Heiligenhaus. Endlich ein Sommertag: Ist es warm, strömen die Besucher ins Heiligenhauser Heljensbad. Das Bad ist das Einzige in der Region ohne Sicherheitsdienst.
Die Sonne scheint, ein paar Wolken ziehen über den ansonst hellblauen Himmel, das Thermometer zeigt mittags schon 31 Grad an: Jetzt gibt es nur einen Ort, an dem man in Heiligenhaus sein möchte, und zwar im Freibad. Wie die Saison läuft und was Bäderleiter Holger Brembeck zum Thema Sicherheit sagt.
Ein kleiner Junge sitzt auf dem Boden vor dem Kiosk und kreischt um sein Leben: Nein, es gibt jetzt kein Eis und keine Pommes, die Mama bleibt trotz der Tränen standhaft. Doch schon bald ist der Frust vergessen, als das Kind schreiend in Richtung Schwimmbecken rennt. Holger Brembeck beobachtet das alles genau, bleibt aber noch entspannt, denn die Mutter hat ihr Kind ebenfalls im Blick. Das ist aber leider nicht immer so, sagt der Bäderleiter: „Das Thema Sicherheit bleibt leider aktuell. Wir verteilen täglich kostenlos Schwimmflügel, im Hochbetrieb haben wir locker täglich bis zu 20 Kinder, die wir aussortieren müssen, weil sie ohne Begleitung sind“.
Heiligenhauser Badmitarbeiter müssen immer wieder Kinder zu ihren Eltern bringen
So komme es sogar immer mal wieder vor, dass die Eltern im Bad nicht nur recht sorglos ihre Kinder nicht im Auge haben, die nicht mal Seepferdchen haben, „es kommt auch immer mal vor, dass Kinder unbegleitet ins Bad kommen. Da achten wir streng drauf und lassen diese gar nicht erst hinein“, berichtet Brembeck. Doch im Allgemeinen, so der Bäderleiter, sei man durchaus zufrieden mit den Badbesucherinnen und Besuchern: „Wir haben hier viele Familien, es ist eine meist friedliche Atmosphäre. Dass hier aber auch mal an Hochtagen, wenn bis zu 4000 Besuchern im Bad sind, auch ein paar schwarze Schafe dabei sind, das müsste jedem klar sein, der nicht die Augen verschließt. Und es kommen ja auch viele aus anderen Städten“, kommt er auf eine Diskussion bei Facebook zu sprechen.
Da hatte eine Mutter die Zustände im Bad beklagt, Kinder würden von anderen Jugendlichen angemacht, bestohlen und bedroht werden. „Wir sind das einzige Bad in der Umgebung, das noch keinen Sicherheitsdienst braucht. Wir sind dafür bekannt, dass wir hier eine Null-Toleranz-Politik betreiben, jeder, der hier auffällig wird, fliegt raus. Damit kommen wir gut klar, aber wenn wir nicht erfahren, dass etwas passiert, wie sollen wir denn dann reagieren?“ Jederzeit seien sämtliche Rettungsschwimmer (klar zu erkennen am blauen Heljensbad-Shirt) ansprechbar. Brembeck betont aber auch: „Sicherlich darf man vor den geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht die Augen verschließen. Aber ich mache seit 40 Jahren diesen Job und kann sagen, früher war auch nicht immer alles besser, Vorfälle hat es immer schon gegeben. Das heißt nicht, dass wir das nicht ernst nehmen, wir beobachten das sehr genau.“
Wertsachen werden schon seit Jahrzehnten im Schließfach aufbewahrt
Wer Wertsachen mit ins Bad bringen möchte, der habe genug Möglichkeiten, diese sicher einzuschließen, „wir haben zwei Schrankhäuschen im Bad, außerdem gibt es Schließfächer an den Umkleiden“. Die meisten Leute, die an diesem Mittwoch die Erfrischung an der Selbecker Straße suchen, nehmen auch zunächst diesen Weg: Die Sachen werden eingeschlossen, bevor es mit den Handtüchern auf eine der Liegewiesen geht; die vom Bad zur Verfügung gestellten Liegen kommen gut an und sind am Mittag schon alle vergriffen. „So haben wir das schon als Kind gemacht, da haben wir nen Fünfer mitbekommen und hatten keine Handys dabei, die hunderte Euros kosten“, findet Besucher Sascha.
Die Besucher sind generell gut vorbereitet, haben neben Handtuch und Sonnencreme oft Sonnensegel, Picknickdecken, Wasserbälle und aufblasbare Tiere sowie jede Menge Snacks und Getränke dabei. Lange Schlangen auch für Eis und Pommes am Kiosk, und an der Kasse gibt es auch keinen Schock. Viele Familien sind hier, alle Altersklassen, „wir sind ein Spiegelbild der Gesellschaft“, schaut sich Brembeck um. Es ist friedlich, es wird sich gesonnt, gerutscht, im Wasser gespielt und geschwommen, die Menschen genießen es. „Ich hoffe, wir haben noch ein paar mehr solcher schönen Sommertage, bislang ist die Saison das genaue Gegenteil zu der letzten Saison“. Da habe es im Juni Besucherrekorde gegeben, Hitzewelle, jetzt Regenperiode. Sollte das Wetter mitspielen, plant das Badteam noch ein paar Highlights, „das können wir aber erst angehen, wenn es beständiger wird“, verspricht Brembeck.