Herne. 2019 wurde Claudia Krischer Mitglied der Herner Grünen, ein Jahr später ist sie bereits Vorsitzende im Kreisverband. Wie es dazu gekommen ist.

„Plötzlich Prinzessin“ heißt eine US-Komödie aus dem Jahr 2001, in dem ein junges Mädchen jäh in den Adel aufsteigt. „Plötzlich Kreisvorsitzende“ lautet der Titel einer Polit-Dokumentation, die 2020 in Herne spielt. Hauptdarstellerin: Claudia Krischer.

Bei der ersten Mitgliederversammlung gewählt

So plötzlich wie in der Hollywood-Produktion erfolgte der Aufstieg der 51-jährigen Hernerin bei den Grünen allerdings nicht. Denn: Vom Parteibeitritt bis zur Wahl zur Co-Vorsitzenden des Kreisverbandes an der Seite von Pascal Krüger vergingen immerhin zwölf Monate. Und es gab den kleinen Zwischenschritt „Wahl zur Beisitzerin“ – erfolgt bei ihrer allerersten Mitgliederversammlung. Bei beiden Wahlen sei sie zur Kandidatur ermuntert worden, sagt sie.

Claudia Krischer beim Gespräch in der Herner WAZ-Redaktion.
Claudia Krischer beim Gespräch in der Herner WAZ-Redaktion. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski


Bereits im vergangenen Jahr hat die kaufmännische Leiterin eines Essener Ingenieurbüros mit Stefan Kuczera bei den Grünen den Offenen Arbeitskreis Wirtschaft ins Leben gerufen. Bis zur Corona-Pause fanden drei Veranstaltungen zum Teil mit Unternehmern statt. Aktivitäten, mit denen sie ihre Botschaft unterstrich: „Grüne können auch Wirtschaft. Umweltschutz und Arbeitsplätze – das geht zusammen.“

Der Faltenwurf der Gardine

Herne und Krischer, das geht ebenfalls zusammen, wenn auch mit einer längeren Pause. Geboren in Herne, lebte sie fortan in mehreren Ruhrgebietsstädten und aus familiär-beruflichen Gründen für „acht tolle Jahre“ in Neuseeland. „Eine ganz andere Welt“, sagt die Mutter eines bald 18-Jährigen. 2014 kehrte sie zurück und wohnt seitdem im Zechenhaus ihrer Großmutter in Pantringshof.

Von großen Unterschieden zwischen den beiden Welten berichtet sie. Zum Beispiel: dass anders als in der neuseeländischen Weite in einer Wohnsiedlung im Ruhrgebiet auch schon mal der Faltenwurf der Gardine eine Rolle spielt. Oder von ihrer Beobachtung, dass in Herne viele Flächen versiegelt seien und Umweltbelange bei Neuansiedlungen zu wenig mitgedacht würden.


Aussichtsreiche Kandidatur für den Rat

Und warum ist sie mit 50 Jahren eine Grüne geworden? „Ich wollte in meinem Alltag etwas Sinnvolles machen.“ Das war dann aber mehr als Politik: Zeitgleich zum Parteibeitritt ist Krischer Jugendschöffin am Landgericht Bochum geworden.

Politisch aktiv sei sie bisher nicht gewesen, doch „die Grünen habe ich schon immer gewählt“. Den Schritt in die Partei habe sie nicht bereut. Die gemeinsamen Ziele, die Stimmung im Kreisverband, der Zuwachs an engagierten Mitgliedern – „das trägt mich und gibt mir Energie“, schwärmt sie. Sie seien „ein bunter Haufen mit grünen Zielen“. Und aus Sicht von Claudia Krischer geht da noch mehr: Es gebe viele Ideen über weitere Arbeitskreise und Aktivitäten, zum Beispiel zu Themen wie Bildung und Feminismus.

Zunächst einmal zeichnet sich jedoch eine neue Filmpremiere ab: „Plötzlich Stadtverordnete“ könnte der Titel am Abend des 13. September lauten. Claudia Krischer steht bei den Grünen nämlich auf dem sehr aussichtsreichen Platz 5 der Reserveliste für den Rat. Was sie dort vorhat, darüber will sie noch nicht sprechen: „Erst muss gewählt werden.“


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