Herne. Riesenansturm in Herne: Die Stadt hat hat Corona-Sonderimpfungen an zwei mobilen Impfstationen durchgeführt. Beteiligt war ein bekannter TV-Arzt.
Die Stadt Herne hat am Pfingstwochenende in Herne Sonderimpfungen gegen Corona durchgeführt. Dazu wurden mobile Impfstationen aufgebaut – am Sonntag im Feldherrenviertel in Horsthausen und am Montag an der Emscherstraße in Wanne-Nord. Der Ansturm war riesig: Es bildeten sich Schlangen in einer Länge von mehreren Hundert Metern.
Für die Sonderimpfung jeweils zwischen 10 und 16 Uhr hatte das Land der Stadt Herne 1195 Dosen der Firma Johnson & Johnson zur Verfügung gestellt; bei diesem Vakzin reicht eine Impfung. Vorgabe des Landes: Eingesetzt werden sollen die Impfdosen „gezielt in vulnerablen Sozialräumen mit einer hohen 7-Tages-Inzidenz“, so Gesundheitsminister Laumann. Auch in der Hochhaussiedlung Emscherstraße, wo am Montag geimpft wird, ist das der Fall: Dort wohnen Menschen aus vielen Nationen auf engem Raum zusammen.
Herne: Die ersten Menschen kamen morgens um 6 Uhr
Mit Handzetteln sowie Lautsprecherdurchsagen noch am Montag hat die Stadt für die Sonderimpfung geworben, mit der sie die vielen Neuinfektionen in den beiden Problemvierteln senken will. Und doch waren die Verantwortlichen im Rathaus unsicher: Kommt überhaupt jemand?
Und ob! Schon morgens um 6 Uhr hätten sich die ersten Menschen vor dem Flatterband aufgestellt, sagt Jennifer Metzlaff (34), die organisatorische Leiterin des Impfzentrums Herne. Sie führt auch Regie in der mobilen Impfstation auf dem Parkplatz des Sportplatzes an der Emscherstraße, der im Schatten der Hochhäuser liegt. In den Stunden danach wird die Schlange länger und länger. Für die Menschen kein Problem: Sie reihen sich ein, warten geduldig, bis sie vorgelassen werden. Ein Piks und gegen Corona geimpft – da machen ihnen auch die zwischenzeitlichen Regengüsse nichts aus.
Nachricht von der Impfaktion verbreitet sich schnell
Geimpft wird in drei Bussen, die die HCR bereit gestellt hat. Durchgelassen zu den Linienbussen wird der, der im Personalausweis den Wohnort Herne verzeichnet hat. Auch hielt die Stadt die beiden Orte für die Sonderimpfung bis zuletzt geheim. So will sie einen „Impftourismus“ vermeiden, sprich: dass auch Menschen aus anderen Stadtteilen, ja Städten, anreisen. Es nützt nichts: Durch Mund-zu-Mund-Propaganda und übers Internet verbreiten sich die Nachrichten schnell.
Bei Vanessa (20) ploppt die Nachricht am Montagmorgen auf dem Handy auf. „Ich bin schnell aus dem Bett gekrochen und hier hin“, erzählt sie. An der Emscherstraße wohnt sie nicht, aber immerhin in Wanne-Eickel. Den Freundeskreis hat sie auch noch schnell informiert. Alle werden sie vorgelassen: Nun zeigen Vanessa, Lennart (19) und Nina (20) stolz ihre gelben Impfpässe. Zweieinhalb Stunden anstehen, ein Piks, nun sind durch – und wollen jetzt in zwei Wochen ab nach Österreich.
Auch Jana Denzinger atmet auf, als sie in einen der Impfbusse steigt. Sie habe „einfach keine Lust mehr“ auf Corona, bekennt die Wanne-Eickelerin (30): „Ich möchte meinen Alltag wieder.“ Auch sie wäre bei der Priorisierung noch nicht an der Reihe gewesen, dank der Impfaktion rückt ihr altes Leben nun schon früher in greifbare Nähe.
Prominenter TV-Gerichtsmediziner impft die Besucher
Eine Überraschung erfahren viele Besucher, als sie erkennen, wer sie da impft: Joe Bausch, Arzt und Schauspieler, ist einer der drei Ärzte, die am Montag in Wanne-Eickel arbeiten. Der 68-Jährige, der im Kölner Tatort einen Gerichtsmediziner spielt, hilft öfter im Herner Impfzentrum im Revierpark Gysenberg aus. Der Job mache ihm Spaß: „So viele Leute an einem Tag glücklich machen, das erlebst du sonst nie“, schmunzelt er. Eine Corona-Impfung und dann noch ein „Autogramm“ von Bausch im Impfpass, da ist die Freunde bei vielen doppelt groß. Oder dreifach: Geduldig steht der Arzt für unzählige Selfies zur Verfügung.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Stadt zieht positive Bilanz
Die Verantwortlichen zogen am späten Nachmittag eine positive Bilanz. An den beiden Tagen, so Florian Adamek, Leiter des OB-Büros, seien durch die Sonder-Impfung viele Menschen geimpft worden, „die sich sonst nicht hätten impfen lassen wollen“.
Die Impfdosen gingen weg wie warme Semmeln: Am Pfingstsonntag, sagt Jennifer Metzlaff, die organisatorische Leiterin des Impfzentrums, seien 440 Dosen verimpft worden, zum Schluss hätten sogar noch einige wenige Menschen abgewiesen werden müssen.
Am Pfingstmontag hätten die Mediziner dann gleich sechs statt fünf Dosen aus den Fläschen entnommen. 555 Dosen seien bis 16 Uhr verimpft worden, aber auch die, die nach dem offiziellen Ende um 16 Uhr noch warteten, sollten noch ihre Impfungen bekommen.