Herne. In Herne hat eine Diskussion begonnen, welches der zentrale Veranstaltungsplatz in der City sein soll: Robert-Brauner-Platz oder Europaplatz.

Es waren nur zwei Sätze am Rande des Spatenstichs für den Bau des Europagartens zwischen City Center und Archäologiemuseum: Es werde sich in Zukunft die Frage stellen, welcher der zentrale Veranstaltungsplatz in der Herner Innenstadt ist, so Oberbürgermeister Frank Dudda. Mit dem neuen Europaplatz und dem Robert-Brauner-Platz werde es zwei Optionen geben. Die Diskussion ist bereits in vollem Gang, wie Nachfragen der Herner WAZ-Redaktion offenbaren.

Es ist nicht die Neugestaltung des Europaplatzes (die mit dem Bau des Europagartens abgeschlossen wird), die eine Alternative zum Robert-Brauner-Platz eröffnet. Es ist der Umstand, dass am Robert-Brauner-Platz in den Neuen Höfen eine weitere Gastronomie mit Außenbereich geplant ist. Britta Rommel möchte die Gäste ihres Wirtshauses auch unter freiem Himmel bedienen. Ein Außenbereich spielt in der Umsatzkalkulation von Gastronomen eine wichtige Rolle. Rommels Ehemann Julian hatte den Standort für das Extrablatt anhand des Sonnenstands geprüft – und für geeignet befunden. Die Frequenz gibt ihm recht.

IG City Herne-Vorsitzender: Am Europaplatz fehlt die Laufkundschaft

Doch ein weiterer Außenbereich auf dem Robert-Brauner-Platz würde zur Folge haben, dass bei Veranstaltungen der – vorgeschriebene – Rettungsweg für die Feuerwehr verlegt werden müsste. Dadurch würde der Platz zu klein für Veranstaltungen.

Norbert Menzel, Vorsitzender der IG City Herne, kennt die Diskussion. Er sieht die Gefahr, dass angesichts des veränderten Rettungswegs auf dem Robert-Brauner-Platz keine Veranstaltungen mehr stattfinden könnten. Die Beispiele, die er nennt, sind prominent: Weihnachtsmarkt, Winzerfest, der Martini-Lauf oder Karneval. Menzel hatte mit seinem eigenen Unternehmen den Platz auch schon für ein Kino-Open-Air genutzt. Fänden keine Veranstaltungen mehr statt, sänken auch die Chancen auf verkaufsoffene Sonntage gegen Null. Menzel: „Es besteht die Gefahr, dass auf Dauer keine attraktiven Veranstaltungen mehr in der City stattfinden.“

Beim Europaplatz als Alternative winkt Menzel ab, der passe nicht für die Durchführung dieser Veranstaltungen. Dort fehle die wichtige Laufkundschaft, weil es dort keinen Einzelhandel mehr gebe. Darüber hinaus sei der Europaplatz technisch gar nicht für Veranstaltungen geeignet, weil es keine Strom- und Wasseranschlüsse dort gebe.

Stadtmarketing-Chef: Ansiedlung von Gastronomie ist Ausdruck einer funktionierenden Innenstadt

Der Europaplatz rückt als Veranstaltungsort in den Fokus.
Der Europaplatz rückt als Veranstaltungsort in den Fokus. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Holger Wennrich, Geschäftsführer von Stadtmarketing, hat einen differenzierten Blick auf das Thema: Großflächige Gastronomie mit Außenflächen sei Ausdruck einer funktionierenden und attraktiven Innenstadt. „Das ist eine Entwicklung, die wir uns seit vielen Jahren gewünscht haben und die nicht behindert werden sollte. Die Ansiedlung weiterer Gastronomie ist ein wichtiger Schritt für die positive Entwicklung der City.“

Wenn die am Robert-Brauner-Platz angesiedelte Außengastronomie jedoch soweit auf den Platz ragen und diese bei Veranstaltungen nicht zurückgebaut werden sollte, würden die bekannten Veranstaltungsformate wie zum Beispiel der Weihnachtsmarkt oder das Street Food & Musik Festival dort nicht mehr umsetzbar sein. Durch veränderte Feuerwehrzufahrten würde sich die Veranstaltungsfläche zu stark verkleinern.

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Veranstaltungen sollten dazu dienen, mehr Menschen als üblich in die City zu ziehen und um saisonale Eventangebote zu bieten. Wenn die Gastronomie es jedoch schaffte, dauerhaft diese Ergebnisse zu erzielen, wären Veranstaltungen an dieser Stelle vielleicht entbehrlich. Wennrich: „Diese Bewertung muss offen diskutiert werden.“ Die WAZ, die vom Stadthaus aus einen ausgezeichneten Blick auf den Platz hat, kann jedenfalls eine Entwicklung erkennen: Bei gutem Wetter ist so gut wie jeder Platz der Außengastronomien (Extrablatt, Brinker und Tchibo) besetzt. Wo früher der Passantenlauf nur noch tröpfelte, herrscht jetzt reges Treiben.

Britta Rommel ist an Veranstaltungen auf dem Robert-Brauner-Platz gelegen

Ob der Europaplatz als Veranstaltungsfläche von Beschickern und Besuchern genutzt wird, sei zu klären, so Wennrich. Weil die Fläche, wenn auch nur wenige Meter, vor der Fußgängerzone liege, sei in der Vergangenheit der Zuspruch aus der Veranstaltungsbranche sehr verhalten gewesen. Man müsse abwarten, wie der Platz nach der Fertigstellung des Europagartens wirke und wie man ihn temporär bebauen könnte. Vielleicht ergäben sich daraus Potenziale, die man heute noch nicht erkenne. Ein wichtiges Plus sei auf jeden Fall die gute Sichtbarkeit von der Holsterhauser Straße, die praktische ÖPNV-Anbindung, und das attraktive architektonische Umfeld. Es entstehe dort ein überzeugendes städtebauliches Statement, das eine geeignete Bühne für Events werden könne.

Britta Rommel selbst ist daran gelegen, dass die etablierten Veranstaltungen auf dem Robert-Brauner-Platz bleiben. Die Gespräche mit der Stadt über die Außengastronomie verliefen sehr positiv, sie sei bereit, bei Bedarf Tische und Stühle zurückzubauen, sodass die Feuerwehrzufahrt möglich sei. Auch das Extrablatt habe in der Vergangenheit Platz für Veranstaltungen gemacht. Die Stadt werde ja attraktiv durch Veranstaltungen, deshalb sie ihr daran gelegen, dass sie erhalten bleiben.

>> VORBEREITUNGEN FÜR DAS WIRTSHAUS SIND IM PLAN

■ Die Corona-Pandemie und der Lockdown auch für die Gastronomie haben Rommels Pläne für das Wirtshaus nicht ins Wanken gebracht. Die Eröffnung sei für Ende April oder Anfang Mai geplant, so Rommel im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Baustelle sei im Plan, die Suche nach Personal laufe.

■ Sie habe an den Plänen festgehalten, weil sie und ihr Mann (der Geschäftsführer des Extrablatts ist) überzeugt seien, dass Gastronomie immer eine Zukunft habe.