Herne. Der milde Winter bereitet dem BUND Sorgen. Die ersten Vögel suchten sich schon Brutstätten, so die Umweltschützer. Das könnte zum Problem werden.

Am Wochenende haben Mitglieder des BUND Herne dem ungemütlichen Nieselregen getrotzt und auf den Friedhof an der Horststraße in Holsterhausen angepackt. Die Umweltschützer reinigten 38 Nistkästen, die sich über das gesamte Gelände verteilen. Dabei sahen sie: Der milde Winter könnte für die kommenden Jungvögel zum Problem werden

Dick eingepackt bahnte sich die Truppe aus sieben Leuten ihren Weg von Baum zu Baum. Auf einer Leiter stehend widmete sich etwa Ulla Kippelt dem Kasten mit der Nummer 19. Mit einer groben Bürste befreite sie die kleine Vogel-Behausung aus Holzbeton von den Überbleibseln aus dem vergangenen Jahr.

Nistkästen haben unterschiedliche Größe

Von der ersten Stunde an dabei: BUND-Chefin Hiltrud Buddemeier (79).
Von der ersten Stunde an dabei: BUND-Chefin Hiltrud Buddemeier (79). © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik


Vor zehn Jahren sei sie durch einen Zeitungsartikel über die Reinigungsaktion auf den BUND aufmerksam geworden, erzählt sie. Seitdem sei sie jedes Jahr mit dabei. „Die Arbeit an der frischen Luft gefällt mir sehr gut, da tut man gleichzeitig was für die Umwelt und die eigene Gesundheit“, sagt Kippelt schmunzelnd. Und weiter geht es zur Nummer 176. Die Kästen unterscheiden sich in ihrer Größe und im Durchmesser des Einflugloches. So haben Vögel unterschiedlicher Größe die Chance, ungestört brüten zu können.

Vorwiegend Meisenarten bauten dort gerne aus Moos und allem anderen, was sie in naher Umgebung finden könnten, ihr Nest. Damit die Kästen für diese Vogelarten gut zu erreichen sind, dürften sie nicht zu hoch hängen. „Die ersten Nistkästen haben wir damals im Resser Wäldchen aufgehängt“, erzählt Hiltrud Buddemeier, Chefin des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Herne über den Ursprung der alljährlichen Tradition. Die 79-Jährige ist Gründungsmitglied und organisiert jedes Jahr ein Team, mit dem sie die Kästen für die kommende Brutzeit vorbereitet.

Am liebsten nisteten die Vögel in tiefliegenden Mulden von Bäumen. Da diese natürlichen Nisthöhlen jedoch meistens verschlossen seien, nähmen die Vögel das Angebot der Nistkästen gerne in Anspruch. Aus den anfänglichen 20 Nistkästen seien mittlerweile über 300 geworden; damit sei aber auch vorerst ein Limit erreicht. „Jetzt geht es darum, die bestehenden Nistkästen zu pflegen“, betont Buddemeier.

„Jeder ist willkommen, mitzumachen“

Dafür ist die Vereinssprecherin im Januar und Februar jedes Wochenende in verschiedenen Parks und Gartenanlagen oder auf Friedhöfen in Herne unterwegs. In kleinen Gruppen würden die künstlichen Brutplätze abgelaufen und von den Nestern des vergangenen Jahres befreit. Dabei wird unter anderem dokumentiert, welche Kästen benutzt worden sind oder ob alle gereinigt werden konnten. „Wir finden meistens nicht immer alle wieder, dafür sind es schon zu viele“, bekennt Buddemeier. Auch tote Jungvögel müssten vereinzelt entfernt werden, was in den vergangenen Jahren aber nur selten der Fall gewesen sei.

Die bislang milden Temperaturen in diesem Winter bereiten der 79-Jährigen jedoch Sorgen: „Die ersten Vögel sind schon paarungsbereit und suchen nach einem Platz zum Brüten, so früh war das noch nie der Fall.“ Das Problem bestehe darin, dass die Jungen dann schon im April oder noch eher schlüpften. Zu dieser Zeit gebe es aber noch nicht genügend Futter für die Tiere.

In der nächsten Woche setzt der BUND seine Aktion im Resser Wäldchen fort. Auch, wenn das Team um Hiltrud Buddemeier meist aus Vereinsmitgliedern besteht, betont diese: „Jeder ist willkommen, mitzumachen.“