Herne. Jahrelang sollen in einer Eisdiele in Herne Bargeldgeschäfte an der Steuer vorbei geschleust worden sein. Nun kommt es zum Prozess.
Jahrelang sollen in einer Eisdiele in der Herner Innenstadt Bargeldgeschäfte an der Steuer vorbeigeschleust worden sein. Vor Gericht geht es um einen Millionenschaden und drohende Gefängnisstrafen. Ein Ehepaar (46,56) aus Herne muss sich seit Mittwoch wegen Steuerhinterziehung vor dem Bochumer Landgericht verantworten.
Die Angeklagten sollen von 2011 bis 2017 eine Eisdiele in der Herner Innenstadt geführt und insbesondere Bargeldzahlungen nur teilweise in die Kasse eingebucht haben. Die Anklage errechnet einen Millionenschaden. Auslöser für die Ermittlungen war eine Betriebsprüfung, bei der das Finanzamt Herne offenbar massive Ungereimtheiten, Kassen- und Aufzeichnungsmängel festgestellt hatte.
Sichergestellte Kalender und fragwürdige Kontobewegungen
Neben der Herner Eisdiele führte das Ehepaar parallel auch eine Gaststätte in Niedersachsen. Mit Blick auf die Umsätze und Gewinne sollen die Herner Eheleute die Finanzbehörden ausgetrickst haben, indem sie über Jahre hinweg die Tageseinnahmen durch illegale Bargeldentnahmen künstlich kleingehalten und so bei den Steuererklärungen viel zu geringe Beträge angegeben haben. Die Anklage geht – auf Basis von Schätzungen – von verkürzter Umsatz-, Gewerbe- und Einkommenssteuer in Höhe von 1.097.389 Euro aus.
Zum Prozessauftakt wies der Herner die Vorwürfe zurück: „Wir haben absichtlich keine Beträge versteckt.“ Richter Dirk Reitzig verwies dagegen auf sichergestellte Kalender und fragwürdige Kontobewegungen. Fest steht: Bei einem festgestellten Steuerschaden jenseits der Millionen-Euro-Grenze ist in der Regel eine Bewährungshaftstrafe ausgeschlossen. Urteil: voraussichtlich frühestens am 14. Oktober.