Herne. Deutschland geht über Ostern in einen strengeren Lockdown. Größere Familienfeste müssen ausfallen. So planen Bürger aus Herne das Osterfest.

Das Osterfrühstück mit der Familie, der Gottesdienst am Ostersonntag und der Kurztrip über die Feiertage an die norddeutsche Küste – zum erneuten Male fällt das Osterfest wegen der Corona-Pandemie ins Wasser. Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, Kinder unter 14 Jahre nicht mitgezählt, dürfen an den Ostertagen zusammenkommen. Das hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach dem Corona-Gipfel am Montag bekannt gegeben. Wer gehofft hatte, nach dem monatelangen Lockdown zu Ostern endlich mal wieder die Großfamilie zusammentrommeln zu können, ist enttäuscht.

Müde und wütend: Torsten Kropp hat für diesen Gemütszustand das Wort „mütend“ erfunden.
Müde und wütend: Torsten Kropp hat für diesen Gemütszustand das Wort „mütend“ erfunden. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

„Man ist mütend“, sagt Torsten Kropp. „Müde und wütend zugleich.“ Müde von den immer wieder neuen Regeln und Coronaschutzverordnungen. Wütend darüber, dass es mit dem Impfen nicht vorangeht, erklärt der 54-Jährige. Er arbeitet an einer Grundschule und hätte eigentlich in der vergangenen Woche mit dem Impfstoff Astrazeneca geimpft werden sollen. Doch daraus wurde nichts. Auf einen Ersatztermin warte er noch immer. „Es geht einfach nicht voran. Man will einfach mal wieder raus, einen Kaffee oder ein Bier trinken gehen.“

Strengerer Lockdown in Herne: „Es ist einfach kein Ende in Sicht“

Doch die Restaurants, Cafés und Bars bleiben noch mindestens bis zum 18. April geschlossen. Mit zwei „Ruhetagen“ an Gründonnerstag und Ostersamstag soll das öffentliche Leben über die Feiertage weitgehend stillgelegt werden. Nur die Supermärkte dürfen am Ostersamstag (3. April) ihre Türen öffnen. „Am Samstag wird die Hölle los sein“, befürchtet Torsten Kropp.

Ab dem 29. März wird aus „Click and Meet“ außerdem wieder „Click and Collect“, auch Museen und Sportanlagen müssen wieder schließen. „Das hat bisher alles nichts gebracht“, ärgert sich Theodor Puyn. „Was soll das die nächsten vier Wochen bringen?“

Kauft inzwischen alles online: Theodor Puyn.
Kauft inzwischen alles online: Theodor Puyn. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Die Schließung der Geschäfte bringe nur Elend – und die Zahlen stiegen trotzdem weiter. „Irgendwann ist auf der Bahnhofstraße alles dicht“, vermutet der 69-Jährige. Von dem „Click and Collect“-Konzept halte er nichts. „Ich bin immer gerne in die Geschäfte gegangen, mittlerweile mache ich aber alles online.“

Kerstin Leusenrink macht sich vor allem Sorgen um ihre beiden Kinder: „Mein Sohn hatte letzte Woche Geburtstag“, erzählt die 41-Jährige. Das sei nun schon der zweite Geburtstag gewesen, an dem er seine Großeltern, die in Dresden leben, nicht gesehen habe. Und: „Es ist einfach kein Ende in Sicht.“

„Kein Ende in Sicht“: Kerstin Leusenrink macht sich Gedanken um ihre Kinder.
„Kein Ende in Sicht“: Kerstin Leusenrink macht sich Gedanken um ihre Kinder. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

„Statt meine Freundinnen zu umarmen, winke ich ihnen nur“

Petra Olumide und ihr Sohn Kevin verbringen die Ostertage normalerweise jedes Jahr in Norddeich. „Im letzten Jahr hatten wir noch Glück“, erzählt die Mutter. In diesem Jahr müsse der Kurztrip jedoch ausfallen – und das, obwohl Pauschalreisen nach Mallorca möglich seien, ärgert sie sich.

Wie es für ihren Sohn, der derzeit die dritte Klasse einer Grundschule in Herne besucht, nach den Osterferien weitergeht, ist noch offen. Petra Olumide hofft, dass die Schulen weiter geöffnet bleiben. „Ich arbeite Teilzeit“, erzählt die Mutter. Es sei schwierig, neben der Arbeit, dem Haushalt und dem Mutterdasein auch noch die Rolle der Lehrerin zu übernehmen.

Auch die neunjährige Katharina Schuhmann möchte nicht, dass die Schulen wieder schließen. Sie gehe gerne in die Schule – „um schlauer zu werden und ihre Freundinnen zu sehen“, wie sie sagt. Auf den persönlichen Kontakt verzichte sie allerdings: „Statt meine Freundinnen zu umarmen, winke ich ihnen nur.“ Dass das Osterfest ausfallen soll, findet sie dagegen nicht schlimm. „Man kann auch zuhause mit der Familie etwas Leckeres essen, eine große Feier brauche ich nicht.“

Notbremse in Herne: „Es hätte viel früher passieren müssen“

Karl-Heinz Kubicki hatte ohnehin nicht vor, über die Ostertage zu verreisen. „Ich habe einen coronafreien Schrebergarten“, erzählt der 78-Jährige und lacht. Auch Besuch, etwa von einem seiner fünf Kinder, erwarte der Rentner nicht. Zwar vermisse er die Treffen mit seiner Familie und würde gerne mal wieder Schwimmen oder ins Fitnesscenter gehen, aber: „Ich bin glücklich“, sagt Kubicki.

Ulrike Müller ist von den strengeren Regeln nicht überzeugt: „Die Zahlen steigen und steigen.“
Ulrike Müller ist von den strengeren Regeln nicht überzeugt: „Die Zahlen steigen und steigen.“ © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Auch Ulrike Müller wird ihre Tochter und ihre acht Monate alte Enkeltochter an diesem Osterfest nicht bei sich haben. „Meine Eltern sind über 90, meine Mutter liegt im Krankenhaus“, erzählt sie. Ein fröhliches Osterfest stehe überhaupt nicht zur Debatte. Von den strengeren Regeln, die ab kommendem Montag gelten sollen hält sie „überhaupt nichts“. „Die Zahlen steigen und steigen“, sagt Müller. Der Lockdown zeige keine Wirkung.

Begrüßt die strengeren Regeln: Christina Bayer.
Begrüßt die strengeren Regeln: Christina Bayer. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Christina Bayer dagegen begrüßt die strengeren Regeln: „Ich finde es gut. Es hätte viel früher passieren müssen“, sagt die 40-Jährige, erschrocken darüber, wie voll die Bahnhofstraße in Herne nach der Ankündigung, dass die Geschäfte wieder schließen, ist. Sie verstehe nicht, warum der Lockdown angesichts hoher Inzidenzwerte und sich verbreitender Virus-Mutationen vor zwei Wochen überhaupt gelockert worden ist. „Ich würde gerne mal wieder ans Meer oder nach Holland fahren. Es geht aber eben nicht.“​