Heiligenhaus. Ist der Rundweg in der Heiligenhauser Abtsküche wirklich so schlecht, dass eine Warnung nötig ist? Warum die Stadt das dementiert, wann die Umbauarbeiten starten.

Viele Wanderrouten und zwei Steige führen durchs Niederbergische und durch Heiligenhaus. Es geht hoch und runter, quer durch Feld und Wälder – begehbar für Menschen, die zumindest einigermaßen gut zu Fuß sind. Wer eine gerade, möglichst barrierefreie Wanderstrecke sucht, muss schon nach Ratingen zum Blauen oder Grünen See, nach Essen-Kettwig an die Ruhr oder an den Rhein nach Düsseldorf fahren – oder eben an den Abtskücher Stauteich. Gute 800 Meter sind es einmal herum. WAZ-Leser kreiden nun an: Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sei der Rundweg nicht mehr nutzbar; sie fordern ein Warnschild.

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„Bei hervorragendem Altweibersommerwetter hatten meine Frau und ich nach langer Zeit, so wie wir es früher, vor der Erkrankung meiner Frau des Öfteren getan haben, den Entschluss gefasst, den Abtskücher Teich zu besuchen, um uns die Vielfalt der dortigen Tier- und Pflanzenwelt wieder einmal anzusehen“, berichtet Klaus Grauwinkel. „Meine Frau ist schwerwiegend chronisch krank, seit einiger Zeit gehunfähig und somit auf den Rollstuhl angewiesen. Was uns dort aber erwartete, hat uns nicht nur enttäuscht, sondern nachhaltig erschreckt“, teilt er in einem Leserbrief mit.

Heiligenhauser Ehepaar fühlte sich auf dem Weg nicht sicher

Der nicht asphaltierte Rundweg sei „aufgrund seines desolaten Zustandes für Rollstuhlfahrer schlichtweg nicht befahrbar“, kreidet er die Situation vor Ort an. „Wir hatten uns dann aber doch entschieden, zumindest das asphaltierte Wegstück vom Parkplatz bis zur Gabelung „Rundweg/Wegstrecke Richtung Velbert“ und zurück zu gehen/zu befahren. Es war ein Abenteuer!“ Kraftfahrzeugen hätte das Paar nicht ausweichen können, „da die Fahrbahndecke zu weiten Streckenteilen großflächig aufgebrochen und zu weiten Teilen zum Teich hin derart abgesunken ist, sodass ein Ausweichmanöver unsererseits unweigerlich zum Umkippen des Rollstuhles geführt hätte.“

Der Rundweg am Abtskücher Stauteich: An einigen Stellen gibt es Schlaglöcher, die bald gefüllt werden sollen.
Der Rundweg am Abtskücher Stauteich: An einigen Stellen gibt es Schlaglöcher, die bald gefüllt werden sollen. © Funke Redaktionsgesellschaft NRW | Katrin Schmidt

Das habe zur Folge gehabt, „dass uns ein von hinten annähernder Pkw bis zum beschriebenen Abzweig im Schritttempo folgen musste. Dies setzte uns natürlich in mehrfacher Hinsicht erheblich unter Druck.“ Auch das asphaltierte Stück des Rundweges sei seiner Meinung nach „in einem erbärmlichen Zustand“ und berge „erhebliche Unfallgefahren für Rollstuhlfahrer. Aus unserer Sicht müsste umgehend schon an der Zufahrt bei den Parkmöglichkeiten eine Beschilderung mit der Aufschrift angebracht werden, dass dieses Ausflugsziel für Rollstuhlfahrer ungeeignet ist“. Die Grauwinkels bedauerten sehr, „dass wir den von uns früher immer gern besuchten Abtskücher Teich nun von unserer Liste möglicher Ausflugsziele streichen mussten“.

Was die Stadt Heiligenhaus zu den Vorwürfen sagt

Erst kürzlich hatte es Beschwerden gegeben bezüglich der maroden Bänke, die nun nach und nach ersetzt werden sollten; bei seinem Rundgang hatte der Fachbereichsleiter der Technischen Betriebe, Benedikt Filmar, sich auch den Rundweg angesehen: „Es gibt Schlaglöcher, die wir bald aufschütten werden, aber eine Gefahr sehen wir hier nicht, auch nicht am Flurweg, denn Autos können passieren, wenn man am Fahrbahnrand geht“.

Und auch in der Verwaltungsspitze ist das Thema längst angekommen: „Der schlechte Zustand der Fahrbahndecke in Teilen des Flurwegs ist bekannt. Abschnittsweise wurde der Flurweg in den letzten Jahren bereits saniert und ist dort auch in einem sehr guten Zustand. Die Erneuerung des Abschnittes ganz im Osten bis zur Stadtgrenze Velbert ist für 2025 geplant“, berichtet der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein.

Ruhrverband wird Mitte November ein Bauunternehmen beauftragen

Im Bereich südlich des Stauteichs müsste vor einer Sanierung der Fahrbahn die Baumaßnahmen des Ruhrverbandes und des Bergische-Rheinischen-Wasserverbandes abgeschlossen sein. „Auf dem Wanderweg werden wir im Laufe des Oktober die gröbsten Schlaglöcher und Unebenheiten begradigen, mit etwas Füllmaterial auffüllen und ordentlich verdichten, sodass hier erst einmal wieder vernünftig gelaufen werden kann. Eine umfassende Sanierung macht aber auch hier erst nach Abschluss der Baumaßnahmen von Ruhrverband und Bergisch-Rheinischem-Wasserverband Sinn“, betont Sauerwein.

„Seitens des Ruhrverbands steht als nächster Schritt der Arbeiten der zweite Bauabschnitt für den Anschluss der Kläranlage Abtsküche an die Kläranlage Essen-Kettwig an“, teilt Britta Balt von der Unternehmenskommunikation auf WAZ-Nachfrage mit. „Für diesen Bauabschnitt läuft aktuell das Vergabeverfahren, sodass der weitere Fahrplan für die Bauarbeiten zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht feststeht.“ Die Detailplanung werde erst in Zusammenarbeit mit dem beauftragten Bauunternehmen erfolgen, mit der Beauftragung sei voraussichtlich Mitte November zu rechnen. Dass die Arbeiten in diesem Jahr noch starten werden, ist fraglich.

Vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) gab es bislang keine Stellungnahme, was die weitere Planung der Baumaßnahme angeht.