Herne. Die Kontroverse schwelt seit einiger Zeit: Verliert Herne immer mehr Bäume? Am Mittwoch wurde eine umfangreiche Aufforstungsmaßnahme vorgestellt.
Diese Kontroverse schwelt seit einiger Zeit: Verliert Herne immer mehr Bäume durch Bauvorhaben, oder ist die Stadt doch grüner als manche Menschen denken und wissen? Am Mittwoch stellte die Stadt eine Pflanzmaßnahme vor, mit der Herne ein Stück grüner wird.
Auf einer Freifläche zwischen Meesmannstraße und Dorstener Straße werden in den kommenden Tagen mehrere tausende Bäume gepflanzt. Dabei handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme der Abfallentsorgungs-Gesellschaft (AGR), die die
Zentraldeponie Emscherbruch
in Gelsenkirchen - unmittelbar an der Herner Stadtgrenze - betreibt. Die AGR benötigte für die Errichtung eines Baustofflagers eine Fläche. Da die jedoch auf Herner Stadtgebiet lag, musste die AGR für einen Ausglich sorgen - und zwar auf einer Fläche, die doppelt so groß ist, wie das gerodete Areal.
Da der Ausgleich unbedingt auf Herner Stadtgebiet erfolgen sollte - es wäre auch jenseits der Stadtgrenze möglich gewesen -, habe sich der Fachbereich Stadtgrün auf die Suche gemacht. Kein leichtes Unterfangen, wie
Martin Pawlicki
erzählt. Immerhin handelt es sich um fast 50.000 Quadratmeter. Allzu viele Freiflächen stehen in Herner nicht mehr zur Verfügung, zumal man den hiesigen Landwirten keine weiteren Flächen wegnehmen wollte. Nach langer Suche habe man acht geeignete Flächen ausfindig gemacht. Unter anderem das Areal neben dem Wertstoffhof.
Dort hat eine Fachfirma mit den Baumpflanzungen begonnen, die inzwischen maschinell durchgeführt werden. Gepflanzt würden verschiedene Arten, ein Auswahlkriterium ist die
Klimaresistenz
. Dazu gehören unter anderem Rotbuchen, Stieleichen, Hainbuchen, Wildkirschen und Bergahorn.
Die fast 12.000 Quadratmeter sind nicht der erste Schritt bei den Ausgleichsmaßnahmen der AGR. Bereits im November 2019 wurden auf dem ehemaligen Sportplatz im Gysenberg die ersten 11.000 Bäume gepflanzt. Die nächste Aufforstung steht an der Pöppinghauser Straße (rund 11.500 Quadratmeter) auf dem Programm. Addiere man alle AGR-Aufforstungen, erhöhe sich der Waldanteil in Herne um bis zu zwei Prozent, so Pawlicki. Hinzu kommt noch eine Ausgleichsmaßnahme der
Emschergenossenschaft
an der Hofstraße in Röhlinghausen.
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Diese Maßnahmen sind allerdings nicht Bestandteil des Baumpflanzkonzepts, das die Stadt Anfang September vorgestellt hat. Das Ziel: Bis 2027 sollen in Herne knapp 1500 neue Bäume gepflanzt werden. Gepflanzt werden sollen die neuen Bäume in Park- und Grünanlagen, sowie auf Friedhofsflächen. Derzeit gibt es laut Stadt einen Baumbestand von 12.663 Bäumen in den genannten Flächen. 1447 sollen hinzukommen, so dass der Bestand auf 14.110 ansteigt. Die durchschnittliche Zuwachsrate in allen ausgewählten Anlagen liegt demnach bei etwa elf Prozent.
Die Kosten für die Pflanzung eines Baums lägen bei 800 Euro, hinzu kämen 125 Euro pro Jahr für die Wässerung und durchschnittlich 35 Euro Folgekosten im Jahr. Anfang September hatte die Stadt auch die Bürger aufgerufen, sich zu beteiligen und die Kosten für einen Baum zu übernehmen, aber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sei das Thema etwas in den Hintergrund gerückt, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda beim Ortstermin an der Meesmannstraße. Insgesamt zeigten die Maßnahmen jedoch, dass Baumpflanzungen für die Stadt Herne ein wichtiges Thema seien.
>> STADT SUCHT WEITER NACH GEEIGNETEN FLÄCHEN FÜR BAUMPFLANZUNGEN
■ Der Fachbereich Stadtgrün ist weiterhin
auf der Suche nach Flächen
, wo Bäume gepflanzt werden können.
■ Es müsse aber im Einzelfall geprüft werden, ob diese Fläche geeignet sei, so Martin Pawlicki.
„Der Baum muss auch eine Zukunft haben.“
Die Stadt sei immer dankbar für Anregungen.