Herne. Die Stadt Herne hat 13.000 Coronaschutzmasken an Bedürftige verschickt – unverpackt per Post. Ein Hygieneverstoß? Das sagt die Stadt.
Die Stadt Herne hat 13.000 einkommensschwachen Menschen jeweils drei kostenlose Coronaschutzmasken geschickt. Die Post der Verwaltung kommt aber offenbar nicht überall gut an: Ein Rentner (66) zeigt sich entsetzt: Er sei „stinksauer“, sagt er zur WAZ.
Auch er und seine Frau hätten jeweils drei Masken per Post zugeschickt bekommen – lose in einem Umschlag, versehen mit einem Brief von Oberbürgermeister Frank Dudda. Das Ganze sei unhygienisch, und steril seien die Masken schon mal gar nicht, meint der Wanne-Eickeler. Er fragt: Warum seien die Masken nicht einzeln verschweißt oder zumindest verpackt worden? Hinzu komme, dass eine CE-Kennung fehle. Zugeschickt habe ihnen die Verwaltung keine FFP2-Masken, sondern nur KN 95-Masken aus China, die nicht so gut seien.
„Es kann doch nicht sein, dass uns die Stadt solche Dinger so zuschickt“, kritisiert der Wanne-Eickeler, der von Grundsicherung lebe. Die Verwaltung verfahre offenbar nach dem Motto: Für Leute, die „ganz unten“ seien, reichten lose, minderwertige Masken in einem Umschlag.
Herne: 68.000 KN 95-Masken stehen bereit
Wie die Stadt in ihrem Begleitbrief an die Empfänger mitteilt, habe das Land in Abstimmung mit den kommunen Spitzenverbänden beschlossen, einkommensschwache Menschen im Rahmen eines Soforthilfeprogramms mit kostenlosen medizinischen Masken zu unterstützen. 68.000 KN 95-Masken stünden dafür für Menschen, die Hartz IV,Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen beziehen, zur Verfügung. Die ersten 13.000 seien nun verschickt worden.
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Die Stadt Herne, so schreibt der OB an die Empfänger, müssten laut überarbeiteter Coronaschutzverordnung seit 25. Januar in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und Arztpraxen mindestens medizinische Masken tragen. Vorgeschrieben seien daher in diesen Bereichen so genannte OP-Masken der Standards KN 95/96 oder FFP2. Sie böten einen höheren Schutz als Alltagsmasken.
Stadt: Masken wurden mit sterilen Zangen angefasst
Kein CE-Kennzeichen für KN 95-Maske
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sagt, dass äußerlich nicht erkennbar sei, „ob eine KN 95-Maske qualitativ einer FFP2-Schutzmaske entspricht oder nicht“. Dies gehe aus der schriftlichen Bestätigung der Überwachungsbehörde hervor. Und: „KN 95-Masken dürfen nicht mit einem CE-Kennzeichen versehen sein.“Tatsächlich gibt es auf die Frage, welche Standards beim Versenden von Coronaschutzmasken eingehalten werden müssen, offenbar keine abschließende Antwort. Große Lieferungen gebe es in unterschiedlichen Gebinden und Verpackungen, so Dr. Eckart Kampe von der Kassenärztlichen Vereinigung.
Die Masken des Landes seien der Stadt in Packungen zu je zehn Stück zur Verfügung gestellt worden, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken zur WAZ. Da nach den Landesvorgaben jeder Berechtigte drei Masken erhalte, hätten die Masken aus der Zehner-Packung herausgenommen und für den Postversand umverpackt werden müssen. „Die KN95-Masken wurden von medizinisch geschultem Fachpersonal unter strengen hygienischen Bedingungen verpackt“, stellt er klar. Heißt: Die Mitarbeiter hätten bei der Verpackung eine Hygieneschutzausrüstung getragen. „Die Masken wurden dabei nicht mit Handschuhen berührt, sondern mit sterilen Zangen aus der Großverpackung entnommen und in die Umschläge gegeben.“
Zur Schutzwirkung der verschickten Masken hat das Land laut Hüsken Folgendes mitgeteilt: „KN 95-Masken sind ein zu FFP2 vergleichbarer chinesischer Standard und bieten hinsichtlich ihrer Filterleistung einen ähnlich wirksamen Infektionsschutz.“
Appell von Oberbürgermeister Frank Dudda an die Bürger
Kritik an dem Brief mit losen Masken gab es nicht nur in Herne. Sauer zeigten sich auch Menschen in anderen Städten, etwa in Bochum und Gelsenkirchen. Das Jobcenter in Bochum hat die Masken nicht lose verschickt. Dort seien jeweils drei Masken in einen Frischhaltebeutel gelegt worden, heißt es von dort.
Oberbürgermeister Frank Dudda appelliert in seinem Begleitschreiben an die Empfänger: „Durch das Tragen dieser Masken schützen Sie sich und andere. Abstand und Hygiene sind auch weiterhin wichtig.“ Der 66-jährige Wanne-Eickeler will das Geschenk nicht nutzen, sondern im Müll entsorgen: „Da kann ich mir ja auch gleich ein Taschentuch vors Gesicht halten.“