Herne. Ergobag, Step by Step und Co.: Wer einen Schulranzen der Marktführer kauft, muss tief in die Tasche greifen. Eine Fachhändlerin erklärt, wieso.

  • Schulranzen von Marken wie Ergobag oder Step by Step kosten meist 250 Euro oder mehr
  • Iris Merschhemke ist Fachverkäuferin bei Leder Berensen in Herne. Sie kennt die Trends – und Gründe, warum die Tornister so teuer sind
  • Worauf Eltern beim Kauf der Schultasche für ihren Nachwuchs achten sollten

Wer für sein Kind schon mal einen Schulranzen gekauft hat, weiß es bereits, andere sind angesichts der heutigen Preise für einen Tornister nicht selten schockiert. 259 Euro, 249 Euro, für Sondermodelle auch schon mal 299 Euro sind für den Ranzen fällig. Nicht selten stocke Eltern beim Blick auf das Preisschild kurz der Atem, beobachtet auch Iris Merschhemke von Leder Berensen an der Bahnhofstraße in Herne-Mitte.

Sie verkauft seit Jahren Schulranzen an Kinder und kennt die Trends, aber auch die Gründe für den stolzen Preis. Dabei tun sich die Marktführer Ergobag und Step by Step preislich nichts und liegen je nach Modell bei etwa 259 Euro. Sie verkaufe in der Filiale in Herne etwa gleich viele Modelle beider Marken. Der frühere Marktführer Scout spiele nur noch eine kleine Rolle. Das Camouflage-Muster sei bei den Jungen besonders beliebt sowie Blautöne, die Mädchen würden auf Pink und Rosa sowie Einhörner stehen.

Schulranzen: Jungen in Herne bevorzugen die Rucksack-Form

Bei der Modellform beobachtet sie ebenfalls Unterschiede bei den Geschlechtern. Während Jungen sich häufig für die Rucksackform entscheiden würden, die es vor allem bei Ergobag gibt, tendierten die weiblichen Kunden eher zu der klassisch eckigen Form, wobei Iris Merschhemke selbst zu bedenken gibt, dass diese Modelle den Kindern häufig in der dritten oder vierten Klasse nicht mehr gefielen.

Iris Merschhemke berät bei Leder Berensen in Herne gerne Eltern und Kinder beim Kauf des richtigen Ranzens. Die Preise seien seit einigen Jahren stabil.
Iris Merschhemke berät bei Leder Berensen in Herne gerne Eltern und Kinder beim Kauf des richtigen Ranzens. Die Preise seien seit einigen Jahren stabil. © Unbekannt | Meinke

Wichtig sei vor allem aber, die richtige Passform und der richtige Sitz, weshalb der persönliche Besuch in einem Fachgeschäft auch so wichtig sei. Der Schulranzen müsse zu der Größe des Kindes passen. Für kleinere Kinder empfiehlt die Fachverkäuferin beispielsweise eher ein Modell von DerDieDas. Diese sind kleiner und besonders leicht. Sie beginnen bei einem Eigengewicht von 650 Gramm, wobei ein Ranzen von Ergobag oder Step by Step je nach Modell eher bei 1180 Gramm liege – auch hier gibt es aber leichtere Modelle.

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Beim Thema Eigengewicht kommt Iris Merschhemke auf einen Grund für den hohen Preis zu sprechen. „Die Schulranzen sind so gearbeitet, dass sie Gewicht aushalten und trotzdem leicht sind“, sagt sie. Dazu müssten, wie sie sagt, die besten Materialien eingesetzt werden. „Ich denke, das ist den Preis auch wert.“ Physiotherapeuten empfehlen die ergonomische Form, die den Rücken der Kinder entlasten soll, heißt es auf einem Hinweisschild auf dem Ranzen-Verkaufstisch. Bei den neueren Modellen von Step by Step werde zudem sehr auf Nachhaltigkeit gesetzt. Sie werden aus alten PET-Flaschen hergestellt.

Außerdem könnten die meisten Modelle mit den Kindern mitwachsen. Denn die richtige Trageposition sei extrem wichtig, damit der Rücken nicht zu sehr belastet wird, so Merschhemke. Sie achte immer darauf, dass der Ranzen auf Schulterhöhe aufhöre und nicht im Nackenbereich störe. Er müsse eng am Rücken anliegen und dürfe auch beim Rennen nicht hoch und runter wackeln. Brust- und Hüftgurte sorgten für Stabilität und entlasteten den Rücken.

Sondermodelle von McNeill als günstigere Schulranzen-Alternative

Zu dem Schulranzen gehöre immer auch ein Turnbeutel, ein Federmäppchen samt Stiften und ein sogenanntes Schlampermäppchen, in das lose Stifte verstaut werden können. Bei Step by Step sei im vorderen Fach für die Frühstücksbox zudem eine Thermobeschichtung eingearbeitet, damit das Brot auch im Sommer frisch bleibt. „Ein kleiner Kühlschrank für die Kinder“, sagt Merschhemke mit einem Lachen. Die Ranzen würden immer weiterentwickelt, seien immer wandelbarer. Außerdem gebe Ergobag zwei Jahre Garantie, Step by Step sogar vier Jahre. All das begründe den Preis, so die Fachverkäuferin.

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Die meisten Eltern seien nach einem ersten Schock durchaus bereit, den Preis zu zahlen. Dabei ginge es etwa der Hälfte der Kunden wirklich um einen rückenschonenden Ranzen, so ihr Eindruck. „Es hat sonst viel mit Mundpropaganda zu tun, weshalb die Leute einen Ergobag oder Step by Step möchten“, schätzt die Verkäuferin. Aber auch für Menschen mit begrenzterem Geldbeutel gebe es in ihrem Geschäft Sondermodelle von McNeill, die etwa 110 Euro kosten. Außerdem gebe es Kunden, die frühzeitig einen Ranzen aussuchen, ihn dann weglegen lassen und jeden Monat mit einer Rate abzahlen, so dass sie ihn pünktlich zur Einschulung mitnehmen können.

WEITERE INFORMATIONEN: Internet-Versand als Konkurrenz

  • Rund 20 Euro günstiger gibt es die meisten Modelle im Internet. Das bekommt auch Leder Berensen zu spüren. „Der Verkauf ist durch das Internet in diesem Jahr zurückgegangen“, sagt Merschhemke. Dabei sei es so wichtig, den Ranzen passend für das Kind einzustellen, wobei nur ein Fachgeschäft helfen könne.
  • Außerdem kann ein Kunde bei Schäden jederzeit zu ihr kommen. Die Auswahl sinke hingegen, je näher die Einschulung rückt. Einzelne Modelle sind bereits vergriffen, es gebe aber immer eine gute Auswahl.
  • Im vergangenen Jahr hatte das Kartellamt ein Bußgeld gegen den Ergobag-Schulranzen-Hersteller verhängt. Der hatte verhindert, dass Händler Preise senken.