Herne. . Sechs Hauptschülerinnen und Hauptschüler der Hans-Tilkowski Schule an der Neustraße haben einen Konflikt mit Nachbarn kreativ gelöst: Sie haben eine Passage an der Bebelstraße mit Porträts von Hans Tilkowski verschönert. Die Kunstaktion wurde mit Stadtumbau-Mitteln unterstützt.

Die Passage zwischen der Bushaltestelle an der Bebelstraße und der Poststraße war bisher eine dieser Ecken, um die es immer wieder mal Ärger gibt. Weil Jugendliche sich dort treffen und die Anwohner und Geschäftsleute sich gestört fühlen. Die benachbarte Hans-Tilkowski-Hauptschule ist jetzt einen ungewöhnlichen Weg gegangen, um die Situation zu entspannen. Sie hat mit Mitteln aus dem Stadtumbauprojekt Herne-Mitte sechs Schülerinnen und Schüler die Passage mit Wandbildern verschönern lassen.

Torsten Kropp leitete Schüler an

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, zitierte gestern Morgen Schulleiter Lothar Heistermann den Komiker Karl Valentin. Die Arbeit hatten in diesem Fall fünf Mädchen und ein Junge aus der achten Klasse gehabt, allesamt Mitglieder der Kunstgruppe des Ganztagsangebots. Sie hatten mit dem Künstler und Jugendkunstschul-Dozenten Torsten Kropp zehn Tage lang an den Wandbildern gearbeitet. Die große Besucherschar zur Eröffnung schüchterte sie dann doch mehr ein als erwartet, so dass lediglich Bruno sich traute, ins Mikrofon zu sprechen. „Das war richtig nett“, berichtete er. „Die Anwohner haben uns unterstützt. Als wir angefangen haben zu malen, haben sie uns Kuchen und Kakao gebracht.“

Dass Torwartlegende Hans Tilkowski gestern bei der Eröffnung der nach ihm benannten Passage zugegen war, verstand sich von selbst, hatten doch die Jugendlichen die vormals schmuddeligen Wände als Hommage an den Namensgeber ihrer Schule gestaltet. Zwei Porträts hatte die Kunstgruppe mit Torsten Kropp gemalt, außerdem eine Szene des berühmten Wembley-Tors. Einen weiteren Mauerabschnitt zieren jetzt Flaggen, die die 31 an der Schule vertretenen Nationen symbolisieren.

„Früher heiß es ,Mach das Tor zu’“, scherzte Tilkowski, bevor er das Flatterband durchschnitt. „Heute muss ich es aufmachen.“ Zuvor hatte er „seine“ Schule gelobt: „Eine Schule, die ruhig arbeitet, ohne Skandale. Wir sind nicht Berlin-Neukölln.“ Gelobt wurden die Jugendlichen von allen Seiten. Sogar Oberbürgermeister Horst Schiereck war erschienen, um die Passage zu bewundern, durch die er selbst als Schüler in Freistunden in die Stadt gegangen war, wie er erzählte. Dem Kunstprojekt war ein gemeinsames Nachdenken an einem Runden Tisch mit allen betroffenen Seiten und dem Bezirkspolizisten Rainer Deutsch vorausgegangen. „Ein gelungenes Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn man offen aufeinander zugeht“, sagte der OB. „Ich hoffe, dass dieses Projekt Signalwirkung hat und viele Bürger und Bürgerinnen aus Herne-Mitte anregt, in ihrem Umfeld aktiv zu werden.“