Herne. Wegen der Corona-Pandemie sind Kleingärten in Herne besonders beliebt. Teilweise muss man mehrere Jahre auf einen Garten warten.
Einfach mal raus an die frische Luft, draußen sitzen, schwatzen, Kaffee trinken – seit Beginn der Pandemie ist dieses alltägliche Vergnügen kaum noch unbeschwert möglich. Umso größer ist deshalb bei vielen der Wunsch nach einem eigenen Garten. Die Kleingartenvereine (KGV) auf dem Stadtgebiet verzeichnen seit vergangenem Jahr einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage. Doch gibt es eigentlich noch freie Parzellen?
„Bei uns ist alles dicht“, sagt Markus Krause, 1. Vorsitzender des KGV Am Grünen Ring. Schon vor Corona erfreuten sich Kleingärten wachsender Beliebtheit: „Corona hat das aber noch mal verschärft“, sagt Holger Gerken, 2. Vorsitzender. Gerade viele junge Familien haben sich erkundigt: „Aber nicht alle waren wirklich interessiert bzw. hatten falsche Vorstellungen davon, was ein Kleingartenverein ist.“ Manche erwarteten Poolanlagen, Hundespielplätze und Spielgeräte für Kinder. „Die wissen nicht, was eine Kleingartenanlage ist und melden sich meist auch nicht wieder.“
Herne: Warteliste für Kleingärten
Wie die meisten anderen Vereine gibt es auch für die Gärten am Sonnenblumenweg 1 eine Warteliste. Etwas über 20 Personen stehen dort aktuell drauf. „Anfragen hätten wir schon noch mehr“, sagt Markus Krause. Aber die Liste weiter zu verlängern, mache keinen Sinn. „Im Schnitt wechseln pro Jahr zwei bis drei Parzellen den Besitzer.“ Aktuell liege die Wartezeit bei mindestens zwei bis drei, eher bei drei bis fünf Jahren.
Vor der Verpachtung liegen persönliche Treffen: „Da merkt man schon, ob wirklich Interesse besteht und ob die Leute wissen, worauf sie sich einlassen.“ Die Kleingärtner gehen mit Anwärtern bei Bedarf Rechte und Pflichten durch – räumen ihnen Bedenkzeit ein. „Manche springen auch kurz vorher wieder ab, weil sie feststellen, dass sie zeitlich ein Problem bekommen könnten.“
Anlagen vor der Pachtung genau anschauen
Sorge, dass die neu verpachteten Gärten schneller verwahrlosen könnten, gebe es wenig: „Es gibt einige unseriöse Bewerbungen“, sagt Kornelia Matzat-Filler, Vorsitzender des Stadtverbands der Gartenfreunde. „Es wird aber immer ein Vertrag geschlossen und damit eine Rechtsgrundlage geschaffen.“ Außerdem gebe es die Satzung und die Gartenverordnung als Orientierung und Hilfe für das Einleben.
Wer sich für einen Kleingarten interessiert, sollte sich Anlagen in seiner Nähe anschauen. „Der Stil oder die Gestaltung einer Anlage lässt sich so am besten beurteilen“, sagt Matzat-Filler. „Manche bevorzugen eine sehr gepflegte, ruhige Umgebung, andere möchten ökologisch, naturnah gärtnern oder sie haben eine große Familie und suchen eine kinderfreundliche Anlage.“ Am beliebtesten seien die Anlagen, die nah am Wohnort liegen.
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Sich bei einer solchen zu bewerben, raten auch Markus Krause und Holger Gerken: „Die meisten, die noch nie einen Garten hatten, unterschätzen den Zeitaufwand – gerade in den Sommermonaten.“ Deshalb sei es ideal, wenn die Parzelle fußläufig oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen ist, um nach der Arbeit wässern zu können.
Kaum Vereinsleben wegen der Corona-Pandemie
Auch wenn die Kleingärtner ihre Parzellen beackern dürfen, bringt die Pandemie Einschränkungen und Hürden mit sich: „Das Vereinsleben findet aktuell nicht statt.“ Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen und Treffen zu Gemeinschaftsarbeiten sind seit März 2020 nicht mehr in gewohnter Weise möglich.
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„Der Gesetzgeber hat für die Vereine Möglichkeiten geschaffen, trotzdem satzungsgemäß handlungsfähig zu bleiben“, erklärt Kornelia Matzat-Filler. Markus Krause ergänzt: „Eigentlich gibt es jedes Jahr Neuwahlen. Das geht aktuell natürlich nicht.“ Stattdessen erhalten die Mitglieder – beim KGV Am Grünen Ring immerhin gut 150 – eine Information mit Kassenbericht. „Wir hoffen, dass es nächstes Jahr alles wieder normal läuft.“
Kornelia Matzat-Filler ist beeindruckt, wie die Vorstände der 40 Vereine es schaffen, trotz der Situation zurecht zu kommen. „Einmal wieder, in ihrer über 100-jährigen Geschichte, beweisen die Kleingärtner in Herne, dass ihr Handeln pragmatisch und anpassungsfähig ist“, betont sie und fügt hinzu: „Für mich ist das Beste, dass wir immer und jederzeit in unsere Gärten gehen können. Davon kann jeder, der eine Parzelle hat, profitieren.“ Dieses Privileg habe sich in der Bevölkerung herumgesprochen.
>>>PACHT-KOSTEN
• Ein Kleingarten kostet im Jahr in Herne 0,24 Cent Pachtgebühr pro Quadratmeter. Dazu kommen Mitgliedsbeiträge, Kosten für Versicherungen, Strom und Wasser.
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• Wer sich für einen Garten interessiert, wendet sich am besten direkt an die Verantwortlichen der Vereine. Auf der Homepage www.kleingarten-herne.de sind alle aufgelistet.