Aus den USA ist ein Trend in Herne angekommen: die sogenannten Hidden Stones. Die Hernerin Silke van Lent bemalt Steine und versteckt sie.

Bunt bemalt sind die Steine, die Silke van Lent aus ihrer Tasche hervorholt, als sie auf der Bahnhofstraße eine Pause einlegt. Die 50-Jährige schaut sich suchend um und hat schon bald einen Platz entdeckt, der für die Mitbringsel geeignet erscheint. Als sie die Steine dann am Kugelbrunnen hinterlegt, achtet sie darauf, dass man diese nicht sofort entdeckt. Denn, wie heißt doch der Spruch: „Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein“. Die gebürtige Lünerin hat sich einem neuen Trend verschrieben: den sogenannten Hidden Stones, übersetzt: Versteckten Steinen. Und das längst nicht allein. Inzwischen sind es rund 170 Hernerinnen und Herner, die Farbe auf ansonsten eher graue oder unscheinbare Steine bringen.

Wöchentlich werden es mehr Fans. Über das soziale Netzwerk Facebook tauschen sie sich aus. Das Epizentrum der neuen Welle „ist ganz eindeutig Hamburg“, erzählt Silke van Lent. Hier hat die Idee, bunte bemalte Steine zu verstecken, um den Findern eine Freude zu bereiten, inzwischen eine riesige Schar von Anhängern, so die Hernerin. Von der Hafenstadt aus, wo die Aktion den Namen „Elbstones“ erhielt, nahm die Erfolgsgeschichte in Deutschland ihren Lauf.

Nagellack wird gern genommen, um die Steine zu bemalen

Mit welchen Motiven, welchen Farben man die Steine bemalt, „das ist jedem selbst überlassen“, erläutert Silke van Lent. Da ist Nagellack willkommen, denn der haftet wenigstens auf den kalten Steinen. Aber ebenso kommt Acryl zum Einsatz. Manch einer greift auch gern mal zum starken Filzstift. „Ganz entscheidend ist natürlich, dass die Farbe nicht abblättert“. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Gestaltung der Steine geht. Das Herz ist ein sehr beliebtes Motiv, Smileys, Sonne oder Glücksbringer. Auch Blumen werden gern als Vorlage genommen. Für Texte biete die Oberfläche meist kaum genügend Platz, berichtet die Dozentin für Spracherziehung. Manchmal finde man allerdings kurze und prägnante Sprüche wie beispielsweise aus dem Buch „Der kleine Prinz“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“.

Nur für eine Nacht mit nach Hause nehmen, dann wieder verstecken

Silke van Lent (50) versteckt am Donnerstag, 5. September 2019 einen bemalten Stein am Kugelbrunnen in Herne. Foto: Svenja Hanusch / Funke Foto Services
Silke van Lent (50) versteckt am Donnerstag, 5. September 2019 einen bemalten Stein am Kugelbrunnen in Herne. Foto: Svenja Hanusch / Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch


Bevor Silke van Lent mit der Aktion startete, hatte sie zunächst einmal einen Baumarkt aufgesucht. Denn irgendwo musste sie ja die Steine herbekommen, die sie bemalen und auslegen wollte. Gleich einen ganzen Beutel habe sie mitgenommen, damit der Vorrat reicht, schildert sie die Anfänge im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Wenn sie oder andere Akteure wieder zur Tat geschritten sind, „gibt’s meist einen Post auf Facebook“. Damit wissen alle Beteiligten, dass ein weiteres Exemplar hinzugekommen ist und sich das Suchen lohnt. Beachten sollte aber jeder Finder eine wichtige, wenn auch ungeschriebene Regel, sagt die Hernerin: Wer einen Stein entdeckt, sollte ihn nur für eine Nacht mit nach Hause nehmen, denn er soll noch weiteren Findern Freude bereiten.

Idee stammt aus den USA


Ursprünglich stammt die Idee, die immer weitere Kreise zieht, aus den USA. Die amerikanische Psychologin Megan Murphy begann im Jahr 2015 bei Spaziergängen am Strand „Sandy Neck Beach“ in West Barnstable (rund 400 Kilometer von New York entfernt und an der Ostküste gelegen), Steine auszulegen und darauf kleine Botschaften zu schreiben. „Kindness Rocks“ (Freundliche Felsen) nannte sie ihre Initiative, die schon bald nach Europa schwappte und nach Hamburg nun auch in vielen anderen Regionen Deutschlands zahlreiche Anhänger gefunden hat.