Herne. Der BUND kritisiert, dass Gänse in Herne nun abgeschossen werden sollen. Die Stadt soll den Tieren besser Gipseier unterjubeln, heißt es.

Die Stadt Herne will Gänse abschießen. Damit reagiert die Verwaltung auf die Verschmutzung von mehreren Gewässern in Herne. Der BUND in Herne kritisiert das Vorgehen.

Wie die Verwaltung mitteilt, werden die Kanada- und Nilgänse in Abstimmung mit der unteren Jagdbehörde vom 1. September bis 31. Januar 2020 an den Gewässern im Ostbachtal, Schlosspark Strünkede, Dorneburger Park und Stadtgarten Wanne gejagt. Zum Einsatz kämen dabei Gewehre, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch.

„Übermäßiger Kot- und Fäkalieneintrag“

Auch am Schloß Strünkede haben sich die Tiere breit gemacht. Sie brüten mehrfach im Jahr, so die Stadt.
Auch am Schloß Strünkede haben sich die Tiere breit gemacht. Sie brüten mehrfach im Jahr, so die Stadt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch


Mehrmaliges Brüten im Jahr bei geringen natürlichen Verlusten hätten mittlerweile zu einer Überpopulation der Tiere geführt, begründet die Stadt die Maßnahme. Durch das massive Auftreten dieser sogenannten invasiven gebietsfremden Arten würden die heimischen Wasservögel verdrängt. Darüber hinaus beeinträchtige der übermäßige Kot- und Fäkalieneintrag mittlerweile massiv die Wasserqualität der Teiche. Das führe unter anderem zur vermehrten Algenbildung durch Überdüngung. Das habe zuletzt an den Gewässern im Ostbachtal und im Dorneburger Park zu Problemen geführt.

Der BUND, der Bund für Umwelt und Naturschutz, kritisiert die Pläne. Das Töten der Tiere sei nicht der richtige Weg, sagt Hiltrud Buddemeier, Chefin des BUND in Herne. Sie schlägt der Verwaltung stattdessen vor, den Gänsen die Eier abzunehmen und ihnen Gipseier unterzujubeln. Das sei zwar eine aufwändige, aber auch „bewährte und schmerzfreie Methode“, um die Population einzudämmern.

Im Übrigen fragt sie, wie es die Jäger schaffen wollten, in einer dicht besiedelten Stadt wie Herne Hunderte Gänse zu schießen: „In den Parks wimmelt es doch von Menschen“, sagt Buddemeier.

Beispiel: Ostbachteich

Ein Blick auf den Ostbachteich zeigt die Lage vieler Gewässer. Anfang Juli war der Teich in einem desolaten Zustand. Algen und tote Fische trieben an der Oberfläche, das Wasser war trüb. Anwohner und Spaziergänger fragten: Kippt der Ostbachteich? Oder ist er schon tot? Gründe dafür wurden mehrere genannt, unter anderem auch die starke Population der Kanadagänse. Der Stadt und einer Spezialfirma gelang es, die Lage an dem Gewässer zu entspannen.

Des Weiteren entstünden auf befestigten Wegen gefährliche Rutschgefahren durch teilweise flächendeckende Kot-Ansammlungen, so die Stadt. Nach einer EU-Verordnung über invasive gebietsfremde Arten sei die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung zu ergreifen.