Herne. Die Anmeldezahlen für die künftigen Erstklässler in Herne zeigen: An einigen Grundschulen wird es eng. Wo Kinder abgewiesen werden müssen.
Die Grundschulen in Herne sind überfüllt. Das macht sich auch mit Blick auf die Anmeldungen für die künftigen Erstklässler bemerkbar. Insgesamt 1415 Erstklässler sind an den Grundschulen in Herne für das kommende Schuljahr 2022/2023 angemeldet worden. Doch nicht jeder von ihnen wird auch an seiner Wunsch-Grundschule anfangen können. Vor allem in Mitte und Wanne wird es eng.
Mehr Anmeldungen als Plätze, so genannte Überhänge, gibt es in diesem Jahr nach den ersten Zahlen der Stadt an drei Grundschulen. Bereits traditionell zu viele Anmeldungen für die zweizügige Schule gibt es unter anderem beim Eickeler Park. Bei insgesamt 85 Anmeldungen wird es für 29 Kinder eine Absage geben müssen. Doch anders als in den Vorjahren ergibt sich hier ein neues Problem. „Die Kinder auf die Europaschule und die Freiherr-vom-Stein-Schule zu verteilen, wird in diesem Jahr nicht möglich sein“, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini beim Blick auf die Zahlen. Denn diese beiden Schulen sind ebenfalls voll – bis auf fünf Plätze an der Europaschule.
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Die einzige Ausweichmöglichkeit: die Südschule. Diese könne noch 22 oder 23 Kinder aufnehmen, so Andrea Christoph-Martini. Sie weiß aber auch, dass die Südschule für viele Familien nicht so gut und nah gelegen ist wie die anderen Schulen. „Es gibt Überlegungen, an der Freiherr-vom-Stein-Schule eine zusätzliche Klasse zu bilden, um den Überhang abzufangen“, sagt die Schulamtsdirektorin.
Herne: Durch Corona müssten viele Schüler Klasse wiederholen
Denn in diesem Jahr gebe es ein weiteres Problem: „Wir haben so viele Kinder, die eigentlich in der Schuleingangsphase verbleiben sollten wegen Corona“, merkt Christoph-Martini an. Durch Schulschließungen und Distanzunterricht wäre es für einige Kinder besser, noch ein Jahr länger in dieser Schulphase zu verbleiben, bevor sie in die dritte Klasse versetzt werden. „Wir haben die Kapazitäten aber einfach nicht“, bedauert sie. Deshalb werden einige dieser Kinder trotz Lernrückständen in die nächste Klasse wechseln müssen. Denn selbst mit einem Schulwechsel sei ein zusätzliches Jahr häufig nicht möglich, so Christoph-Martini, denn alle Schulen seien so voll.
Überhänge bei den Anmeldezahlen gibt es in diesem Jahr auch an der Sonnenschule (neun Anmeldungen mehr als Plätze) und an der Schillerschule (15 Überhänge). Die Kinder, die an der Schillerschule abgelehnt werden, müssten dabei vermutlich zur Grundschule an der Schulstraße wechseln, die erst seit dem vergangenen Jahr wieder Kinder aufnimmt und 37 Anmeldungen bekommen hat. „Sonst ist im Umkreis nicht mehr viel frei“, sagt Christoph-Martini. Denn Kunterbunt, Kolibri und Max-Wiethoff sind ebenfalls voll.
„Personelle und räumliche Notlage“
„Wir sind in einer personellen und räumlichen Notlage“, sagt Andrea Christoph-Martini. „Die Klassen sprengen in den kommenden Jahren alles, was vertretbar ist.“ 28 Kinder seien das absolute Maximum für die Planungen einer ersten Klasse. Und bei den vorliegenden Anmeldezahlen fehlten noch 70 Anmeldungen von Kindern, die ab Sommer in Herne schulpflichtig werden.
Für das kommende Schuljahr werde – neben einer Mehrklasse an der Freiherr-vom-Stein-Schule – noch über eine weitere Mehrklasse an einer anderen Schule nachgedacht. An welcher die Erweiterung vollzogen wird, sei aber noch nicht spruchreif. „Wir gehen intensiv in die Schulentwicklungsplanung“, kündigt Christoph-Martini auch für die nahe Zukunft an. Denn: „Das Problem wird sich in den kommenden drei bis fünf Jahren noch deutlich verschärfen“, fürchtet sie.
Überhänge durch Zuzug von Kindern
Grund für den plötzlichen Überhang sei vor allem der Zuzug von Kindern, erläutert die Schulamtsdirektorin. „Wir haben viele Kinder bekommen, die bei der Schulentwicklungsplanung nicht berücksichtigt waren.“ Diese basiert auf Geburtenraten, die in Herne registriert werden. Eine Erweiterung der Zügigkeit an weiteren Schulen sei aber räumlich nicht ohne weiteres möglich.
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Zudem habe sie ein weiteres Problem: „Ich habe einfach kein Personal“, sagt Christoph-Martini. „Die Lage in Herne entwickelt sich zurzeit ähnlich dramatisch wie in Gelsenkirchen.“ Jedes Kind werde selbstverständlich einen Platz an einer Grundschule in Herne erhalten. Beim Ablehnungsverfahren werde immer geguckt, ob der Zweitwunsch erfüllt werden könne. Und auch sonst gelte: „Wir versuchen so nah wie möglich einen Schulplatz anzubieten.“ Die 400 Meter Abstand zum Wohnort könnten aber nicht immer eingehalten werden.
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Das Anmeldeverfahren
• Zwischen dem 27. September und 1. Oktober sollten Kinder, die am 1. August 2022 schulpflichtig werden, bei den Wunsch-Grundschulen angemeldet werden. Das gilt für Kinder, die in der Zeit vom 1. Oktober 2015 bis einschließlich 30. September 2016 geboren sind.
• Jedes Kind habe generell Anspruch auf die Aufnahmen an der seiner Wohnung nächstgelegenen Grundschule, heißt es auf der Homepage der Stadt. „Falls die Zahl der Anmeldungen die Zahl der zu vergebenden Plätze an einer Grundschule übersteigt, erfolgt ein Auswahlverfahren.“