Heiligenhaus. In der Heiligenhauser Süßmosterei ist es ruhig. Durch die schlechte Apfelernte kommen wenig Kunden zur Abgabe. Was das für den Betrieb bedeutet.
Generell wäre der Hof von Thomas Dalbeck gerade voll. Kunden brächten ihre Äpfel – mal in kleinen, mal in großen Mengen – in die Heiligenhauser Süßmosterei, die das Obst im Herbst eigentlich zu Saft verarbeitet. Doch heute herrscht hier, wie schon in den vergangenen Wochen, gähnende Leere.
Auch in der Süßmosterei stehen die Maschinen gerade still. Es gibt keine Äpfel, es gibt nichts zu tun. Der 57-jährige Experte bestätigt: „Ja, die Apfelernte dieses Jahr war schlecht.“ In Zahlen ausgedrückt: „Wir bekommen 25 Prozent von dem, was wir sonst an Äpfeln bekommen.“ So schlecht war die Ernte schon lange nicht mehr. „Klar, wie haben immer wieder extreme Lagen“, bestätigt er.
Heiligenhauser Süßmosterei Dalbeck leidet unter schlechter Apfelernte
Dabei kann er auf Jahrzehnte zurückblicken, denn sein Opa eröffnete die Mosterei kurz nach dem Krieg, er selbst führt den Betrieb nun in dritter Generation. „Vor sieben oder acht Jahren war es auch schon einmal so schlecht.“ In diesem Jahr hatten die Apfelbäume schon geblüht, als es Frost gab und dadurch gingen die Fruchttriebe kaputt. Lediglich ganz frühe Sorten hatten Glück – und auch an den späten Sorten „ist noch ein bisschen was dran“.
Seit jeher kommen Kunden aus einem Umkreis von etwa 35 Kilometern nach Heiligenhaus, um Äpfel aus heimischen Gärten oder von Streuobstwiesen zu bringen, denn Thomas Dalbeck hat in der Gegend die einzige Mosterei. Egal ob es fünf Kilo oder 600 sind, von kleinen bis großen Mengen nimmt er gerne etwas an und ist darauf auch angewiesen. Denn die Dalbecks haben keinen eigenen Anbaubetrieb, sondern verarbeiten lediglich die Früchte der Kunden. Für 50 Kilo Äpfel bekommen die Kunden 40 Flaschen Saft, lediglich die Verarbeitungsgebühr müssen sie zahlen.
Kunden tauschen bei Heiligenhauser Süßmosterei Äpfel gegen Saft
Natürlich ist in den Flaschen dann nicht das eigene Obst, denn ganz so schnell ist der Saft dann doch nicht hergestellt. Wenn die Äpfel angeliefert werden, werden sie zunächst gewogen. Ob es sich um gepflücktes oder Fallobst handelt, ist egal. Reif sollten die Äpfel aber auf jeden Fall sein. Faules Obst wird nicht verarbeitet. Das wird im zweiten Schritt geprüft. Dann werden die Äpfel gereinigt, bevor sie verarbeitet werden. „Durch die unterschiedlichen Äpfel hat dann jeder Saft einen individuellen Geschmack“, erklärt der Experte.
Doch dafür fehlen Thomas Dalbeck nun 75 Prozent der Äpfel. Weniger Saft wird er nach Möglichkeit dennoch nicht produzieren. Denn er rechnet ja mit einem gewissen Bestand. Daher muss er nun das Obst zukaufen. „Wir beobachten, wie der Markt sich entwickelt“, erklärt er. Denn eins ist klar, die Nachfrage ist da, das Angebot jedoch rar. Denn nicht nur in der Region ist die Ernte schlecht ausgefallen, deutschlandweit und auch in den Nachbarländern sieht es nicht anders aus. „In Polen konnten gar keine Äpfel geerntet werden.“ Am Ende „stellt sich die Frage, wie teuer das Rohmaterial ist und wie viel der Kunde bereit ist, für den Saft zu zahlen.“
Bei Tafeläpfeln ist die Situation nicht ganz so schlimm. „Da werden die Ansätze zum Schutz vor Frost besprüht“, erklärt der Fruchtsaftmeister. Dennoch werden die Äpfel in diesem Jahr teurer, da ist Thomas Dalbeck sich sicher. Und auch er wird den Preis für seinen Apfelsaft erhöhen müssen, wie sicher auch die großen Hersteller. Dass es ein schwieriges Jahr wird, das hat Thomas Dalbeck schon gewusst, als der Frost nach der Apfelbaumblüte einsetzte. „Auf das Wetter hat man aber keinen Einfluss“. Er hofft nur, dass die Ernte im kommenden Jahr wieder besser wird. Denn ein zweites, schlechtes Jahr, „das wäre ein Desaster, für die Kunden und natürlich auch für uns“.
Eine gute Sache kann der Heiligenhauser dem fehlenden Ansturm bei der Apfelabgabe dann aber doch abgewinnen: „Wir müssen weniger Aushilfen einsetzen. Denn wie überall, haben wir auch mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen.“