Herne..
Straßenprostitution? Gibt’s hier nicht! Sexsteuer? Wird von der Verwaltung nicht erhoben! Negative Auswirkungen durch die Schließung des Straßenstrichs in Dortmund? Fehlanzeige! Und trotzdem ist Herne in Sachen „käuflicher Sex“ keine verkehrsberuhigte Zone.
Ein großes Bordell an der Stadtgrenze zu Bochum, diverse kleinere Clubs sowie „Wohnungsprostituierte“ in wohl nicht mal dreistelliger Zahl – so stellt sich die Situation in Herne aus Sicht des auch fürs Rotlichtmilieu zuständigen Bochumer Kriminalkommissariats 12 dar. Das amtliche Fazit: Die Überwachung der Prostitution in Herne sei „derzeit kein herausragendes Problemfeld“, so Kriminalhauptkommissar Andre Kolodziej zur WAZ.
Beschwerden bzw. Hinweise aus der Bevölkerung gebe es aber immer wieder mal, erklärt der Beamte. In den meisten Fällen handele es sich aber um der Polizei „altbekannte Adressen“. Diese und alle anderen Einrichtungen würden von der Polizei in unregelmäßigen Abständen aufgesucht und auch kontrolliert. Strafrechtlich Relevantes liege in der Regel nicht vor.
Darüber hinaus gebe es gelegentlich auch Hinweise auf Zwangsprostitution, sagt Kolodziej. Die Ermittlungen in Sachen Menschenhandel gestalteten sich aber häufig problematisch, weil die Polizei auf Aussagen des Opfers angewiesen sei. Es sei sehr schwer, eine Vertrauensbasis aufzubauen, weil die Frauen oftmals eine ablehnende Haltung gegenüber der Polizei hätten.
In diesem Bereich suche die Polizei häufig den Kontakt zu Beratungsstellen, sagt der Kriminalhauptkommissar. So auch in Herne, wo die Beratungsstelle für Migrantinnen des Eine-Welt-Zentrum das Thema „Menschenhandel“ als einen von mehreren Arbeitsschwerpunkten benennt. Rund 30 Beratungen habe man 2010 durchgeführt, sagt Mitarbeiterin Renate Hildburg. Das seien aber beileibe nicht nur Fälle aus Herne, sondern aus ganz NRW und auch schon mal aus anderen Bundesländern. Es handele sich häufig um sehr junge Frauen, die mit falschen Versprechungen angelockt worden seien.
Für die Stadtverwaltung spielt das Thema „Prostitution“ keine große Rolle - auch deshalb, weil es in Herne keine kommunale Sexsteuer gibt. Anders in der Nachbarstadt Gelsenkirchen, wo die Rotlichtabgabe bereits 2006 eingeführt worden ist. Rund 70 000 Euro nimmt die Stadt dort jährlich ein, erhoben von im Schnitt 25 Etablissements. Diese Bordelle, Sauna-Clubs, Bars etc. werden dort durch eine Pauschalsteuer zur Kasse gebeten, die „je Veranstaltungstag und angefangene Quadratmeter Veranstaltungsfläche“ erhoben wird. In Herne sei eine solche Besteuerung nicht ins Auge gefasst worden: „Der Aufwand wäre höher als der Ertrag“, sagt Stadtsprecher Christian Matzko.