Heiligenhaus / Ratingen. Nach aktueller Planung verkehren frühestens 2026 wieder S-Bahnen zwischen Hösel und Essen. VCD fordert Verbesserungen für Heiligenhauser Pendler.
Es war eine niederschmetternde Nachricht für die Heiligenhauser Pendler, die normalerweise die S-Bahn S6 nutzen: Frühestens im ersten Halbjahr 2026 werden wieder durchgehend Züge zwischen Essen und Düsseldorf fahren. So verkündete es die Deutsche Bahn im Mai – mit dem Hinweis darauf, dass die Schäden nach dem Starkregen Anfang des Jahres so umfangreich seien, dass die Reparatur einem Neubau gleichkomme und daher ein Plangenehmigungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) unumgänglich sei. In dem Verfahren müssten auch Umweltbelange berücksichtigt werden, da ein Landschaftsschutzgebiet und ein angrenzendes Naturschutzgebiet betroffen seien.
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Das sieht Iko Tönjes vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) anders: „Nur weil Juristen der Bahn etwas behaupten, ist das ja nicht gleich Gesetz.“ Der VCD halte es für notwendig und begründet, den Wiederaufbau bzw. Ersatzneubau der S6 bei Hösel in der formalen Planung als „Fall unwesentlicher Bedeutung“ einzustufen. „Es ist weder eine wesentliche Änderung der Betriebsanlagen geplant noch sind wesentliche Interessen von Anliegern und Räumen betroffen“, sagt Tönjes: „Dagegen ist die Wiederinbetriebnahme von überragendem öffentlichem Interesse für Menschen und Wirtschaft der Region.“
Darum hält Verkehrsclub förmliche Plangenehmigung in Ratingen für verzichtbar
Damit könne der Verzicht auf eine förmliche Plangenehmigung nach Meinung des VCD gut begründet werden. Tönjes zieht einen Vergleich: „Die Großbaustelle für den erweiterten Ersatzbau der A45-Autobahnbrücke Rahmede gilt auf Antrag der Autobahn GmbH als Fall unwesentlicher Bedeutung.“
Der VCD fordert daher, „dass die Deutsche Bahn für die S6 zügig einen solchen Antrag stellt“. Dadurch könnte aus Sicht der Verkehrsclub-Experten die Wieder-Inbetriebnahme ein Jahr früher kommen.
Ersatzverkehr für Heiligenhauser nach Ratingen-Ost und Essen
Auch am Ersatzverkehr übt der VCD Kritik: Es sei zu wenig, entlang der gesperrten Strecke einen Ersatzverkehr anzubieten, so der Verkehrsexperte, der glaubt, dass das überhaupt nur möglich ist, „weil sich ÖPNV-Nutzer in Deutschland alles gefallen lassen“. Bahnbetreiber sollten seiner Meinung nach verpflichtet sein, „zusätzliches Umsteigen zu vermeiden und die Fahrzeiten in einem erträglichen Rahmen zu halten, also ein optimales Ersatzangebot zu schaffen.“ Dazu würden neue oder erweiterte Direktverbindungen aus den Orten im Korridor der Strecke zum nächsten funktionsfähigen Bahnhof bzw. großen Knotenpunkt zählen – „also beispielsweise von Heiligenhaus nach Ratingen-Ost oder Essen, und das in einem engen Takt“, so Tönjes.