produktion werden durch zahlreiche Maßnahmen geschützt.
Der Spezialchemiekonzern Evonik kommt vergleichsweise stabil durch die weltweite Corona-Pandemie. Das hat der Konzern am Dienstag bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz mitgeteilt. Diese Bilanz lässt sich auch auf den Herner Evonik-Standort in Eickel übertragen.
Wobei der Einfluss der Krise je nach Produkt und Region abhänge, so Standortleiter Rainer Stahl und Bernd Steinmetz im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Kernstück des Herner Werks ist die Isophoron-Chemie, die dazu dient, sogenannte Vernetzer herzustellen. Die werden in Farben und Autolacken verwendet, bei Auto-Innenteilen, bei Industriefußböden. Daneben schützen sie Brücken oder Schleusen vor Rost und geben Rotorblättern von Windkraftanlagen die notwendige Festigkeit.
Eickeler Werk profitiert vom Wachstum der Windkraft in Asien
Beim Bau von Windkraftanlagen herrschte in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit sprichwörtlich Flaute, doch dies habe für Evonik wenig Einfluss auf das Geschäft, ebenso wie Europa insgesamt, so Steinmetz. Asien und gerade China seien beim Zubau inzwischen an der Spitze, deshalb profitiere das Werk in Eickel vom Wachstum in dieser Region.
Anders verhalte es sich bei den Produkten für de Autoindustrie. Die seien bereits vor dem Ausbruch der Corona-Krise nicht besonders gut gelaufen, daran habe sich nichts geändert.
Möglichst viel Abstand, möglichst wenig Berührungspunkte
Manche Rohstoffe seien aber auch speziell durch die Krise besonders gefragt - oder eben nicht. So bringe die Herstellung von Desinfektionsmitteln einen positiven Effekt. Produkte, die für Sonnencremes verwendet werden, seien weniger gefragt, weil weniger gereist werde.
Die Zulieferung der Rohstoffe funktioniere ohne Probleme. Das liege daran, dass das Werk in Herne verschiedene Alternativen habe: mit dem Lkw, per Schiene oder oder Pipeline.
Besonderen Aufwand habe der Schutz der Mitarbeiter und der Produktion erfordert. Stahl: „Wir haben sechs Monate so gut wie nichts anderes gemacht.“ Auch Evonik gehört zu jenen Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt hat. So habe man die Büros „vereinzelt“, damit möglichst viel Abstand und möglichst wenig Berührungspunkte entstünden.
Evonik beobachtet die Entwicklung der Herner Infektionszahlen genau
Die Dichte an Menschen zu verringern - das gelte auch für die Werkstätten. Dort hat Evonik auf einen Zweischicht-Betrieb umgestellt, auch in den Messwarten wurde die Personenzahl verringert. Dazu muss man wissen: Die Anlagen in Eickel laufen in der Regel an sieben Tagen 24 Stunden lang. Deshalb müssen auch die Messwarten rund um die Uhr besetzt sein.
Bei Evonik schaue man sehr genau auf die Zahl der Infizierten, so Stahl. In Herne, aber auch in anderen Städten. Im Eickeler Werk sind rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, von denen längst nicht alle aus Herne kommen. Stahl: „Wir versuchen, jedem Verdacht aus dem Weg zu gehen.“ Das habe bislang gut geklappt.