Herne. Anwohner in Herne-Mitte haben Angst: Vor ihrer Haustür treffen sich junge Männer und dealen mit Drogen, sagen sie. Stadt ist das Problem bekannt.
Drogengeschäfte, Schlägereien und Lärm: Was sich anhört wie ein Krimi, soll sich mitten in Herne abspielen. Anwohner der Bebelstraße in Herne-Mitte sind über die Zustände vor ihrer eigenen Haustür besorgt. „Wenn das so weiter geht, werde ich hier wegziehen“, sagt Andrea Müller (Name von der Redaktion geändert).
Schon seit Jahren gebe es die Probleme rund um die Bebelstraße und die Haltstelle Herne-Mitte, „doch seit zwei Jahren ist es extrem geworden.“ Jeden Tag träfen sich bis zu 20 junge Männer, „so zwischen 14 und 20 Jahren“, auf den Hinterhöfen der Häuser an der Bebelstraße und in der Hans-Tilkowski-Passage. „Ganz offensichtlich wird dort mit Drogen gedealt“, so Müller. Doch nicht nur das: Frauen würden geschlagen, schon Kinder zu Drogengeschäften angestachelt.
Ein Anwohner der Bebelstraße ist bereits ausgezogen
„Wir können das alles von unseren Wohnungen aus beobachten“, sagt eine andere Nachbarin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte – aus Angst vor den jungen Männern: „Die wissen dann ja, wo genau ich wohne.“ Bis tief in die Nacht grölten die Jugendlichen herum und sorgten so für schlaflose Nächte bei den Nachbarn. Zudem parkten immer wieder Fahrzeuge mit Kennzeichen aus anderen Städten wie Bochum oder Köln auf den Hinterhöfen. „Die interessiert es gar nicht, dass das ein privates Grundstück ist.“
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Das könne so nicht weitergehen, sagt Müller. Jedes Mal, wenn sie etwas höre oder beobachte, rufe sie sie Polizei. „Aber wenn die kommen, sind die Jugendlichen längst verschwunden – das geht immer ganz schnell.“ Ein Nachbar sei aufgrund der Probleme rund um die Häuser bereits ausgezogen, nachdem er von einem der Jugendlichen bedroht worden sei. Andere Nachbarn kündigten bereits an, ebenfalls auszuziehen, sollte sich an der Situation nichts ändern.
Der Stadt ist das Problem bekannt
Seit vielen Jahren gibt es Probleme
Schon vor vielen Jahren gab es immer wieder Probleme mit Jugendlichen in der Hans-Tilkowski-Passage zwischen der Bushaltestelle an der Bebelstraße und der Poststraße – Jugendliche trafen sich dort, die Anwohner und Geschäftsleute fühlten sich gestört.
Die damals benachbarte Hans-Tilkowski-Hauptschule wollte die Situation 2014 entspannen und verschönerte die Passage mit Mitteln aus dem Stadtumbauprojekt Herne-Mitte mit Wandbildern. Auch diese Wandbilder seien längst beschmiert, ärgern sich die Anwohner.
Die Stadt kenne das Problem, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Nachfrage der WAZ. „Sowohl der Stadt als auch der Polizei Herne ist die Thematik bekannt. Wir stehen dazu in regem Austausch.“
Nach Auskunft der Polizei seien sowohl uniformierte Kräfte als auch Zivilkräfte dort verstärkt im Einsatz, um gegen Straftaten vorzugehen, erklärt Hüsken. Die Stadt selbst sei sensibilisiert und kontrolliere ebenfalls verstärkt. Der Fachbereich Kinder-Jugend-Familie sei zudem in jedem Stadtbezirk auch mit mobiler Arbeit im Außeneinsatz präsent.
Schon im August schlug die CDU Alarm: Die Innenstadt drohe in den Abendstunden zu kippen. Nach Geschäftsschluss würden unter anderem Tische und Stühle in der Außengastronomie beschädigt – so etwa im Restaurant „Fratelli“, das an den Robert-Brauner-Platz angrenzt, sagte Jörn Ongsiek von der CDU-Fraktion Herne-Mitte damals. Die Anwohner der Bebelstraße betonen: „Die Situation in Herne-Mitte ist bereits gekippt – es muss jetzt gehandelt werden.“
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