Herne. Noch ist das Vakzin zu knapp, doch schon bald könnte in Praxen gegen Corona geimpft werden. Wie sich zwei Herner Ärzte dafür aufgestellt sehen.
Corona-Schutzimpfungen sind zurzeit nur im Herner Impfzentrum am Gysenbergpark möglich. Spätestens im Mai könnte in Praxen niedergelassener Ärzte gegen das Coronavirus geimpft werden: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erwartet „einen Impfstart für die Praxen in den nächsten sechs bis acht Wochen“, wie ein KBV-Sprecher am Freitag, 26. Februar, der „Rheinischen Post“ sagte. Neben dem Impfstoff von Astrazeneca soll auch das Vakzin von Biontech zum Einsatz kommen. Herner Ärzte begrüßen das – und hätten sich sogar einen früheren Impfstart gewünscht.
„Wir sind schon seit Impfbeginn auf einer Warteliste der Kassenärztlichen Vereinigung“, sagt Allgemeinmediziner Markus Bruckhaus-Walter. „Wir haben sehr klar formuliert, dass wir sowohl die Kühlmöglichkeiten als auch die personellen Kapazitäten haben.“ Wenn der Impfstoff da wäre, hätte die Praxis „schon lange“ mit dem Impfen loslegen können.
Herner Hausärzte sehen viele Vorteile beim Impfen in den Praxen
Ein Vorteil der Arztpraxen sei, dass die Ärzte ihre Patienten bereits kennen und sich so um eine bessere Nachsorge kümmern könnten, so Bruckhaus-Walter. Zudem hätten viele Patienten ein größeres Vertrauen in ihren Hausarzt als in das Impfzentrum. „Pro Woche könnten wir locker 100 bis 150 Personen impfen.“ Sollten Termine doch mal abgesagt werden, könne leicht ein neuer Termin vereinbart werden. Auch bei der Vergabe des zweiten Impftermins gäbe es keine Schwierigkeiten mehr, „da nichts telefonisch oder online gebucht werden muss“.
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Zudem gehöre Impfen zur Grundausstattung eines jeden Arztes. „Wir haben in dem Bereich auf jeden Fall genug Kompetenzen“, sagt Bruckhaus-Walter. Außerdem könne der Hausarzt direkt über mögliche Nebenwirkungen aufklären. Ein weiterer Vorteil der Arztpraxen: Die Ärzte müssten keine Atteste mehr für die Personen ausstellen, die einen Härtefall beantragen wollen. „Das macht doch keinen Sinn, dass ich Leuten ein Attest ausstelle, damit sie dann im Impfzentrum geimpft werden – da könnte ich lieber direkt selbst impfen.“
Herner Patienten sind impfwillig
Auch die Praxis von Roman Voss sieht sich für die Impfungen gewappnet. Bei einer Abfrage der Kassenärztlichen Vereinigung, in der alle Ärzte zu ihrer Impfbereitschaft befragt wurden, habe er bereits ein „Ja“ gesetzt. „Ich wüsste nicht, warum das in Praxen nicht möglich sein soll.“ Schließlich hätten er und sein Team bereits an einem Tag alle Bewohner eines Seniorenstifts geimpft.
Vor allem für ältere Patienten sei es ein großer Vorteil, wenn die Praxis „nebenan“ die Impfungen durchführe, schließlich seien viele von ihnen nicht mobil. Zudem wolle nicht jeder in Corona-Zeiten den ÖPNV nutzen, um zum Impfzentrum zu gelangen, so Voss. Dies führe dazu, dass es noch immer ältere Menschen ohne Impfung gebe.
Seine Patienten fragten jetzt bereits, „sobald sie durch die Tür kommen, wann wir denn endlich mit dem Impfen anfangen“, sagt Voss. „Die sind alle sehr impfwillig. Man merkt, dass sie endlich wieder ins Leben zurück wollen.“ Die Praxis am Solbad sei für die Impfungen vorbereitet. „Wir haben eine große Praxis und sind sehr flexibel.“ So könnte sich der Allgemeinmediziner eine Umgestaltung der Sprechstunden vorstellen. „Auch mal samstags arbeiten oder am Freitagnachmittag – es gibt so viele Möglichkeiten.“
>>>Apotheken sind vorbereitet
An die Praxen geliefert werden soll der Impfstoff von Apotheken. „Wir sind auf jeden Fall darauf vorbereitet“, sagt Apotheken-Sprecher Robert Sibbel. „Wir haben da ja genug Erfahrungen aus den Grippe-Impfungen.“ Der Impfstoff werde in Kühlkisten zu den Apotheken geliefert, diese hätten genügend Kühlkapazitäten.
Jede Apotheke habe Stammpraxen, die sie beliefere. „Für mich ist das der beste Weg“, so Sibbel. „Auch wenn wir noch keine offiziellen Informationen haben, bin ich sehr optimistisch, dass wir das gut schaffen werden.“
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