Herne.. Sie fallen seit einiger Zeit auf im Herner Stadtgebiet: Werbeplakate für Saunaclubs. Der Grund überrascht: Das älteste Gewerbe der Welt kommt auch nicht mehr ohne Werbung aus. Gegen die Plakate vorgehen kann das Ordnungsamt nicht - die Auftraggeber achten sehr genau darauf, dass die Werbung rechtlich nicht angreifbar ist.

Still und leise wirbt die Frau mit dem sinnlichen Mund, Zeigefinger vor Lippen und Nase, ganz so, als wolle sie sagen: Psst! Das ist ein echter Geheimtipp. Genau so soll sie auch rüberkommen, die Werbung des FKK- und Sauna-Clubs „Freude 39“. Längst sind sie allgegenwärtig, in Herne, Bochum und Umgebung, die großflächigen Plakate für das Etablissement.

Warum ein Bordell eine derart offensive Werbung startet, mag zum einen am aktuellen Umzug des Clubs an die Riemker Straße 110 in Herne-Süd liegen. Zum anderen, und dieser Grund ist wesentlich entscheidender, am harten Konkurrenzdruck, der selbst am ältesten Gewerbe der Welt nicht mehr spurlos vorbeizieht. Verbreitet werben Bordelle mit „Flatrate-Angeboten“: Soll wohl heißen, Sex, so lange und so viel man(n) kann.

Stadt verdient an der Werbung nicht

Geschmacklos? Davon will sich Sinam Karaeavot, Bordell-Betriebsleiter des Sauna-Clubs Herne „Freude 39“, distanzieren. Er betont: „Es gibt so viele kleine Bordelle, die selbst ich nicht kenne.“ Genau deshalb, das betont der Geschäftsmann, „müssen die großen Fische eben die kleinen fressen“. Was er wohl damit sagen will, ist: Auch in diesem Genre lässt sich Werbung nicht mehr wegdenken, und das, obwohl sie alles andere als preiswert ausfällt. „Ein Plakat kostet uns für zehn Tage 600 Euro“, so der Club-Betriebsleiter. Die Stadt selbst hat nichts davon, geht das Geld doch an den privaten Betreiber der Plakatwände.

Untersagen kann und darf das Ordnungsamt die Werbung der Bordelle nicht. „Die Auftraggeber der Plakatierung achten in der Regel sehr genau darauf, dass diese rechtlich nicht angreifbar sind, etwa durch eine zu große Freizügigkeit“, sagt Christoph Hüsken, Pressesprecher der Stadt. Genau aus diesem Grund hält sich auch die Werbung des Sauna-Clubs eher bedeckt – jedenfalls auf dem Plakat.

Plakate auf Straßen-Inseln benötigen Sondererlaubnis

Anders sieht der Sachverhalt bei „Wilder Werbung“ aus, will heißen, wenn etwa Plakate auf Straßen-Inseln stehen. „Hier benötigt das Unternehmen eine Sondernutzungserlaubnis“, weiß Hüsken. Und die muss selbstverständlich bezahlt werden. Ansonsten wird die Werbung kostenpflichtig entfernt, so wie kürzlich ein Plakat eines Düsseldorfer Saunaclubs an der Holsterhauser Straße.

Ob es bei der Plakatierung denn moralische Bedenken gibt? „Einmal gab es Werbung mit verbal anstößigem Inhalt, die mussten wir dann entfernen lassen.“ Ansonsten aber heißt es auch hier: Ring frei auf dem Konkurrenzmarkt, jedenfalls solange dafür gezahlt wird.